Der Axel Springer Verlag weitet seine Beteiligung an dem türkischen Medienunternehmen Dogan Yayin Holding (DYH) aus. Die Doagn Sirketler Grubu Holding will zuerst eine Kapitalerhöhung durchführen, bevor Springer im Anschluss 29 Prozent des erhöhten Grundkapitals zu einem Preis von umgerechnet 161 Millionen Euro übernimmt. Der Kaufpreis wird jedoch erst im Jahr 2016 fällig und in Abhängigkeit des Börsenkurses der DYH in den ersten drei Monaten jenes Jahres angepasst. Ansprüche Springers gegenüber der Dogan Holding können mit dem Kaufpreis der Aktien verrechnet werden.
Der Verwaltungsrat der DYH setzt sich künftig aus zehn Mitgliedern zusammen. Fünf davon entsendet die Dogan Holding, drei Springer. Entscheidungen des Gremiums bedürfen einer Mehrheit von acht Stimmen. Springer hat zudem das Recht, ein Mitglied für das fünfköpfige Executive Committee vorzuschlagen. Beschlüsse können nicht gegen die Stimme dieses Mitglieds gefasst werden.
Bei der Dogan TV Holding steht eine Kapitalerhöhung an, mit der das Unternehmen seine Schulden reduzieren will. Im Zuge der Kapitalerhöhung verringert sich der Springer-Anteil an dem Unternehmen von 29 auf 19.9 Prozent. Die Wertsicherungsklausel wurde bis 2016 verlängert. Die Ausweitung der strategischen Partnerschaft zwischen dem deutschen und dem türkischen Medienkonzern erfolgte unter dem Vorbehalt, dass das Steuerverfahren und das regulatorische Verfahren der türkischen Medienbehörde gegen die Dogan TV Holding erfolgreich beigelegt werden. Am 24. November findet ein Schlichtungstermin zwischen Dogan und der Regierung statt. Indem Springer für die Investitionszusage ein Ende des Steuerstreits zur Bedingung macht, signalisiert der deutsche Medienkonzern seine Kritik an den Eingriffen in Dogans Medien-Gruppe.
Der Medienmogul Aydin Dogan seinerseits signalisiert Kompromissbereitschaft gegenüber der Regierung und hatte angesichts der Milliardenforderungen angekündigt, einen Partner für seinen Konzern zu finden, um auf diese Weise seinen Einfluss zu verringern. Diese Rolle nun überträgt er an Springer. Bislang hält Dogan 74.5 Prozent an der Medienholding. Mit dem Verkauf des 29-Prozent-Pakets an Springer gibt er dort seine Mehrheit auf. Gleichzeitig gewährt er Springer mehrere Sitze im Verwaltungsrat und im Vorstand seiner Mediensparte.
Die türkischen Steuerbhörden haben die Medienholding Dogan Yayin mit Strafen im Gesamtvolumen von 2.2 Milliarden Euro belegt. Dazu kommt ein Bußgeld der zuständigen Regulierungsbehörde. Die Forderungen übersteigen den Börsenwert des Konzerns bei Weitem. Als Hintergrund für die drakonischen gilt die regierungskritische Berichterstattung der Dogan-Medien. „Das ist eine politische Sache“, sagen türkische Beobachter.
Für den Fall, dass sich Dogan und die Regierung nicht einigen können und der Streit weiter eskaliert, wird ein Zusammenbruch der Dogan Yayin nicht mehr vollständig auszuschließen sein. Um diesem drohenden Abschreibungsbedarf zu entgehen, hat Springer die Wertsicherungsklausel für seine bestehenden Anteile ausgedehnt, die laut Angaben des Konzerns auch dann greifen wird, wenn die gesamte Medienholding in Insolvenz gehen sollte.