Gäbler schuf sorgsam komponierte Fotos des DDR-Alltags der letzten zwölf Jahre des knappen Sozialismusexperiments auf deutschem Boden. Wir sehen viele gedankenvolle Menschen, die den Eindruck hinterlassen, auf etwas zu warten. Auf die Zukunft, den nächsten Regen oder das Gespenst der Freiheit? Es ist der Fantasie des Betrachters überlassen, den Fotografien einen Sinn zu verleihen. Das macht die Werke zu einem besonderen Erlebnis. Gäbler hielt die Linse auf Jubelfeiern zu irgendwelchen vergessenen DDR-Jubiläen und zeigte feinnervig die Absurdität des sozialistischen Alltags. Hamm se nich noch Altpapier, lieber Opa, liebe Oma? Männertag, Trabi, Ostsee, 1. Mai. Neben einer Dame, die mit den Plattencovern ihre Lieblingsband posiert, bestaunen Volkspolizisten am 07. Oktober die neue Zeit. Das letzte Bild, entstanden in Leipzig 1990, zeigt die Folgen eines Autounfalls. Das sagt im Grunde alles über die DDR. Ganz starkes Fotobuch.
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Gerhard Gäbler, Zeit ohne Wiederkehr: Fotografien aus der DDR von 1978 bis 1990, 160 Seiten, Mitteldeutscher Verlag, Halle 2015, ISBN: 978-3-954-62458-4, Preis: 24,95 Euro (D)