Berlin, Deutschland (Weltexpress). Nein, verstehen musste man das nicht, was auf der Bühne des Chinesischen Kulturzentrums Berlin gesagt und gesungen wurde. Was in der fast 10 Millionen Menschen beherbergenden Stadt Nanjing am Jangtse und darum herum in der Provinz Jiangsu gesprochen wird, das ist durchaus Dialekt.
Weniger Jahre, nachdem Nanjing nicht mehr Hauptstadt der Republik China war und diese 1949 zur Volksrepublik China wurde, bildete sich 1958 das Nanjinger Yue-Opernensemble. Yue-Opern werden in der Regel von Frauen aufgeführt. Diese bieten romantischen Liebesgeschichten und also Herzschmerz statt akrobatische und kämpferische Szenen. Passend dazu Kostüme in pastellfarbige chinesische Mode der Jahrhundertwende. 23 Künstlerinnen und Künstler des Ensembles hätten, so ist dem Programm-Faltblatt des Veranstalters zu entnehmen, „zahlreiche bedeutende Stücke inszeniert und namhafte Preise gewonnen, darunter der ‚Pflaumenblüten-Preis‘ und der ‚White Magnolia Award‘ des chinesischen Theaters sowie zahlreiche Gold- und Silbermedaillen verschiedener bedeutender Leistungswettbewerbe in ganz Chinas.“
Wohl geschrieben auch die Auflistung der Stücke: „Naguancen“, „Die Legende von Liu Yi“, „Das Mädchen Mochou“, „Der Traum von Quin Huai“, „Das Mädchen aus einer Adelsfamilie“, „Der Hass des stummen Mädchens“, „Feindseligkeiten im Han-Palst“ und eben auch „Der Traum der roten Kammer“. Der ist auch der Traum im roten Anwesen beziehungsweise vom roten Gemach und als Roman einer der berühmtesten klassischen Romane der chinesischen Literatur aus dem Kaiserreich China, das trotz Brüchen 2.132 Jahre unter verschiedenen Dynastien bestand und 1912, als China Republik und Nanjing Hauptstadt wurde. endete.
„Der Traum der Roten Kammer“ stammt aus der Feder des Schriftstellers Cáo Xuěqín und zählt zudem zu den vier klassischen Romanen Chinas. Franz Kuhn, der den Roman erstmals in Teilen übersetzte, hält ihn noch immer für „eine Art Lebensbrevier der chinesischen Jugend“. Die erste deutschsprachige Vollübersetzung bieten Rainer Schwarz und Martin Woesler. Darin wird der Niedergang der in Peking lebenden Familie Jia erzählt und die Gesellschaft sowie die sozialen Verhältnisse unter der Herrschaft des Kaisers Qianlong berichtet.
Auf die Bühne des Chinesischen Kulturzentrums wurde jedoch keine Gesellschafts- oder Sozialkritik gebracht, sondern Herzschmerz, in dem nur Frauen die Figuren spielen. Dazu heißt es im Programm-Faltblatt: „Lin Daiyu hat in jungen Jahren ihre Eltern verloren und soll nun im Heim ihrer Großmutter leben. Das Mädchen ist bedrückt und traurig. Sie fühlt sich zu ihrem Vetter JiaBaoyu hingezogen und beide verlieben sich ineinander. Baoyus Großmutter erlaubt aber nicht, dass die beiden heiraten. Baoyu soll vielmehr Yue Baochai zur Frau nehmen. Daraufhin inszeniert Cousine Xifeng einen trickreichen Tausch, um Baoyu mit Baochai zusammenzubringen. Als Daiyu davon erfährt, ist ihr Zorn groß und sie stirbt. In der Hochzeitsnacht begreift Baoyu voller Bestürzung, dass man ihm eine falsche Braut untergeschoben hat. Er eilt an die Bahre Baiyus, wo er in Tränen ausbricht. Dann geht er zornig davon.“
Das alles und mehr wurde in sechs Akten eines Frauen-Ensembles der Yue-Oper aus Nanjing auf der Bühne des Chinesischen Kulturzentrums Berlin zum chinesischen Mondfest vor vollem Haus geboten. Ein wenig Mondkuchen gab es anschließend zu kosten.
Ein weitere Vorführung wird am Samstag, den 28. September 2019, ab 19 Uhr in den Gärten der Welt Berlin geboten.