Nach dem Tod seiner großen Liebe Jean Grey (Famke Janssen) hat sich Wolverine in die Wildnis Kanadas zurückgezogen. Doch ist ihm keine Ruhe vergönnt. Zum einen quälen ihn Träume von Jean, zum anderen lässt der Industrielle Shingen Yashida (Hiroyuki Sanada), der im Sterben liegt, ihn aufspüren und nach Japan bringen. Einst hatte Logan (für alle X-Men Neulinge: Wolverines „normaler“ Name) ihm das Leben gerettet, jetzt will er sich revanchieren und Logan anbieten, ihm seine Unsterblichkeit zu nehmen. Doch dann eskalieren die Ereignisse: Yashida verstirbt und auf seiner Beerdigung greifen Yakuza (japanische Gangster) seine Tochter und Alleinerbin Mariko (Tao Okamoto) an.
Wolverine: Weg des Kriegers spielt bis auf die Einleitung komplett in Japan, was ihm eine besondere visuelle Note verleiht und ihn von den anderen Comicverfilmungen unterscheidet. Natürlich bleiben die Einblicke in die japanische Kultur oberflächlich, aber darauf kommt es hier schließlich nicht an. Im Gegenteil, der Comic-hafte Eindruck wird nur verstärkt. Dazu tragen auch zwei der weiblichen Figuren bei. Yukio (Rila Fukushima), die von Yashida auf die Suche nach Logan geschickt wird, wirkt wie direkt aus einem Manga entsprungen. Sie entspricht keinem gängigen Schönheitsideal, erinnert eher an ein attraktives Alien, aber dies zusammen mit ihrem Styling und der Ninja-würdigen Kampfkunst machen sie zu einer besonderen Figur. Viper (Svetlana Khodchenkova), die tödliche Mutantin mit der gespaltenen Zunge, sieht sogar noch mehr danach aus, als wäre sie direkt einem Comic entsprungen. Apropos Mutanten, in dem zweiten Wolverine Abenteuer gibt es viel weniger davon als im ersten, dafür gibt es aber Ninjas.
Man muss dankbar sein, dass Hugh Jackman immer noch Lust hat, Wolverine zu spielen – er wird schließlich auch nicht jünger. Noch, versichert er, stehe er für diese Rolle aber gern morgens um vier auf um zu trainieren. Das unterscheidet ihn in diesem Film von Wolverine, denn der ist das Leben als unsterblicher Mutant leid. Irgendwann, so Yashida, gehen einem Mann die Gründe zu Leben aus. Deswegen bricht Logan zwar noch lange nicht in Tränen aus, ist aber für den ersten Teil des Films ziemlich unleidlich. Eine Parallele zum ersten X-Men ist erkennbar. Auch in diesem treibt sich Logan am Anfang übellaunig im hohen Norden Nordamerikas herum. Der Unterschied ist, dass im neuen Film die Anfangssequenz in Kanada einfach schlecht ist.
Wolverine: Weg des Kriegers hat viele tolle Momente, aber auch viele, bei denen man besser den Rotstift angesetzt hätte. Es wäre sinnvoller gewesen, das gesparte Geld in die CGI Effekte zu investieren, denn an manchen Stellen sind sie für einen solchen Film nicht gut genug. Zu den Highlights des Filmes gehört ein Kampf auf dem Dach eines fahrenden Shinkansen, dem japanischen ICE. Im Trailer war bereits ein Ausschnitt davon zu sehen, im Film wirkt es noch spektakulärer. Rila Fukushimas Yukio dürfte sich auch zum Fanliebling aufschwingen. Gegen Yukios Kampfszenen kann auch Marikos sanfte Schönheit nicht mithalten.
Wolverine hat üppig Gelegenheit seine Krallen auszufahren und zögert auch nicht diese einzusetzen – allerdings wird hier der niedrigen Altersfreigabe zuliebe sehr geschickt mit Blickwinkeln und Schnitt gearbeitet – aber es geht auch viel um seinen Charakter. Diese Charakter-orientierten Momente verlangsamen den Film etwas und werden nicht jedermanns Sache sein, aber man kann es sowieso nie allen Recht machen. Bei dieser Gelegenheit sollte auch noch darauf hingewiesen werden, dass der Film sich lediglich von den in Japan spielenden Wolverine Comics hat inspirieren lassen, es ist aber keine treue Umsetzung.
Insgesamt ist der zweite Wolverine Film eine große Verbesserung. Er ist unterhaltsam, macht Spaß und konzentriert sich sehr auf seinen Titelhelden. Leider hat er einige schwache Momente, aber gerade Hugh Jackman und die weiblichen Darstellerinnen reißen es wieder raus. Beim Abspann gilt besonders für alle, die schon einmal einen X-Men Film gesehen haben, unbedingt sitzen bleiben! Unbedingt!
Wolverine: Weg des Kriegers (USA, 2013); OT: The Wolverine; Filmlänge: 126 min; Regisseur: James Mangold; Darsteller: Hugh Jackman; Famke Janssen; Will Yun Lee; Rila Fukushima; Tao Okomoto; Hiroyuki Sanada; Svetlana Khodchenkova; FSK: ab 12 Jahren; Kinostart: 25. Juli 2013 (Deutschland).