Die Adler trainierten unter der Woche wie gewohnt und hielten sich ansonsten bedeckt – man weiß um die Stärke der Cardinals. Schon vor dem Hinspiel in Berlin warnte Adler-Headcoach Shuan Fatah vor der in Deutschland ungewöhnlichen Spielweise des Gegners. Dieser agierte in seinen bisherigen Spielen hauptsächlich durch Laufspiel, welches sich durch mehrfache (auch angetäuschte) Ballübergaben für den jeweiligen Konkurrenten als schwer ausrechenbar zeigte. An jenem Tag in Berlin war dieser gefürchtete Laufangriff aber nicht existent und kurioserweise erzielte die Mannschaft ihren einzigen Touchdown durch einen Pass – nicht mehr als ein Schönheitsfleck auf der bis dahin noch weißen Weste der Berliner. Es zeigte sich aber, dass man sich durchaus auch während eines Spieles auf einen Gegner einzustellen weiß.
Um 5 Uhr machte sich das Team der Adler auf die mehr als 500 km lange Tour nach Essen. Gegen 12 Uhr eingetroffen, begannen gleich die üblichen Vorbereitungen. Knapp 3 Stunden später liefen beide Teams ein und es konnte losgehen”¦
Nach gewonnenem Coin Toss und einem schönen Kickoff-Return von Hemaseh Heidary über 25 Yard begannen die Adler mit ihrem ersten Drive. Doch irgendwie war die Offense noch nicht richtig auf dem Feld. Rene Horschig fumblete und die Gastgeber übernahmen den Ball in der Hälfte der Berliner. Die Essener ihrerseits konnten ihre erste Angriffssequenz mit einem 32 Yard Fieldgoal, ausgeführt von Kicker Sascha Jungblut, abschließen. Von der Teamzone der Gäste aus gesehen schien der Kick rechts vorbei zu gehen (für einen Moment war der Goalpost verdeckt), aber die Referees gaben ihn gut und so stand es 0:3 aus der Sicht der Adler. Es lief also an wie fast immer: Die Adler sind im ersten Viertel selten richtig wach.
Nach dem anschließenden Kickoff, wieder von Hemaseh Heidary returniert, einem anschließenden 16 Yard Lauf von Runningback David McCants und mehreren nicht so erfolgreichen Lauf- bzw. Passversuchen, versuchte Adler-Kicker Benjamin Scharweit ein 52 Yard Fieldgoal zwischen die Stangen zu kicken – der Versuch war etwas zu kurz und zu weit rechts. Anschließend wechselte das Angriffsrecht hin und her. Dann leisteten sich die Gastgeber ihren ersten Fumble des Tages. Es sollten noch einige folgen”¦ Den Fumble eroberte Sigfrid Franz und kurz danach endete das erste Viertel. Nach dem Seitenwechsel waren die Berliner nicht in der Lage, aus dem gewonnenen Angriffsrecht Kapital zu schlagen. Zwei Holding-Strafen machten den zweiten guten Lauf von David McCants zunichte und Sebastian Karl im, an diesem Tag, weißen Trikot der Adler, puntete den Ball bis an die 6 Yard Line der Gastgeber. Deren Offensivabteilung musste ganz schnell wieder vom Feld, nach 3 vergeblichen Versuchen, betrat der Adler-Angriff selbiges und der nächste schöne Lauf von David McCants ging über56 Yard – 1st and Goal war das Ergebnis. Der quirlige Amerikaner war von der Cardinals-Defense einfach nicht zu stoppen. Nach einem kurzen Lauf von Backup-Runningback René Csonka war es QB Jon Grant, der den Ball per Lauf über die Goalline beförderte. Kicker Benjamin Scharweit sorgte mit seinem PAT für den 7:3 Zwischenstand.
Das war aber noch nicht das Ende der 1.Halbzeit, auch wenn die Gastgeber mit ihren Angriffsbemühungen bis zur nahenden Pause keine Akzente weiter setzen konnten. Das Special Team konnte sich aber nochmal auszeichnen, indem es einen weiteren Fieldgoalversuch des Gästekickers blocken konnte.
