Sevilla, Andalusien, Spanien (Weltexpress). Nicht, dass der Sevilla Fútbol Club nur in Andalusien ein Großer, aber außerhalb der angeblich autonomen Region in Spanien ein Kleiner ist. Zwar gewann dieses Fußball-Unternehmen jede Menge andalusische Pokale, aber nur 1946 die Meisterschaft in Francos Groß-Spanien. Immerhin konnte sich die bei uns als FC Sevilla bekannte andalusische Veranstaltung den UEFA Pokal mehrfach abholen und zwar in diesem Jahrhundert, also in den Jahren 2006, 2007, 2014, 2015 und 2016.
Ganz anders der FC Bayern München, der alte, amtierende und neue Meister der Bundesliga. Der Rekordmeister, der in einer der langweiligsten Ligen der Welt um Punkte spielen muss.
Immerhin gibt es eine Art europäische erste Liga, die allerdings alles andere ist denn eine der Meister. Das Los brachte die Viertelfinal-Begegnung FC Sevilla – FC Bayern München. Und das erste Spiel fand gestern im Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán statt, in dem rund 40 000 Zuschauer Platz fanden.
Bayern-Trainer Jupp Heynckes weiß, was 40 000 Fans in Spanien anrichten können und stellte seine Startelf defensiver auf als in der Bundesliga. Arturo Vidal und Thiago Alcántara durften von Beginn an ran. Arjen Robben wurde zum Auslaufen der Bayern in der letzte Viertelstunde gebracht. Dass die Gastgeber mehr Zweikämpfen in den ersten 45 Minuten gewannen, dafür konnte Robben nichts. Dem FCB fehlte vor allem ein funktionierendes Zentrum, ein offensives Mittelfeld und zwar in der Mitte des Feldes und also vor dem Defensivgestalter Javi Martinez. Bester Angreifer aus München war – oh, Wunder – Franck Ribéry. Er spielte Gegner auf kleinster Fläche aus, gab Vorlagen wie die zum 1:1, die Jesús Navas unhaltbar für seinen Torhüter David Soria einnetzte (37.).
Dass Sevilla gegen München nicht höher führte, das lag vor allem daran, dass Männer wie Pablo Sarabia nicht immer treffen und solche wie Franco Vázquez selten.
Zu Beginn der zweiten 45 Minuten kamen die Gäste wie verwandelt aus der Kabine. Sie sorgten sich um Ballbesitz und übten Druck aus. Dazu trugen auch die von Heynckes eingewechselten James und Rafinha bei. Bei einem der bajuwarischen Angriffe köpfte Thiago aufs gegnerische Tor. Der Treffer wurde ihm gutgeschrieben, obwohl Sergio Escudero den Ball entscheidend ablenkt.
Vor allem der Wille basiert auf Können war es, der Bayern München auf die Siegerstraße brachte, zumal sie nach der Pause auch durften. Die andalusischen Männer mussten ihrem nicht ungefährlichen Konterspiel und frühem Verteidigen Tribut zollen und wurden müde.
Für das Rückspiel am kommenden Mittwoch in München verschafften sich die Münchner Bayern im Krachmacherkessel des Estadio Ramón Sánchez Pizjuán eine gute Ausgangsposition und die Erkenntnis, dass auch Arbeitssiege zählen.
Vielleicht wirkt das Operettenambiente in München auf die Fußballer aus Sevilla einschläfernd und der FC Bayern gewinnt wieder.