Dass Hertha in der Endphase beim 0:1 öffnen musste, war klar. Trotz des 0:1 aus der 26.Minute durch einen Standard, wie konnte es auch anders sein, Eckball Aogo, Kopfball Adam Szalai, war Hertha besser und spielbestimmend, ohne aus den zahlreich erspielten Chancen den Abschluss zu finden. Für die Komplimente, dominant gewesen zu sein, kann sich Hertha nichts kaufen, höchstens daraus lernen. Es reicht eben noch nicht für die Champions League.
„Das kann und konnte nicht unser Ziel sein“, sagt Jos Luhukay nach der Begegnung mit Recht. Trotz der Niederlage sahen knapp 69.277 Zuschauer eine spannende Partie, ein gutes Fußballspiel. Hertha konnte nicht ausgleichen und kassierte in der vier Minuten währenden Nachspielzeit durch Julian Draxler einen Konter zum 0:2. Auch Ronny, er kam in der 63. Minute für Nico Schulz, konnte daran nichts ändern. Schalkes Keeper Timo Hildebrand, oft in der Kritik, hielt seinen Kasten fehlerfrei rein. Der „Spieler des Spiels“ wehrte neun gefährliche Schüsse aufs sein Tor mit starken Paraden ab. Die Berliner Kevin Prinz Boateng (Schalke) und Änis Ben-Hatira (Hertha), erwähnenswert sind sein Tempogegenstoß in der 12. Spielminute und seine Volleyabnahme, die nur am Außennetz landete (17.), konnten dem Spiel nicht ihren Tor-Stempel aufdrücken.
Jens Keller sagte nach dem Spiel: "Wir haben um jeden Ball gefightet und können auch aus unserer Defensivleistung viel Kraft für die nächsten Aufgaben schöpfen. Wir haben als Mannschaft zusammengestanden und sind einfach froh über diesen Sieg."Anders gesagt: Das Wir entscheidet.
Blick voraus: Die „Werkself“ genannte Mannschaft unter dem Markennamen Bayer 04 Leverkusen, der nächste Heimspielgegner von Hertha BSC, wird spielerisch noch einen Deut besser sein. Wer in Braunschweig verliert, der kann auch in Berlin verlieren. Stellt sich die Frage, ob Leverkusen nach dieser schlechten Erfahrung auch in Berlin mit einer B-Elf antreten wird, um Leistungsträger fürs internationale Geschäft zu schonen.
Hertha muss vorher nach Hoffenheim. Da wäre doch tatsächlich beinahe Bayern München unter die Räder gekommen. Beinahe. Was jedoch Hoffenheim in dieser Saison bisher bot ”¦ beim Blick darauf dürfte Hertha BSC gewiss gewarnt sein. Bloß keine Niederlagenserie folgen lassen. Bis Platz 15 stehen viele Vereine dicht beisammen.
Warum traut sich Hertha nicht öfter und aus allen Lagen zu schießen? Das Kombinationsspiel nach vorn hat sich enorm verbessert. Bitte nicht den Ball ins Tor tragen wollen. Und bitte nicht die Spieler verdammen, die den Pass in die Tiefe, den Steilpass wagen – auch wenn er im letzten Moment noch abgefangen wird. Mutig nach vorne zu spielen ist besser als ewig quer und zurück zu passen.
Herthas Angriffsspiel wird meiner Überzeugung nach auch von Erfolg geprägt sein, wenn sich die Spieler auch mal zutrauen würde, in direkte Zweikämpfe, in der Vorwärtsbewegung Mann gegen Mann zu gehen. Mehr Mut, mehr Risiko! Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
Anmerkungen:
Vorstehender Beitrag wurde von Ralf-Rüdiger Okudera bearbeitet. Die Originalfassung von Christian Zschiedrich wurde unter dem Titel „Da fehlte nicht viel, aber doch eben einiges“ auf www.sportick.de am 02.11.2013 veröfffentlicht.