Man guckt, kauft und setzt sich dann in die Bar Toful, wo man, wie es hier typisch ist, „seinen Wermut nimmt“. Ein volles Wasserglas, aus dem Hahn wie Bier gezapft, kostet kaum mehr als einen Euro. Das lässt man sich bei diesem Preis doppelt schmecken.
Wer am Abend wiederkommt, wundert sich vielleicht. Nicht weil die Marktstände verschwunden sind. Eine riesige Menschenansammlung macht sich breit. Ein großer Teil steckt in gleichfarbigem sportlichem Dress. Bevor man sich versieht, bilden sie ein dickes Knäuel, aus dessen Mitte Männer und Frauen flink auf die Schultern des höher Stehenden aufsteigen und weitere Personen auf die Schultern nehmen. Eine Menschenpyramide entsteht, wird höher und höher, bis zu acht Ebenen hoch. Ein Kind krönt die Spitze.
Den Zuschauern schwindelt`s. Sie klatschen Beifall, und einer nach dem anderen der sportlichen Eiferer rutscht hinunter, bis sie alle wieder festen Boden unter den Füßen haben. Applaus, Applaus!
Castells nennen sich die Menschentürme, die ihren Ursprung im 16. Jahrhundert haben und aus religiösen Volkstänzen hervorgegangen sein sollen. Mit der Zeit fielen die Tänze weg. Übrig blieben die „Erbauer“ der Türme, die Castellers. Bilden Einzelpersonen eine Säule, dann heißt das Gebilde Pilar.
Zum Fest der Schutzpatronin der Stadt, Fiesta de Santa Tecla, am 23. September steigen solche „Säulen“ und „Pyramiden“ gar die Treppe zur Kathedrale hoch.
Tarragona, die katalanische Stadt an der Costa Dorada, war die erste römische Gründung auf hispanischem Boden, schon im 3. Jahrhundert v. Chr. Die Römer nannten sie Tarraco. Die besten Zeugnisse – Amphitheater, Zirkus (Hippodrom), eine frühchristliche Nekropole, ein Aquädukt – wurden freigelegt und restauriert. Selbst wer nur shoppen geht, wird staunen. Viele Geschäfte – am Rathausplatz ist es jedes Wohnhaus – gründen sichtbar auf römischen Resten. Romantisch ist ein Spaziergang auf der „Archäologischen Promenade“ entlang der römischen Stadtmauern.
Nicht minder romantisch flaniert es sich auf der Palmenpromenade am Balcón méditerraneo mit Aussicht auf Hafen und goldene Strände, die der Küste den Namen eintrugen, Costa Dorada. Enge Gassen mittelalterlichen Gepräges und der breite Boulevard Rambla Nova wollen durchstreift werden. Da entdeckt jeder „sein“ Restaurant, wo er sich wohl fühlen könnte. Und davon gibt es viele in der Römerstadt. Meeresfrüchte und Fisch kommen in der Marisqueria Estació Marítima am Hafen auf den Tisch. Dazu wie zu Salaten und Gemüsen wird eine Romesco genannte Sauce aus Mandeln, Haselnüssen, Paprika, Tomaten, Knoblauch, Öl und Salz gereicht. Köstlich.
Im Palau del Baró, einem ehemaligen Palast in der Calle Santa Anna, dem schon Picasso seine Aufwartung machte, präsentieren sich die Kreationen aus der Küche ebenso vornehm wie das Ambiente der Räumlichkeiten. Rustikal dagegen El tiberi. Das Restaurant baut jeden Abend ein katalanisches Buffet auf, das seinesgleichen sucht – was Auswahl, Geschmack und supergünstigen Preis betrifft. Da verwundert es nicht, dass eine Reservierung angebracht ist.
Erstaunlich gut isst man auch im Freizeit- und Erlebnispark Universal Studios PortAventura unweit Tarragonas, ein Muss für Familien. Europas zweitgrößter Themenpark nimmt Besucher mit auf die Reise durch Mexiko, Far West, China, Polynesien und die Mittelmeerländer, nervenkitzelnde Superlative wie „Dragon Khan“, die Achterbahn mit acht Loopings, eingeschlossen.
Infos:
PortAventura ist ganzjährig geöffnet.
Spanisches Fremdenverkehrsamt Frankfurt, Telefon: 069/725038, Email: frankfurt@tourspain.es, Website: http://www.spain.info/de/que-quieres/ciudades-pueblos/otros-destinos/tarragona.html