Elsemarie Maletzke, die rund um Frankfurt und im Oberhessischen als Gartenfachfrau bekannt ist, und den Pinnegar ins Deutsche brachte, hat eine eigene Literarische Gartenlust „Rausch und Rache“, ebenfalls bei Heinrich&Hahn, herausgegeben. Auf den Rausch an den blühenden Frühjahrs- und Sommerblumen, folgt die Rache durch den Schlingknöterich, dem keiner entgeht. In der Tat allerdings ist die literarische Gartenlust sehr viel weiter gestreut. Elsemarie Maletzke hat hier Gartenanekdoten von bekannten Namen mit denen von weniger bekannten vereint. Das ist so ein Buch, das man auf der Veranda liegen lassen sollte, so man eine hat, und nach der Gartenarbeit kurzzeitig hineinschauen sollte. Denn vorher nicht, sonst läßt man die Gartenarbeit! Außerdem ist es schon aberwitzig, dies im Winter zu lesen, mit Blick auf einen verschneiten Garten. Aber im Sommer, siehe oben, kommt man angesichts der Gartenarbeit einfach nicht dazu.
Mit der Clematis hat es seine eigene Bewandtnis. Unsere ist widersprüchlich, was nur daran liegt, daß es drei Typen rund um das Haus gibt, die alle unterschiedlich heißen und alle unterschiedlich wachsen, weil sie einen je eigenen Verhaltenskodex für die Gärtnerin aufgestellt haben: die einen muß man schneiden, sonst wachsen sie nicht. Die anderen darf man nicht schneiden, sonst wachsen sie nicht. Aber Erfahrungswissen anzuhäufen, heißt auch viel Ärger durchzustehen. Also suchten wir Rat bei Friedrich Manfred Westphal. Der hat bei Kosmos in der Reihe „Mein schöner Garten “Clematis“ veröffentlicht mit dem Versprechen „mit mein schöner Garten: Profi-Tipps“. Nach der Sichtung des Buches waren wir eigentlich froh, daß wir nur drei Probleme haben, denn die Übersicht über die Möglichkeiten der Clematis ist schier unbegrenzt. Den verschiedenen Hybriden, gestaffelt nach Blühzeiten oder Herkunft sind eigene Porträts gewidmet, die sich sehr weltoffen lesen. Für uns war wesentlicher, die allgemeinen Regeln durchzulesen und solche Fragen wie „Rückschnitt leicht gemacht“ ernst zu nehmen. Gut zu gebrauchen also, dies Büchlein.
Von ganz anderem Kaliber sind solche Gartenbücher wie von Kaevan Gazdar „Herrscher im Paradies“, wo es um „Fürst Franz und das Gartenreiche Dessau-Wörlitz“ geht, was der Verlag Aufbau herausgebracht hat. Der Zeitpunkt war noch vor den großen Feiern dieses auch heute einzigartigen Reiches, das gesehen zu haben, erlebt zu haben, durchwandert zu haben, natürlich noch wichtiger ist, mit oder ohne Feuerwerk. Aber nimmt man dies Buch zur Hand, erkennt man die Dimensionen des von Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817) geschaffenen Gartenreiches erst so richtig. Da ging es nicht nur um Schönheit, wie wir diese Anlage heute sehen, da ging es auch nicht nur um Nützlichkeit, was wir auch noch pflegen, sondern da ging es für einen Zeitgenossen der Aufklärung mindestens um Zweierlei. Die Natur für die Bildung des Menschen zu nutzen, was im dortigen Philanthropin geschah, ist das eine, aber mit Hilfe der Natur sowohl Arbeitsplätze wie Abnehmer neuer Produkte in Mitteleuropa wie Tabak und Wolle zu schaffen, um die Armut der Bevölkerung zu eliminieren und sie gleichzeitig gesund leben zu lassen, ist ein Vorhaben, hinter dem sich Hartz IV weit verstecken muß. Ein eindrucksvolles Buch über eine eindrucksvolle Persönlichkeit und eine Zeit, die sehr viel mehr gesellschaftlich experimentierte, als wir das tun.
