Das war’s dann. Aus dem Langweiler wird der im Stolz verletzte männliche Löwe – die Rolle des Tigers (Ben Becker) ist ja schon besetzt -, der nun jeden Mann in der Umgebung seiner Frau, die erfolgreiche Anwältin war, für den potentiellen Liebhaber hält. Oder eigentlich sollte man ihn den eifersüchtigen Stier nennen, wie er wütend jedes männliche Wesen attackiert und gleichzeitig die Beerdigung vorbereitet und durchzieht. Längst ist Karin Hermanns tief enttäuscht, denn das Ganz kommt sehr getragen und ohne klare Orientierung daher. Was guckt sie da an? Eine private Tragödie oder eine Gesellschaftssatire, einen Krimi oder eine Familiengeschichte, eine Unterweltstory oder eine heitere Klamotte? Kommt nicht mehr so darauf an, denn jetzt kommt der Frankfurter Hauptfriedhof ins Bild und jetzt geht es eigentlich los!
Stark ist dieser Trauerauftritt zur Beerdigung vom Tiger, in Person von Ben Becker. Der Hauptfriedhof ist würdiger Rahmen für diese Superschau, wo der Zuhälter und Mörder in Zeitlupe mit seinen Bodygards und Riesenkranz mit roter Riesenschleife – „In Liebe–
Dein Tiger“ – heranschreitet, diesen niederlegt, kondoliert, der Tochter das Kompliment macht, sie sei so schön wie ihre Mutter und wieder abrauscht. Klar, daß dieser Macho, dem eifersüchtigen Witwer zusetzt. Und dann passiert etwas, was sich bis zum Schluß nicht ganz aufklärt. Da finden Verfolgungen und Anschläge, Beischlaf und Mord statt, die anschließend als Erwachen aus schlimmen Träumen gar nicht wahr waren. Das passiert öfter und wir haben den Überblick verloren. War das Traum oder Wirklichkeit als der Tiger dem Eifersüchtigen klarmacht: „Wenn ich mit einer Frau schlafe, sagt sie danach gar nichts mehr, weil es so unbeschreiblich war.“ Und was ist am Schluß, als die Ehefrau Simone wieder lebendig mit genau diesem Luden abzieht. Geht ja gar nicht.
Und dann doch Klamotte: „Entschuldigung, das habe ich nicht gewollt“, sagt der unabsichtliche Totschießer, als er zum verfremdeten Concierto de Aranjuez den Schuß mitbekommt, der sich versehentlich aus der Tasche des Witwers löst und den ihn mit der Pistole bedrohenden Tiger trifft, tödlich, wie sich bald herausstellt, dann ist man schon längst in einem anderen Genre angelangt, das man so Satire nennen kann, wie Kitsch oder esoterische Anmutungen, denn immer wieder taucht die doch eigentlich tote Ehefrau Simone auf, vertröstet den Ehemann, mit ihm mal essen gehen zu wollen, wirft sich aber in die Arme des anderen, der immer wieder auf den Tiger hinausläuft. Oder war auch das nicht wahr. Aber wie war die Wirklichkeit? Aber da ist die Geschichte schon aus. Der Mörder war nicht der Gärtner, aber der nette Nachbar (Jan-Gregor Kremp) der Liebhaber. Eigentlich blieb der Tiger im Tank oder blieb er am Leben?