Wenn die Welt schläft, wachen die Wildpferde

Eine der größeren Familien, jeder kennt seine Aufgabe und sein Platz. Livno, Bosnien, 04.09.2016. © Foto und BU: Maksida Vogt

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Jedes Mal wenn ich zu den Wildpferden fahre, erwache ich innerlich. Eine tiefe Sehnsucht treibt mich zu ihnen – Freiheit spüren, Stärke fühlen. Nirgends sonst erfährt man eine solche innere Ruhe, eine solche Lebendigkeit und Wahrhaftigkeit und einen solchen Frieden.

Eine neugierige und zutrauliche Stute. © Foto: Maksida Vogt
Eine neugierige und zutrauliche Stute. © Foto: Maksida Vogt

Die Augen durchsuchen das Gelände, jeden Moment könnte man sie erblicken. Manchmal muss man länger fahren, bis man die Herde findet, aber das verstärkt nur das Gefühl für die Weite, die die Wildpferde für sich beanspruchen. Ihre innerliche Freiheit, das Gefühl nach dem wir uns so verzehren, wenn wir Pferde sehen, und einmal erlebt, immer wieder erleben wollen, ruht auf dieser Weite, die sie zum leben brauchen. Innerliche Freiheit spiegelt sich im Außen, das Außen beeinflusst das innerliche Empfinden.

Und plötzlich sieht man sie und man hält den Atem an.

Nichts ist mit dem Gefühl vergleichbar, unter den Wildpferden zu sein. Ihre Sanftmütigkeit gepaart mit dieser unglaublichen Präsenz, diese Ruhe gepaart mit der puren Muskelkraft fasziniert zutiefst. Stundenlang kann man ihnen zuschauen und es wird nie langweilig. In den frühen Morgenstunden, wenn die Welt noch schläft, wachen die Wildpferde.

Wildpferde in den frühen Morgenstunden. © Foto: Maksida Vogt
Wildpferde in den frühen Morgenstunden. © Foto: Maksida Vogt

Diesmal fahren wir ganz früh, es ist noch dunkel. In den Bergen herrscht vollkommene Stille. Wir halten immer wieder an, schalten die Motoren aus, um Pferde ausfindig zu machen. Wo sind sie? Und plötzlich tauchen sie aus der Dunkelheit auf. Sofort werden wir von der Ruhe der Herde umarmt, ein Gefühl der Geborgenheit breitet sich aus. Die Welt ist in Ordnung hier oben, alles ist an seinem Platz.

Wir sehen die Silhouetten der Pferde in der Dunkelheit, hören sanftes Prusten und spüren ihre Gegenwart auch wenn wir in der Dunkelheit nur begrenzt sehen können. Dann geht die Sonne langsam auf und färbt den Himmel in wunderschönen Farben. Die ganze Landschaft wird in ein sanftes Licht getaucht. Ganz automatisch greift man zur Kamera und will jeden dieser kostbaren Momente festhalten. Man möchte sie auf Bildern festhalten und sichtbar machen, dieses Gefühl für immer bewahren. Die Welt der Wildpferde in den frühen Morgenstunden.

Zwei Junghengste beschnuppern sich um den Rang zu klären. © Foto: Maksida Vogt
Zwei Junghengste beschnuppern sich um den Rang zu klären. © Foto: Maksida Vogt

Diese Wildpferde haben sich aus Arbeitspferden entwickelt, die Bauern einst freigelassen haben. Sie überleben seit 60 Jahren ganz alleine und die Natur zeigt uns, dass sie uns überhaupt nicht brauchen. Es ist sehr empfehlenswert diese Pferde zu besuchen um verstehen zu können, wie unnatürlich domestizierte Pferde gehalten werden. Diese Pferde sind lebendig und sie strotzen vor Gesundheit und Vitalität. In ihre Nähe zu sein bedeutet pure Freiheit, Natur und Heilung zu spüren.

Anmerkungen:

Wildpferdeworkshops in Bosnien werden organisiert von Maksida Vogt – Pferdefachbuchautorin und Inhaberin eines Academia Liberti Pferderehabilitatinoszentrums.

Die Schönheit der „Wildpferde bei Livno in Bosnien“ ist in der gleichnamigen Fotoreportage zu sehen.

Hier haben Sie die Übersicht aller aktuellen Wildpferdeworkshop-Termine:

http://www.academialiberti.de/de/workshops/47-workshop-wildpferde-m

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