Statt an die Spitzengruppe mit den dominanten Mannheimer Adlern anzudocken, rutschten die Berliner von zuvor Rang sieben weiter ins Mittelfeld ab.
Eine Tendenz, so gar nicht nach Geschmack der 13 000 Zuschauer. Die waren aufgrund der Herbstferien am frühen Nachmittag oftmals mit Kindern oder Enkeln in die Arena gekommen, um turbulenten Unterhaltungs-Sport und natürlich einen Sieg zu erleben.
Dass dies nicht aufging, hing mit der alles in allem müden Vorstellung der Eisbären zusammen. Schwach in den Zweikämpfen, körperlich und mental meist langsamer als der Gegner, Probleme bei der Scheibenkontrolle und dem Passspiel und zu guter letzt – oder unglücklicherweise – auch wenig effizient bei den Torschuss-Versuchen.
Im 13. von insgesamt 52 DEL-Hauptrunden-Spielen sei ein Kräfteverschleiß erkennbar gewesen, bestätigte Eisbären-Trainer Jeff Tomlinson. Weil seine Mannschaft im Gegensatz zu Iserlohn (vier) erneut mit nur drei kompletten Sturmreihen antrat. Vier langzeitverletzte Akteure standen noch immer nicht zur Verfügung.
Tomlinson: „Wir sind normalerweise eine Mannschaft, die mit Tempo spielt. Davon war heute gar nichts zu sehen – obwohl die Mannschaft bemüht war.“
Doch offenbar nicht alle so wie beispielsweise Kapitän Andre Rankel, der im zweiten Drittel bei 0:2 und Unterzahl eine Kontersituation zum 1:2-Anschluss perfekt abschloss. 108 km/h aus Nahdistanz und aus dem Handgelenk – da war auch der sehr starke Mathias Lange im Roosters-Gehäuse machtlos.
Doch weil die Eisbären in ihrem Vorwärtsdrang „extrem viele Konter“ (Eisbär Jens Baxmann) zuließen, kassierten sie im letzten Drittel erneut nach einer klassischen Konterkonstellation das 1:3.
Warum das typisch an diesem Nachmittag für die Performance der Berliner war, warum sie auch da wiederum träge und langsamer als die Gegenspieler wirkten? – Verteidiger Baxmann drückte es diplomatisch aus: „Wir haben unser System zu fünft wie immer gespielt. Aber wenn halt nicht alle mitmachen in der Abstimmung”¦“. Eine indirekte Kritik an Kollegen. Er und Trainer Tomlinson dürften registriert haben, welche Formation bei den Gegentoren ihre Aufgaben bei der Rückfeldsicherung vernachlässigte.
Tomlinson monierte auch „falsche Entscheidungen und übermotivierte Aktionen“: Wenn seine Schützlinge an der blauen Linie geblockte Schüsse und so Gegenstöße riskierten oder mit gewagt-genialen Pässen die Lücken im Abwehrnetz des Gegners suchten”¦statt „einfach und sicher zu spielen“.
Andererseits lobte er die Iserlohner – Saisonziel laut Trainer Jari Pasanen „Play-off-Rang zehn“ -,die hätten defensiv „einen wirklich guten Job gemacht“.
Kollege Pasanen entschuldigte sich fast für die Defensiv-Taktik der Gäste: „Wir wussten, dass wir uns hier nicht auf ein offenes Angriffsspiel einlassen dürfen. Wollten aus einer kompakten Abwehr die Chance bei Kontern nutzen. Das ist 100 Prozent aufgegangen. Wichtig, dass uns das erste Tor gelang. Ja, wir waren heute sehr effizient beim Toreschießen, wobei uns heute auch ein wenig Glück half.“ Die gute Defensiv-Ordnung und daraus die überfallartigen Angriffe seien aber nicht „finnischer Eishockey-Stil“: „Unser Spielansatz ist eher nordamerikanisch, vielleicht mit finnischer Defensiv-Stärke gemixt.“
Eine solche Mixtur täte momentan auch den Eisbären gut, nach zuletzt vier Niederlagen aus sechs Begegnungen. Nach dem Auswärtsspiel bei Straubing und dem Heimmatch gegen RB München mit Ex-Eisbären-Coach Don Jackson am Sonntag (17.45 Uhr) ist wegen des Deutschland Cups erst einmal Pause in der DEL. Dann hoffen die Berliner mit der Rückkehr solcher Hochkaräter wie Matt Foy, Laurin Braun und Florian Busch wieder mit Stabilität und Erfolg in ihre Puck-Kombinationen zu bekommen.