Berlin, Deutschland (Weltexpress). Einmal im Jahr ist Super Bowl. In Deutschland soll die Zahl derjenigen, die – wie in den USA – diesem Ereignis entgegenfiebern von Jahr zu Jahr zunehmen. Der Termin lässt sich leicht merken, immer am ersten Sonntag im Februar. Seit 2015 überträgt die Pro7/Sat1 Gruppe Spiele Football-Liga im frei empfangbaren TV und als Livestream. Zum Rechtepaket gehört natürlich auch das Endspiel. Gemessen an den Zahlen der Zuschauern vor den Bildschirmen rund um den Erdball, ist es das größte Einzel-Sportereignis. Wo kann man es nicht Live sehen ? Es dürfte nur wenige Länder geben, Nordkorea gehört bestimmt dazu. Entsprechend rauschte es wieder durch die deutschen Medien. Sogar die sozialistische Tageszeitung Neues Deutschland widmete in seiner Wochenendausgabe diesen Ereignis eine ganze Seite, mit drei kritischen und sehr informativen Artikeln.
Neben Baseball und Basketball ist der American Football eine typisch amerikanische Sportart. Das Zuschauen muss Spaß machen. Das funktioniert nur, wenn die Spannung möglichst bis zum Schluss erhalten bleibt. Das ist aber nur ein Aspekt. Genauso wichtig ist, das Spiel muss in den entscheidenden Dingen messbar sein. Schiedsrichterentscheidungen werden erklärt, es gibt selbstverständlich Videobeweise und es ist genau geregelt, wie die Spieluhr abläuft. Dieser Mannschaftssport ist wie eine Metapher auf die Funktionsweise der kapitalistische Gesellschaft. Jeder einzelne Spieler hat eine genau festgelegte Aufgabe zu erfüllen und wie im wahren Leben gibt es stupide, gefährliche Einsätze mit bloßer Körperkraft und daneben kreative, mit viel Verantwortung für den Spielausgang. Alles funktioniert nur im präzisen Zusammenwirken, alles folgt einem Plan, der falls nötig, immer wieder neu den Gegebenheiten angepasst wird.
In das Endspiel geschafft hatten es die Atlanta Falcons und die New England Patriots. Das Spiel wird in besonderer Erinnerung bleiben. Die Entscheidung fiel erst in der Verlängerung, das hatte es in den bisherigen 50 Endspielen noch nie gegeben. Es war bis zum Beginn des letzten Spielabschnittes alles andere als spannend. Die Atlanta Falcons sahen wie der sichere Sieger aus. Quarterback Matt Ryan führte seine Angriffsreihe bis zur Halbzeitpause dreimal in die gegnerische Endzone. Die Patriots bekamen bis dahin nur ein Fieldgoal zustande.
Nach der Halbzeitpause, die auf Grund der Showeinlage von Lady Gaga etwas länger dauerte, legten die Falcons gleich einen Touchdown nach. Es stand jetzt 28:3 für die Atlanta Falcons. Der eine oder andere wird wahrscheinlich ins Bett gegangen sein. Was dann passierte, ist der Stoff, aus dem Legenden gewebt werden. Es war noch nicht vorbei. Alle Sprüche könnten jetzt bemüht werden. Solange die dicke Frau da vorne singt ist die Oper nicht zu Ende oder von der Hoffnung, die stets zuletzt stirbt, vorbei ist es erst, wenn es vorbei ist und so weiter.
Endlich gelang den Patriots der erste Touchdown im Spiel. Er brachte nur 6 Punkte, weil der anschließende Kick neben der Stange landete. Der Versuch, durch einen Onside Kick wieder in Ballbesitz zu kommen misslang. Der folgende Ballbesitz der Falcons brachte nichts ein. Unterdessen waren die letzten 15 Spielminuten angebrochen. Die Führung für die Falcons mit 28:9 war immer noch komfortabel. Wirkte ein weiteres Fieldgoal der Patriots zunächst wie Ergebniskosmetik, war der darauf folgende Touchdown mit einer erfolgreichen Erhöhung auf 2 weitere Punkte ein energischer Antrag auf den nächsten Meistertitel. Der Vorsprung der Falcons war bis auf 8 Punkte abgeschmolzen.
Tom Brady und seine Offensive hatten sehr spät, aber nicht zu spät, ihren Rhythmus gefunden. Sie schafften das Unmögliche und glichen die Partie aus. Beim Stand von 28:28 ging es in die Verlängerung.
Der Modus der Verlängerung ist eigentlich ungerecht. Die Mannschaft, die ermittelt durch einen erneuten Münzwurf, das erste Angriffsrecht erhält und es schafft in die Endzone zu marschieren, hat das Spiel gewonnen. Erreichen sie nur ein Fieldgoal oder müssen den Ball abgeben, darf der Gegner angreifen. Die Patriots gewannen den Münzwurf und brachten den Ball in die Endzone. Das Spiel war gedreht, Endstand 34:28 für die Patriots. Die Atlanta Falcons müssen weiter auf ihren ersten Meistertitel warten. Sie hatten bereits mehr als nur eine Hand an der Trophäe. Feiern konnten erneut die New England Patriots. Sie holten sich den Super Bowl Nummer 5. Es war für Quarterback Tom Brady ein historischer Sieg. In der NFL Geschichte hat es bisher kein Spielmacher geschafft, fünf Mal mit seiner Mannschaft ein Finale zu gewinnen.