Barbara Frischmuth, die österreichische Autorin dagegen, hat mit „Fingerkraut und Feenhandschuh“ ein „Literarisches Gartentagebuch“ vorgelegt, wo die einzige Gemeinsamkeit mit dem aufklärerischen Gartenreich des Fürsten im Verlag besteht, denn auch hier ist der Aufbau Verlag, der sich um unser aller Grün kümmert. Unter Kennern sind die Gartenkünste der in Altaussee, am Rande der Steiermark, wo sie an Oberösterreich angrenzt, was man Salzkammergut nennt, geborenen Schriftstellerin wohlbekannt. Nun muß man sich allerdings diese Gegend erst einmal vorstellen, was man kaum kann, denn sie gehört zu den schönsten Flecken, also mit Bergen und Wasser. Abgeschlossen wie nur was, mit einem weiten Himmel über einen, ist Altaussee immer sowohl Zufluchtsort von Exilanten während des Dritten Reiches gewesen wie auch heute ein Geheimtip. So wohnt dort der im benachbarten Bad Aussee geborene Klaus Maria Brandauer. Und wenn Sie dann noch auf den dortigen Friedhof gehen, finden Sie Prominente beerdigt, aber auch die KZ-Häftlinge von Mauthausen und Ebensee.
Und nun also dieser an den Hang angeschmiegte Garten der Barbara Frischmuth, die dazu sagt: „Solange man glaubt, man würde einen Garten ’schaffen`, ist man weder wirklich bei sich noch beim Garten. Es kann höchstens darum gehen, ihn in die Erscheinung zu locken. Von einem bestimmten Zeitpunkt an ist die Stimme des Gartens, sind forderndes Gedeihen, gar nichtmehr zum Verstummen zu bringen.“ Und genau das beschreibt sie auf den folgenden155 Seiten, die kurzweilig zu lesen sind und die ihren besonderen Duft durch die vielen in den Text hineingestreuten kleinen Farbtafeln und dann den ganz- und mehrseitigen großen Bildern von kleinen Pflanzen und von wuchtigen Panoramen gewinnen. Seien wir mal ganz ehrlich. Man braucht keinen Garten, um an diesem Buch und den vielen Ideen und Reflexionen über die Natur, die des Menschen und die grüne, große Freude zu haben. Selber Gartenarbeit zu kennen, ist dann eher das I-Tüpfelchen, das das Gartenhändchen, den sogenannten grünen Daumen und Herz und Hirn erfreut.
Na, von Garten kann man beim „Handbuch Schweizer Alpen“ von Heinz Staffelbach, erschienen im Haupt Verlag, natürlich nicht sprechen, es sei denn, man nimmt den Begriff des Gartens für Gottes Werk auf Erden. So weit wollen wir nicht gehen, aber den Blick weiten. Nicht nur, weil die Forderung der Schweizer Ausstellung „Freie Sicht aufs Mittelmeer“ von jeher eine der genialsten war, sondern ein Naturführer, wie er hier vorliegt, in die Hand jeglichen Gebirgsreisenden gehört, fahre er nach Süddeutschland, nach Österreich, Frankreich, Italien oder eben die Schweiz. In diesem Buch wird nicht erzählt, sondern zur Sache gesprochen. Es spricht ein Biologe, dessen Forschungsinteresse im Buch genauso deutlich wird, wie seine Liebe zu seiner Sache, den Pflanzen, Tieren, Gestein und Wetter der Alpen, die er dem Städter, dem Touristen, weitergibt. Allerdings ist äußerst wichtig, sich über den Gebrauch zu verständigen. Das Buch ist kompakt, wiegt also auch einiges. Wir sind doppelt verfahren. Wir haben bei Wanderungen einmal Kräuter abgepflückt, sogar verbotenen, wie wir dann merkten, und sie zu Hause mit Hilfe des Buches bestimmt. Das geht ganz leicht, weil die Fotos ausgezeichnet sind. Daneben sind aber auch die jeweiligen Gebilde in Worten wiedergegeben, wobei man eine Fachterminologie lernt wie ’Brutknöllchen“ oder ’Nebenkrönchen` u.a., also lehrreich auch für anderes.
Aber sinnvoller, so fanden wir dann, ist es einfach, das Buch im Rucksack direkt mitzunehmen, weil wir dann mit diesem ’Grundgesetz unterm Arm` uns wie Forschungsreisende fühlten, obwohl wir in der eigenen Heimat unterwegs waren. Aber der Blick ist dann einfach ein anderer, weil er gezielt auf die Natur fällt. Auch das Murmeltier war uns vorher vom Aussehen her nicht bestens bekannt, jetzt schon. Bei den Tieren hätten wir uns für den Winter im Schnee gewünscht, es wären neben den tollen Fotos, den Beschreibungen, den Erklärungen des Wie, Wo und Was, auch Spuren abgedruckt gewesen, also ein graphisches Muster, das uns geholfen hätte, die Spuren im Schnee zuzuordnen. Das tut aber diesem praktischen Buch keinen Abbruch, das wir gerne weiterempfehlen.