Herr Montesquieu lädt zu Deutschlandreise. Lasst euch zurück in die Jahre 1728/29 beamen. Der adlige Reisende war zu seiner Zeit ein brillanter Literat, der gern in satirischen Lettern seine Leser berückte. Da ihm ob seiner Geburt alle Türen offen standen, präsentiert er uns eine reichhaltige Fülle an Episoden.
Wie allen Franzosen vor und nach ihm, ist ihm der Deutsche unheimlich, bedrohlich und fremd. Da aber in jedem Kater auch eine Schmusekatze sitzt, erkennt er schon bald die freudvollen Seiten unserer Vorfahren. Wenn man Montesquieu genau studiert, scheint es, als hätte sich in den letzten fast 400 Jahren wenig geändert. Das Buch bietet feine Blicke in die Alltagswelten, ohne dabei besserwisserisch zu wirken. Immer sind die Seiten von einem Hauch Ironie durchzogen, das macht die Lektüre doppelt spannend. Ja, es ist ein Lesevergnügen.
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Charles-Louis Montesquieu, Meine Reisen in Deutschland 1728 – 1729, 216 Seiten, 1. Auflage 2014, Herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Jürgen Overhoff. Nachwort von Vanessa de Senarclens. Aus dem Französischen von Hans W. Schumacher, 216 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, Rückenprägung, vierfarbig bedruckter Vorsatz, zahlreiche Abbildungen im Text. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2014, ISBN: 978-3-7681-9900-1, Preis: 22 Euro (D)