Wer gedacht hatte, dass sich das Spiel nach der Halbzeit besser für Essen entwickeln würde, sah sich getäuscht. Zwar bewegten die Gastgeber in 3 ½ Minuten den Ball bis in die Adler-Hälfte, zählbares kam aber nicht heraus und per Punt verabschiedeten sich die Gastgeber vom Angriffsrecht. Nun war der Zeitpunkt gekommen, den Höhepunkt des Spiels zu bewundern: Über 82 Yard lief der Runningback der Berlin Adler David McCants zum Touchdown und krönte damit seine außerordentliche Leistung an diesem Tag. Das war dann auch, für jeden sichtbar, die endgültige Wende in diesem Spiel. Die Adler rotierten innerhalb ihrer Formationen munter weiter und die Cardinals mussten ihrem eigenen, äußerst kräfteraubenden Spiel Tribut zollen. Immer mehr Konzentrationsschwächen machten sich bemerkbar. Die Adler konnten einen Fieldgoalversuch blocken und nachdem der Ball wieder vom Gastgeber bewegt werden sollte, war es Oliver Flemming; der einen weiteren Essener Fumble sichern konnte.
Zu Beginn des letzten Spielabschnittes verwandelte Benjamin Scharweit sein zweites Fieldgoal zum Stand von 17:3. Damit war das Spiel wohl auch für die Anhänger der Cardinals entschieden, sie waren kaum noch zu hören. Und schon wieder gab es einen Fumble auf Seiten der Essener. Pierre von Rymon Lipinsky, neu aus dem Jugendteam der Adler zu den Herren gewechselt, nahm zuerst die Glückwünsche seiner Mitspieler und dann den Dank des mitgereisten Berliner Publikums entgegen – sein 28 Yard Return nach dem Recovery soll an dieser Stelle natürlich nicht verschwiegen werden. Mit einem 10 Yard TD-Pass auf Sebastian Judis beendete QB Jon Grant den nachfolgenden Drive, Benjamin Scharweit kickte den PAT zum 24:3.
Wie sich die Bilder gleichen! Mitten im letzten Viertel nahmen sich die Adler, wie im Hinspiel auch schon, eine gedankliche Auszeit und prompt schlug der Ball in ihrer Endzone ein. Der Pass von Ronald Curley auf Lenni Gödde und der anschließende Extrapunkt von Sascha Jungblut markierten das 24:10.
Abstimmungsprobleme innerhalb der Mannschaftsteile, die zu diesem Zeitpunkt (zumindest auf Berliner Seite) fast nur noch aus Backups bestanden, ließen den Ball noch mehrfach wechseln, Benjamin Scharweit stellte mit einem 20 Yard Fieldgoal den 27:10 Endstand her. Nach 2 ½ Stunden beendete die umsichtig leitende Schiedsrichtercrew das Spiel.
Auch an diesem Tag waren die Hauptstädter eine Nummer zu groß für den Aufsteiger, auch wenn von diesem ein paar „Big Plays“ zu sehen waren. Die resolute Laufverteidigung der Adler ließ die Gastgeber wieder oftmals nicht so richtig zur Entfaltung kommen und provozierte somit zwangsläufig viele Fehler.
Die Adler haben ihre Hausaufgaben gemacht und wieder vorgelegt. Es ist nun an den Ostseestädtern aus Kiel, ihre Chance auf den ersten Tabellenplatz der GFL-Nord zu wahren. Da der Vorjahresfinalist seine beiden Spiele vor dem letzten Spiel der Berliner bestreiten muss, können sich die Kiel Baltic Hurricanes keinen Ausrutscher leisten.
Für die Berlin Adler geht es am 23.08.2009 ab 15 Uhr gegen die Braunschweig Lions in einem hoffentlich gut gefüllten Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark um den Ambrosius-Bowl und die Meisterschaft der GFL-Nord. Die Adler haben es selbst in der Hand!