Berlin, Deutschland (Weltexpress). Der Videowürfel zeigte es deutlich: Berliner Eisbären 4, Adler Mannheim 1. So und nicht anders lautete das Ergebnis nach 60 Minuten Eishockey in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Aus Adler-Sicht kaum zu glauben, aber wahr.
Der auf dem Papier deutliche Sieg 4:1 (0:0, 2:0, 2:1) lag wohl eher am herausragenden Trikot, die Berliner liefen unter dem Motto „Pink in the Rink“ in Schweinchenrosa auf, als am herausragenden Spiel.
Kurz zur Aktion „Pink in the Rink“. Die Eisbären würden damit „alle Krebspatientinnen und Krebspatienten, deren Angehörige sowie alle Menschen, die in verschiedensten Gebieten mit dieser Krankheit konfrontiert sind, unterstützen“ wollen, verkünden Eisbären und Stefan Ustorf, der aktuell als Leiter für Spielerentwicklung und Scouting der Eisbären Berlin tätig ist, findet es laut Eisbären-Heimatseite „toll, wie die Eisbären-Fans diese Aktion weiterentwickelt haben. Vor allem aufgrund ihres Engagements sehen wir immer mehr Sportteams in Deutschland, die im Oktober diverse Organisationen rund um die schwere Krankheit Krebs unterstützen.“
Toll war ansonsten vor 12.931 Zuschauern in der hohen Mehrzweckhalle an der Spree zwischen Ostbahnhof und Oberbaumbrücke die Dominanz, mit der die von Pavel Gross trainierten Mannheimer auftraten. Gut, dass das Berliner Tor von Kevin Poulin gehütet wurde, der nur einmal hinter sich greifen musste, denn die Adler pfefferten den Puck aus allen Lagen auf den kleinen Kasten. In gewisser Weise gab es eine Gegenwehr der Gastgeber, ja, aber die bestand nicht in Körpereinsatz oder Schnelligkeit oder prächtigem Passspiel oder, oder, oder.
An Harmlosigkeit und Hilflosigkeit war das kaum mehr zu überbieten, was die Berliner, die vergangene Saison noch Vizemeister wurden, boten. In den ersten 20 Minuten kamen die Hauptstädter nur auf eine Hand voll Schüsse, einige zählten sogar sechs, auf des Gegners Gehäuse. Poulin musste hingegen 18 Mal halten.
Ein Pfiff beziehungsweise ein Foul veränderte alles. Brent Raedeke checkte Daniel Fischbuch abseits vom Spielgeschehen angeblich zu spät und wurde dafür mit einer Spieldauerstrafe vom Eis geschickt (31.). Die Adler mussten fünf Minuten in Unterzahl spielen. Knapp drei Minuten hielt die um einen Mann reduzierte Abwehr, dann trafen James Sheppard (34.) und Michael DuPont (35.). Verkehrte Welt? Mancher aus Mannheim wischte sich die Augen.
Zwar spielte Adler Mannheim unverdrossen weiter, doch die überraschende Führung gleich mit zwei Toren gab den Berliner Eisbären Halt, auch wenn Matthias Plachta im Abschlussdrittel seine Mannschaft ran brachte (45.). Poulin, der wegen seiner Augenverletzung wenig trainieren könnte, griff bei einem offenen Schuss schlicht daneben. Das war sein einziger Missgriff in diesem merkwürdigen Punktspiel mit gnadenlos effektiven Eisbären.
Auf Plachtas Anschlusstreffer reagierten die Hausherren richtig. Sie zogen sich nicht noch weiter zurück. Der in dieser Saison unermüdliche und äußerst torgefährliche Jamie MacQueen (48.) erhöhte auf 3:1 und Neuzugang Brandon Ranford (49.) stellte den 4:1-Endstand her.
Neben dem herausragenden Poulin spielte vor allem Florian Kettemer noch ordentlich wie Florian Busch, der wieder in der Abwehr auflief, aber auch die Verteidigung mit DuPont und Adam sowie Richmond und Baxmann konnten die vielen Schüsse der Adler (70 laut DEL-Statistik), von denen 50 laut DEL aufs Tor gekommen sein sollten, nicht verhindern. Neben Poulin, Kettemer ist auch MacQueen eine Bank.
Doch der auf dem Papier klare 4:1-Sieg für die von Clément Jodoin trainierten Eisbären ist bloße Augenwischerei. Was Berlin braucht, das wären ein zwei starke Abwehrspieler und Angreifer. Einer wie Nicholas „Nick“ Petersen wird nach wie vor schmerzlich vermisst. Angriff ist und bleibt die beste Verteidigung, doch dafür reichte es gegen die Adler nur selten, auch wenn die Berliner laut Statistik 28 Schüsse aufs Adlergestell abgaben und vier ins Tor gingen.
Mannheim ist nicht nur die Mannschaft der Stunde. Die Adler sind alleine aufgrund ihres Auftritts in Berlin ein heißer Kandidat für die Meisterschaft und haben beispielsweise mit Benjamin „Ben“ Smith einen richtig guten Spieler in ihren Reihen. Alle Achtung. Gross fehlt allerdings noch ein Top-Torhüter wie Kevin Poulin oder Petri Vehanen, der in der Halle war und einen echt guten Nachfolger sah.