Gleich in der ersten Minute gab’s einen braven Torschuß der Bayern, solide von Oka Nikolov gehalten, aber dann war die Eintracht dran und ließ nicht mehr ab vom Sturm auf das Bayern Tor. Halil Altintop, Zwillingsbruder des später bei den Bayern eingewechselten Hamit Altintop, ist ein gutes Bespiel dafür, warum trotz der spielerischen Überlegenheit der Frankfurter kein Tor draus wurde. Er ist einfach zu langsam in seinen Entscheidungen. Bekommt er den Ball, überlegt er, wohin damit, schaut sich um und verliert wertvolle Zeit, weil die Bayern sich formieren können und ihm in zwei Drittel der Fälle den Ball abluchsten. Mitten in den Eintrachtdrang kam es überraschend, aber clever gemacht, in der 6. Minute nach Vorlag von Mark von Bommel in den Strafraum zu einem gut gezielten Torschuß von Klose, der den Ball von der Brust herabgleiten ließ und geradeaus ins Tor zum 0:1 schoß.
Dabei blieb es 81 Minuten lang, obwohl die Eintracht es weiter intensiv versuchte und sich Trainer Michael Skibbe bei aller Zufriedenheit mit dem abschießenden Gesamtergebnis fragen muß, was er machen kann, damit aus den erspielten Torchancen seiner Mannschaft auch Tore werden. Denn das ging auf keine Kuhhaut mehr, was hier folgenlos blieb: Ecke nach Ecke und alle Minuten ein Torschuß ins Leere, wo andere Mannschaften zweistellige Ergebnisse erreichten. Mal war Tormann Jörg Butt an der richtigen Stelle, bzw. seine Fingerspitzen, als sie den Schuß von Benjamin Köhler um den Pfosten lenkten, vom stetig verzögerten Altintop sprachen wir schon, aber seine Schlafmützigkeit in der 15. und 16. Minute fielen gar zu sehr auf, filmreif, wie Alex Meier in der 20. Minute den Kopfball ins Tor beförderte, die Massen schon Tor schrieen und dann Daniel van Buyten direkt an der Torlinie den Ball ins Feld zurückgab. Gleich drauf war in der 21. Minute wieder Köhler am Zug, seinen Schuß wehrte Butt erneut ab – doch, er hatte zu tun, der Torwart der Münchner – und inzwischen mußte man sich schon fragen, weshalb die Eintrachtler eigentlich so ungehindert Richtung Tor marschieren konnten. Eine bayrische Abwehr gab es nicht, wenigstens keine, von der man offiziell sprechen könnte. Und das war erst die erste Halbzeit.
In der zweiten kam es noch schlimmer. Da sahen die Münchner kaum mehr die gegnerische Hälfte. Sie kamen nicht zum Spielen, zum Aufbauen von Spielzügen, von Kombinationen und all dem, wofür Bayern München als professionelle Spieler der Spitzenklasse stehen. Sie standen eher neben sich und ließen sich von den Frankfurtern vorführen, hatten aber gleichzeitig das Fußballglück gepachtet, denn sie führten ja mit 0:1. Und in dieser Situation machten sich die Spieler auch noch unbeliebt. Sie flogen dramatisch zu Boden und riefen nach dem Schiedsrichter, forderten Strafen, verzögerten den Verlauf und zeigten insgesamt, daß sie gewohnt sind, auszuteilen, aber mimosenhaft reagieren, wenn sie einstecken müssen. Alles in allem keine gute Vorstellung der Münchner, die uns dazu brachte, unsere Überschrift zu wählen. Die entstammt nämlich einem bestickten Schal: „Danke, Papa, daß ich kein Bayern Fan geworden bin“, der schon vor dem Spiel zum Verkauf angeboten wurde, aber erst nach dem Spiel massenhaft gekauft wurde.
Die Serie der Nichttore ging bei der Eintracht weiter, wobei einerseits der Münchner Tormann Butt glänzte, als er gerade noch in der 49. Minute eine Flanke von Sebastian Jung über die Latte hob, während Pirmin Schwegler in glänzender Abschußposition, also völlig freistehend, dennoch in der 58. Minute am Tor vorbeischoß, wie auch Caio eine Minute drauf ganz dicht am Posten vorbeidrosch. Dann wurde bei der Eintracht ausgewechselt und die neuen und frischen Leute brachten die Wendung. Der erst 18jährige Juvhel Tsoumou (83. Minute für Spycher in seinem ersten Bundesligaspiel) sah seine Chance, als Bayernspieler Alaba den Ball an den Tormann zurückgab, funkte dazwischen und endlich war das längst verdiente, aber angesichts der vielen vergeblichen Torschüsse kaum mehr für möglich gehaltene Tor für die Eintracht zum Unentschieden 1:1 da.
Jetzt brachen alle Dämme und zwei Minuten später war es wieder Alaba, der diesmal von Martin Fenin (74. Minute für Caio) ausgespielt wurde und den Ball millimetergenau an den Innenpfosten lenkte, der von da ins Netz trudelte und das erlösende 2:1 für Eintracht Frankfurt brachte. Das fand dann auch der Bayerntrainer für in Ordnung, der zugab, daß die Eintracht diesen Sieg verdient habe. Tatsächlich hat diese Reservemannschaft die teuren Profis aus München das Fürchten gelehrt und sie öffentlich vorgeführt, wie es den Bayern schon lange nicht mehr passiert ist. Michael Skibbe, der seit dieser Saison Trainer der Eintracht ist und für einen risikoreichen, gleichwohl kämpferischen und offensiven Fußball steht, wunderte sich selbst über seine Mannschaft, der oft Hasenherzigkeit vorgeworfen wird und die drei häßliche Partien und Verluste hinter sich hat: „Kompliment, wie die Mannschaft die Marschroute umgesetzt hat. Sie war tapfer, selbstbewußt und hat sich endlich mal gegen einen großen Gegner nicht ins Hemd gemacht.“