Berlin, Deutschland (Weltexpress). Es war ein historischer Sieg, erstmals in der Vereinshistorie gelang den Kickern aus der Wuhlheide ein Sieg über den 1. FC Nürnberg. Beim durchblättern des wieder sehr informativen Stadionheftes erfahren wir, dass nicht einmal den Vorgängervereinen des 1. FC Union ein Sieg vergönnt war. So endete ein Freundschaftsspiel in Nürnberg am 1. Weihnachtsfeiertag 1919 mit 0:6 und ein halbes Jahr später lud sich der SC Union Oberschöneweide zum Eröffnungsspiel des Sportparkes Sadowa (wurde nach 1945 zum Stadion An der Alten Försterei umgebaut) den 1. FC Nürnberg ein. Das Spiel endete am 7. August 1920 vor 7.000 Zuschauern mit einem 2:1-Sieg für die Gäste aus Franken.
Sehr viel Wasser ist inzwischen von der Wuhle in die Spree geflossen. Die Bilanz der Unioner in der 2. Liga gegen Nürnberg hatte sich nicht verbessert, in der Saison 2003/04 setzte es 2 Niederlagen. Anschließend trennten sich die Wege der Clubs. In der Saison 2014/15 traf man sich wieder und Union verlor beide Spiele. In der darauffolgenden Saison gelang wenigstens im Heimspiel am 6. November 2015 ein 3:3-Unentschieden, beim Auswärtsspiel setzte es eine 2:6-Klatsche. Union gewann wenigstens die erste Halbzeit mit 2:0. In der aktuellen Saison war in Nürnberg wieder nichts zu holen. Union kassierte in jeder Halbzeit einen Treffer und fuhr mit einer 0:2 Niederlage heim.
Die Voraussetzungen vor dem 25. Spieltag waren günstig, die schreckliche Bilanz gegen Nürnberg aufzubessern. Die letzte Niederlage kassierten die Eisernen am 16. Spieltag in Heidenheim, 5 Siege in Folge, während Nürnberg, der Fast-Aufsteiger aus dem letzten Jahr, sich eher durch die Saison quält. Nach 3 Niederlagen in Folge wurde Trainer Alois Schwartz entlassen. Die Niederlage im Ortsderby gegen Greuther Fürth war zu viel für die Verantwortlichen. Bis auf weiteres hat Michael Köllner den Posten des Chef-Trainers bei den Franken übernommen. Eine interessante Personalie, Köllner war im Sommer 2016 als Leiter des Nachwuchszentrums und Trainer der U21 Mannschaft geholt worden. Zuvor war der 48jährige u.a. im Bereich Nachwuchsförderung beim bayerischen Fußballverband und beim DFB tätig gewesen. Er ist Mitautor zweier Bücher über Trainingsmethodik und Talentförderung. Das erste Spiel unter seiner Leitung wurde immerhin gewonnen.
Vor dem Spiel gegen Nürnberg wurden Sören Brandy und Collin Quaner gebührend verabschiedet. Sie bleiben Fußballgötter ! Verabschiedet wurde auch Elvira Hentschke, die langjährige Mannschaftsbetreuerin. Wer Christoph Quiring bei der Verabschiedung, zu recht, vermisste, er war dienstlich verhindert und stand ab 55. Minute in Zwickau für seinen neuen Verein Hansa Rostock auf dem Platz. (die Partie der 3. Liga endete 2:2)
Unions Trainer Jens Keller betätigt sich weiter als Serien-Killer, so leitete Pressesprecher Christian Arbeit die Pressekonferenz ein. Es war ein hartes Stück Arbeit. Die Nürnberger schafften es mit einem 4-1-4-1 System erfolgreich die vertikalen Passwege zuzustellen. Es dauerte bis zur 30. Minute bis ein Raunen über eine verpasste Großchance zu vernehmen war. Zunächst vergab Nürnbergs Salli – versuchte mit einem Fernschuss Mesenhöler zu überwinden – eine gute Möglichkeit, im Gegenzug scheiterte Polter. Bis zur Halbzeitpause erspielten sich die Eisernen weitere 2 gute Möglichkeiten. Torlos wurden die Seiten gewechselt.
