Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Pleite nach Pannen mit Air Berlin brachte auch strahlende Gesichter. Beispielsweise freute sich Peter Fankhauser, der Chef der Condor-Muttergesellschaft Thomas Cook Ende vergangenen Jahres darüber, dass Veranstalter ihre Kunden mehr denn je mit Condor in den Urlaub schickten.
Dafür konnte Condor auf der Resterampe des Billigfliegers mit Sitz in Berlin und Basis auf dem Berliner Flugplatz Tegel zuschlagen und ging leer aus. Condor scheint das Tal der Tränen durchflogen zu haben und trägt wieder zum Früchte, also zum Ergebnis des in London ansässigen Reisekonzerns, der auf den namen Thomas Cook Group (TCG) hört und als Kapitalgesellschaft in Form einer Form einer Public Limited Company an der Londoner Börse gelistet ist, bei. Die TCG unterhält noch eine Filiale in Oberursel bei Frankfurt am Main als Thomas Cook GmbH, nicht zuletzt, weil in der Veranstaltung neben Condor noch die Firma des Pauschalreise-Pioniers der Bundesrepublik Deutschland, Josef Neckermann, steckt.
Kein Wunder also, dass die TCG`ler weiter für Produkte unter dem alten Namen Neckermann werben, der von dem Mann zur Marke verkommen ist.
In einer Pressemitteilung der Thomas Cook GmbH vom 11.6.2018 wird Stefanie Berk, Geschäftsführerin Thomas Cook Central Europe & East zitiert: „Als Pionier der Pauschalreise bieten wir mit der Marke Neckermann Reisen unseren Kunden bereits seit 55 Jahren Qualitäts-Urlaub zu attraktiven Preisen“, soll sie auf Rhodos gesagt haben.
Dabei hat sie das, worüber sie angeblich gesprochen zu haben scheint, nicht erfahren. Das ist alles Schnee von gestern wie Neckermann und längst verflossen.
Dass die Share- und Stakeholder-Value-Kapitalisten der TCG-Veranstaltung profitorientierte Interessen haben, das hingegen glauben wir gerne wie die Behauptung der Sprecher und Schreiber von der Abteilung Totale Reklame – wie wir das nennen -, die sich nach außen als Presse- und Öffentlichkeitsangestellte ausgeben, dass das „Angebot kontinuierlich weiter entwickelt“ werde, denn das kann alles heißen und auch nichts.
Nachfragen können kritische und unabhängige Journalisten nicht, denn nach Rhodos zur Winterprogramm-Präsentation wurden nach Angaben aus Oberursel nur ein Dutzend Hofberichterstatter eingeladen, die, wie wir, aus Erfahrung klug, erkenntnisreich vermuten, höchstens „Nachfragen zum besseren Verständnis“ des Vorgekauten stellen.
Das Dutzend auf der größten der Dodekanes-Inseln bekam Sätze wie „im Fokus stehen … unsere Kundenversprechen Qualität, Service und Verlässlichkeit“ zu hören und ansonsten Wein eingeschenkt.
Bei Wasser auf dem größten Berg Berlins, dem Prenzlauer Berg, fallen uns Fragen ein wie diese: Wird TCG mit dem auf Rhodos präsentierten Programm 2018/19 wie letzten Winter ein Plus von fünf Prozent machen?
Wieviel wird das „Sunny Heart“ genannte Paket, bei dem ausschließliche Hotelbuchungen mit zusätzlichen Leistungen kombiniert und gekauften werden können, zum Plus beitragen?
Eine dieser Zusatzleistungen sei beispielsweise das „Meine Sonnenliege“ genannte Angebot, das „bereits fünf Prozent der Gäste, die diesen Service buchen können“ nutzen würden.
Berk scheint darin einen Beleg zu sehen, dass die TCG damit richtig liege, „die Kundenwünsche bei der Produktentwicklung in den Mittelpunkt zu stellen“.
Ansonsten scheint die Frau „Millennials“ ausgemacht zu haben, die sich wünschen würden, „den Urlaub mit Gleichgesinnten fernab des Mainstreams in ‚Instagram‘-tauglicher Umgebung zu verbringen“.
Wer diese Typen nicht treffen will, der möge sich vorher beim Londoner Tourismuskonzern und seinen Töchtern und Tanten in Oberursel und so weiter erkundigen, in welcher Umgebung die sich rumtreiben. Hoffentlich nur in den zum Konzern gehörenden Hotelmarken „mit passgenauen Konzepten“. Die werfen wohl Kohle ab, denn Berk soll auf Rhodos davon gesprochen, dass TCG mit den „eigenen Hotelmarken … ein Buchungswachstum von 25 Prozent“ verzeichne. Wachstum, wo immer man in der Pressemitteilung liest.
Vielleicht sollten die Aktionäre an diesen für Hofberichterstatter und solche, die es werden wollen, ausgerichteten Märchenstunden teilnehmen oder diese für die besagten und Pressevertreter genannten Leute verschickten Pressemitteilungen lesen, dann würde vielleicht die Aktie in London nicht so tief ins Tal sinken wie momentan.