Berlin, Deutschland (Weltexpress). Endlich. Ein Sieg. Ein Sieg am 48. Spieltag der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) über einen unmittelbaren Konkurrenten um den Einzug in den Stichkampf für den Stichkampf. Ein Sieg, zu dem die neuen Eisbären Louis-Marc Aubry und Charles Linglet je ein Tor beisteuerten. Ihre ersten Tore. Endlich. Auch die Kulisse stimmte mit 13.141 Zuschauern beim 4:1-Heimsieg am späten Freitag nach Feierabend über Fischköppe aus Bremerhaven in der hohen Halle an der Spree.
Der Sieg scheint deutlich, er war aber umkämpft. Im zweiten Drittel schienen die von Thomas Popiesch trainierten „Fischtown Pinguins“ dem 1:1-Ausgleich näher als die Berliner Eisbären ihrem zweiten Treffer. Am Ende zählt Effizienz, am Ende zählen Tore. Und das Ergebnis stimmt zuversichtlich wie auch das Gefühl, dass das Glück dem Tüchtigen hold war.
Dabei begannen die Gäste von der Küste druckvoll und kamen zu ersten Möglichkeiten. Als allerdings Jeremy Welsh für zwei Minuten auf die Strafbank musste (4.), gelang Neuzugang Aubry beim Überzahlspiel der Berliner das 1:0 (6.). Das erste Tor des Punktspiels war zugleich der erste Treffer des Kanadiers in seinem vierten Spiel in der DEL für die Eisbären.
Bremerhaven hielt nicht nur dem weiteren Druck der Berliner stand sondern weiter mit. Allerdings gelang den Gästen bei ihrem ersten Überzahlspiel, Alexander Roach saß für zwei Minuten auf der Strafbank, trotz aufrechten Bemühens kein Treffer.
Vor allem im zweiten Drittel zeigten die Liga-Neulinge von der Wesermündung einen starken Auftritt. Zudem gewannen sie deutlich mehr Bullys, schossen häufiger und sogar öfters aufs Tor als die Gastgeber. Doch Petri Vehanen hielt seinen Berliner Kasten sauber. Der Finne ist und bleibt einer der Top-Torhüter der DEL.
Die Begegnung wurde härter und dreckiger. Gerald Kuhn teilte gegen den Kanadier Spencer Machacek aus. Keine Strafzeit. Als der Kanadier Bruno Gervais den US-Amerikaner Jack Combs von den Kufen holte, hätte es eigentlich Penalty für Küstenkufenkurver geben müssen. Gab es nicht.
Mehrere Spieler hätten das Eis verlassen müssen. Doch Strafzeiten blieben trotz Haltens, Stockschlagens, übertriebener Härte und böser Bodychecks Mangelware. Dennoch schickten die Hauptschiedsrichter Lars Brüggemann und Elvis Melia insgesamt vier Bremerhavener für 8 Minuten und fünf Berliner für 12 Minuten auf die Strafbank. Auch die Eismeister kamen zu ihren Einsätzen und als die erste Hälfte des Anfangsdrittels rum war, sorgten ein paar Hundert Fans für schlechte Stimmung. Sie verließen unter Protest und einem Transparent mit der Aufschrift „Fankultur geht (r)aus“ für eine Weile den Innenraum.
Mitte des zweiten Drittels verließ André Rankel das Eis. Er blieb in der Kabine. Der Berliner Kapitän sei in seinem 700. Spiel mit dem Kinn in die Bande geraten und habe sich verletzt, hieß es nach dem Spiel.
Dafür musste Vehanen mehrfach und über die volle Spielzeit sein Können zeigen. Er hielt erwartungsgemäß gut wie gegen Jeremy Welsh. Das Anlaufen aus einem knappen Rückstand zeigte bei den Hafenstädtern Spuren. Die Beine schienen zum Ende des zweiten Drittels immer schwerer zu werden. Als Charles Linglet freistehend aus kurzer Distanz zum 2:0 traf (39.), war Ebbe im Akku. Berlin spielte mit der Luft aller vier Reihen. Julian Talbot schoss noch einmal aufs Tor. Kuhn ließ den Puck durchrutschen und der lange verletzte Marcel Noebels brauchte nur noch zum 3:0 abstauben (40.).
Die Treffer von Aubry, Linglet und Noebels vermittelten den Eindruck, auf einem Debütantenball und nicht beim Eishockey zu sein. Nach deren drei Treffern war die Messe gelesen. Jonas Müller erhöhte auf 4:0 (45.) und Cody Lampl gelang der Ehrentreffer zum 4:1 (60.).
Der Sieg nach 60 Spielminuten war verdient, dennoch fiel er zu hoch aus.