Völklingen, Saarland, Deutschland (Weltexpress). Mit einem seeligen, verklärten Lächeln um den Mund verlassen die Besucher (mittlerweile 50.000 an der Zahl) eine der kostbarsten und schönsten Ausstellungen, die jemals unter der Ägide von Generaldirektor Dr. Meinrad Maria Grewenig ins Weltkulturerbe geholt wurde.
Siddhartha Gautama, der indische Fürstensohn, verließ 400 vor unserer Zeitrechnung seinen Reichtum und seine Familie, um in sechsjähriger Askese die Erleuchtung zu finden. Fortan predigte er den Dharma, den Buddhismus.
Was das seelige Lächeln ins Gesicht zaubert, das sind die 232 Meisterwerke buddhistischer Kunst aus 2000 Jahren, entliehen aus den Schatzkammern privater Sammler. Der Zauber der Verehrung Buddhas, visualisiert in diesen Gold-, Bronze- und Steinskulpturen, springt auf den Betrachter über. Die Statuen dienen den Buddhisten als Meditationsobjekte.
Seine Heiligkeit der XIV. Dalai Lama selbst ist Schirmherr und ein reichhaltiges Begleitprogramm wird geboten in Ringvorlesungen an den Universitäten Saarbrückens und Trier, Meditationsnachmittagen jeden Freitag, 16.30 Uhr unter Anleitung buddhistischer Mönche des Klosters „Wat Somdey“, Qigong-Kurse jeden Sonntag um 16.30 Uhr, 8 Meditationsstationen auf dem „Pfad der Erleuchtung“, verstreut auf 7 km über das Hüttengelände, bringen verschüttet geglaubte Buddhismus-Kenntnisse wieder zu Tage. In den heutigen Zeiten, wo wieder einmal wegen Religion Menschen brutalst abgeschlachtet werden, mag es für manche wohltuend sein, sich dieser Bewegung zu entsinnen, die Entsagung, Friede und Freundlichkeit auf ihre Fahnen geschrieben hat. Nie wurde in Krieg im Namen Buddhas geführt.
Wer den Weg ins Saarland nicht findet – vereinfacht durch Flughafenanbindung in dieses voll touristisch erschlossene Land der Grande Région Saar-Lor-Lux -, kann die Exponate in einem zu kaufenden, umfangreichen Buch bestaunen und sich hier belehren lassen über die verschiedenen Stationen, die Buddha im Laufe seines Weges passierte.
Aus allen asiatischen Ländern kommen die Kostbarkeiten, besonders viele werden dank des Dalai Lama zu Tibet ausgestellt. Meisterwerke buddhistischer Kunst aus der antiken Region Gandhara (im damaligen Nordwestindien gelegen), sowie aus Indien, China, Korea, Japan, Kambodscha, Thailand, Burma, Indonesien, Nepal und Tibet beleuchten das Bild einer der ältesten Weltreligionen und das sie bestimmende Bildnis des Buddha.
Man traut seinen staunenden Augen nicht, wie viele Arten der Darstellung des Buddhas existieren, achtarmig, zwölfköpfig – bei geführten Rundgängen erklären kundige Kulturangestellte die Geheimnisse, Hintergründe und Bedeutungen der Statuen, die jedoch auch selbsterklärend gut beschildert sind.
Für diese Ausstellung benötigt man mindestens zwei Stunden Zeitaufwand, so detailreich sind die Skulpturen, dass man seine Augen kaum abwenden kann, um alles zu ergründen und zu erfassen.
Für die gesamte Ausstellung kann man sich getrost einen Tag Zeit nehmen, wenn man will, denn auf dem Hüttengelände sind – nebst den Meditationstationen des „Pfades der Erleuchtung – in den Freilufthallen großformatige Fotos zum Buddhismus von Steve McCurry ausgestellt, dem preisgekrönten Fotografen, der durch das Foto vom afghanischen Mädchen mit den grünen Augen berühmt wurde.
Den Pfad der Erleuchtung genießt man am besten bei gutem Wetter – ansonsten heißt es wie immer: es gibt kein falsches Wetter, sondern nur falsche Kleidung. Die Meditationspunkte sind sehr besinnlich und präsentieren zuerst buddhistische Weisheiten und geben dann Handlungsempfehlungen
Ein Bistrot zur Stärkung zwischendurch befindet sich auf dem Gelände und ein zwanglos, chickes Restaurant in dem ehemaligen Bahnhofsrestaurant, jetzt Plateau 11 ¾ – 100 Meter weiter durch die Bahn-Unterführung.
Alles in allem geht es dem Besucher wie Buddha: den Reichtum verlassen, in die Entsagung, um Erleuchtung zu gewinnen: wenn man die Gebläsehalle mit dem Reichtum der ziselierten goldenen Skulpturen verlässt und auf das an die Schwerstarbeit der Stahlarbeiter unter widrigsten Bedingungen erinnernden Hüttengeländes kommt, dem Meditationsweg und Erleuchtungspfad folgt, ist das Ziel erreicht! Om!
Die Buddha-Ausstellung in der Völklinger Hütte geht noch bis 19. Februar 2017.