So erinnern wir uns noch gut daran, daß wir die Bardot als Puppenschönheit, aber nicht so richtig als Frau sahen, sondern, wie Puppen eben sind, zum Spiel für Männer für geeignet hielten und uns nicht einholen konnten, daß sie, die auf der Leinwand so schlank und rank aussah, nur winzig klein ist im Verhältnis zu Audrey Hepburn beispielsweise. Und wir waren im internen Geschlechterkampf einfach einer wie der Jeanne Moreau zugetan, die uns das Rätselhafte von Frauen in „Jules und Jim“ so unvergleichlich aufzeigte, wie auch im „Fahrstuhl zum Schafott“, wo man die Trompetentöne des Miles Davis nie vergessen wird. Sehen Sie, da passiert schon das, was die Fallen für diejenigen sind, die noch den Beginn dieser beiden Stars verfolgten, wenn auch merklich jünger, waren doch damals nicht nur für unsereinen solche Schauspielerinnen viel wichtiger, als das heute der Fall ist, wo es diese Art Stars überhaupt nicht mehr gibt, sondern eine Legion von mehr oder weniger begabten Schauspielerinnen und vor allem Pop-Sängerinnen. Vielleicht kann am ehesten noch Angelina Jolie diese Funktion übernehmen, aber solche wie Nicole Kidman oder Demi Moore, auch wenn so über sie geschrieben wird.
Und was die Loren angeht, so erinnern wir uns noch gut daran, wie die Presse die beiden italienischen Femmes Fatales aufeinanderhetzte, die schon erfolgreiche Gina Lollobrigida und die aufstrebende Loren, die wir mit dem heraushängenden Busen damals einfach ordinär fanden und deshalb zur Lollobrigida hielten. Tatsächlich hat man damals in der öffentlichen Meinung eine irre Konkurrenzsituation aufgebaut, die heute nur noch ein müdes Lächeln hervorruft, wie man dem auf den Leim gehen konnte. Und – so sind Reifungsprozesse – wir sehen unsere damaligen Vorlieben heute auch ganz anders. Damit ist alles gesagt, was die beiden Bücher, die vorrangig aus Filmbildern oder Fotos bestehen, denen sagen, die das miterlebt haben: man will die Bücher einfach haben und blättern.
Schauen wir also, was sie jungen Leuten sagen – oder sagen können. Und auch da muß man wieder sagen, wer ein Cineast ist, der hat kaum eine Wahl und ist solchen Büchern hilflos ausgeliefert, denn in ihnen sind ja nicht nur die Filme erwähnt und auch besprochen, sondern mit der Lebensgeschichte der Stars wird auch die Entwicklung des Kinos lebendig. So beginnt es bei Sophia Loren mit einer Übersicht über ihr Leben und die Filme in „Schönheit, Sex und Temperament“. Sodann wird Jahrzehnt für Jahrzehnt abgearbeitet, was eine stringente Aufteilung ist. Die 50er, die 60er, die 70er haben eigene Kapitel, die schon in der Überschrift Wahrheiten sagen wie: „Von der Schönheitskönigin zum Filmstar“, „Aufstieg zur Hollywood-Göttin“ und „Unter keinem guten Stern“ und dann die Filme von 1980 bis heute zusammenfaßt unter „Die letzte Diva des Europäischen Kinos“. Herausgeberin ist Hilary Gayner und Manfred Hobsch, der die Texte verfaßte, firmiert auch als „Fachberatung“. Das haben wir nicht so ganz verstanden, aber denselben dann auch bei der Bardot als Textlieferant vorgefunden, während der Bardotband von Edward Sczesnak herausgegeben wurde.
Bleiben wir noch bei Sophia Loren, die als Sofia Villani Scicolone geboren wurde und aus einfachen Verhältnissen stammt und noch unehelich geboren wurde, was in Italien aber durchaus darin mündet, daß die Mütter für ihre Töchter eine bessere, hier glamouröse Zukunft strickten. Daß sie schon 1962 für die Rolle der Cesira in Vittorio de Sicas Drama „Und dennoch leben sie“ den Oscar als beste Hauptdarstellerin gewann, war uns völlig entschwunden, erst recht daß sie ihre erste Rolle schon 1951 in „Quo Vidis?“ spielte. Aber nicht entschwunden war, was die Bilder erneut in Vielfalt zeigen, daß sie mit dem Frauenliebling Marcello Mastroianni filmisch ein Liebespaar wurde, im realen Leben aber eine harte Lebensgeschichte mit ihrem Entdecker und –Förderer Carlo Ponti hatte, der nicht nur ein zwanzig Jahre älterer Filmproduzent war, sondern damals mit einer anderen verheiratet. Ehescheidungen gab es nicht, also mußten beide französische Staatsbürger werden, um eine bürgerliche Ehe führen zu können und so bleibt es eine der Augenfälligkeiten, daß die Frau, die als Sexbombe auf der Leinwand erschien, im wirklichen Leben als Ehefrau und Mutter sich den Respekt verdiente – ohne Skandale oder solche Sachen, die nun wiederum den Werdegang der Brigitte Bardot bestimmten.