Die zweite Halbzeit bot zunächst ein unverändertes Bild. Verletzungsbedingt musste Parensen in der 51. Minute vom Feld. Seinen Platz als linker Außenverteidiger nahm Fabian Schönheim ein. In der 64. Minute hätte Beherens die Nürnberger in Führung bringen können. Er verfehlte das Tor nur knapp. Bis dahin boten die Gluberer einen souveränen Auswärtsauftritt. Der Gästeblock war sehr gut gefüllt. Die Auswärtsauftritte sind nicht das große Problem, eher im Gegenteil, von den Reisen wurden bislang mehr Punkte gebracht, als im heimischen Stadion erspielt wurden.
Jens Keller und seine Spieler wollten den Sieg. In der 74. Minute kam Hosiner für den Kapitän. Felix Kroos räumte seinen Platz. Ein zusätzlicher Stürmer sollte den Druck verstärken. Kaum war die Einwechselung vollzogen, war das Spiel für ca. 6 Minuten unterbrochen. Dr. Jochen Drees, im Hauptberuf Arzt, betreibt eine Praxis in Münster-Sarmsheim, brauchte eine Behandlungspause und verschwand in den Katakomben. Alles wartete auf den Schiedsrichter, die Spieler hatten sich vor ihren Bänken eingefunden, Trinkpause und Entgegennahme von taktischen Anweisungen für die restliche Spielzeit. Auf der Anzeigetafel stand noch die Null.
Die Pause nutzte den Eisernen. Hedlunds Schuss wird geblockt, das war in der 80. Minute. Der Torschrei war schon fast vollendet, doch Polters Schuss prallte vom Pfosten zurück. In der 83. Minute bugsierte der eingewechselte Hosiner das Spielgerät in die Maschen, genauso wertvoll war die Vorlage von Skrzybski. Ein kleiner Moment der Unaufmerksamkeit wurde bitter bestraft. Die Behandlungspause für den Schiedsrichter wurde natürlich auf die Spielzeit angerechnet. Es gab 6 zusätzliche Spielminuten. Die Eisernen brachten den Vorsprung in das Ziel. Dann wurde er eingeblendet, der Tabellenstand nach 25 von 34 absolvierten Spielen. Union Berlin eroberte sich die beste Aussicht, Spitzenreiter, Spitzenreiter hallte es durch die Wuhlheide.
Es wird langsam ernst. Der Schlussspurt steht bevor. Die Heimaufgaben lauten Aue, Kaiserslautern, Sandhausen und Heidenheim und auswärts wartet ein Hammerprogramm. Die direkten Mitbewerber warten. Auf jeden Fall als Tabellenführer reisen die Eisernen nach der Länderspielpause nach Hannover, dort hat man den Trainer gewechselt und das sportliche Management ausgetauscht. Nervosität herrscht auch in Stuttgart. In diesem Jahr würde ein verpasster Aufstieg doppelt weh tun. In kommenden Bundesliga-Saison steigen die Einnahmen der Clubs aus den TV-Rechten.
Spieldaten
1. FC Union Berlin
Tor: Daniel Mesenhöler Abwehr: Christopher Trimmel; Roberto Puncec; Toni Leistner; Michael Parensen (ab 52. Fabian Schönheim) Mittelfeld: Stephan Fürstner; Damir Kreilach; Felix Kroos (ab 74. Philipp Hosiner) Angriff Steven Skrzybski; Simon Hedlund (ab 90. K. Redondo); Sebastian Polter 4-3-3
1. FC Nürnberg
Tor: Raphael Schäfer Abwehr: Dennis Lippert; Georg Margreiter; Dave Bulthuis; Miso Brecko Mittelfeld: Ondrej Petrak (ab 88. Dominic Baumann); Tobias Kempe (ab 79. Mikael Ishak); Eduard Löwen; Hanno Behrens; Edgar Salli (ab 61. Lukas Hufnagel) Angriff: Kevin Möhwald; 4-1-4-1
Endergebnis: 1:0 (0:0)
Torfolge/Torschützen: 1:0 83. Min/Philipp Hosiner
Zuschauer: 21.210 am 20.03.2017 im Stadion An der Alten Försterei
Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees; Christoph Bornhorst; Norbert Grudzinski; Felix-Benjamin Schwemmer
Wetter: angenehmes (10 Grad C), trockenes Wetter unter Flutlicht