Berlin, Deutschland (Weltexpress). Seit 1979, als zum ersten Mal das Spiel „Hase und Igel“ von David Parlett aus dem Verlag Ravensburger gewann, wird in Deutschland der Spielepreis vergeben. In dem Jahr, als Tom Felber Vorsitzender des eingetragenen Vereins Spiel des Jahres wurde, das war 2011, wird auch noch den Preis für das „Kennerspiel des Jahres“.
Kennerspiele seien laut Udo Bartsch für diejenigen gedacht, „die mit dem Spiel des Jahres groß geworden und über die Preisträger intensiver ins Hobby Spiel eingestiegen sind, aber weiterhin auf die Orientierung und Verlässlichkeit der Marke Spiel des Jahres bauen möchten“. Mit anderen Worten: „Spiel des Jahres“ ist für Anfänger, die selten spielen, „Kennerspiel des Jahres“ ist für Fortgeschrittene, die häufiger spielen.
Gegen eine solche Unterscheidung nach einem Vergleich spricht genau so wenig wie gegen eine Unterscheidung nach dem Alter der Spieler, auch wenn nach Søren Kierkegaard „das Vergleichen … das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“ sei.
Die mehrköpfige Jury unter Harald Schrapers, die aus pielejournalisten und -kritikern besteht, verglich einen Haufen Spiele, unterschied und stellte fest, dass unter den Nominierten eines das bessere Spiel war. Die Jury entschied sich für „ein ornithologisches Optimierspiel für zwei bis fünf Spieler ab zwölf Jahren namens „Flügelschlag“ der Autorin Elizabeth Hargrave aus dem Verlag Feuerland (Eppstein-Bremthal).
In einer Pressemitteilung vom 22.7.2019 heißt es dazu: „Mehr als 900 Vogelarten leben in Nordamerika, knapp ein Fünftel davon lässt Autorin Elizabeth Hargrave in ihrem Optimierspiel „Flügelschlag“ flattern – vom Amerikanischen Schlangenhalsvogel bis zum Zwergsultanshuhn. Wer einen Vogel anlockt, spielt die entsprechende Karte in einen für das Tier artgerechten Lebensraum aus. An jedes Gebiet ist dabei eine der Basisaktionen des Spiels gekoppelt, welche mit jedem neuen Vogel aufgewertet wird. Wer bringt beispielsweise die Eier-Maschinerie ins Laufen? Zudem tritt jeder in wechselnden Kategorien mit den Mitspielern in Konkurrenz: Wer zählt die meisten Vögel, die in Bruthöhlen nisten? Wer hat die meisten Vögel im Grasland? An dem elegant und detailverliebt gestalteten „Flügelschlag“ werden nicht nur Vogelliebhaber ihre Freude haben.“
Auch die Begründung der Jury wird mitgeteilt: „Brettspiele und Vogelkunde – also doppelt unsexy und angestaubt? Mitnichten! ‚Flügelschlag‘ präsentiert sich nicht mit zerzaustem Federkleid, sondern ist frisch und en vogue. Thematisch liebevoll und redaktionell sorgsam feingeschliffen: Hier hat Autorin Elizabeth Hargrave ein nahezu makelloses Gesamtkunstwerk geschaffen. Eingängige Spielmechanismen, ein schnörkelloser Ablauf und eine hohe Taktung wichtiger Entscheidungen machen ‚Flügelschlag‘ zu einem wahren Überflieger.“
Das kling wie so oft bei einem Lob nicht schlecht. Ob diese Lorbeeren für das Spiel auch aus unserer Sicht berechtigt sind, das werden wir sehen, denn „der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen dem Blitz und einem Glühwürmchen“, wie schon Albert Einstein zu sagen wusste.
Die beiden anderen Spiele, die nominiert waren, sind „Carpe Diem“ von Stefan Feld aus dem Verlag: alea/Ravensburger und „Detective“ von Ignacy Trzewiczek, Przemysław Rymer und Jakub Łapot aus dem Verlag Portal Games.