Tank oder Teller? – Biosprit gerät immer mehr in die Kritik – Konsequenzen liegen in der Luft

Die rasante Verteuerung dieser wichtigen Lebensmittel hat vielfältige Ursachen. Vor allem die anhaltende Hitze und Dürre in den USA sowie Ernteausfälle von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr sind zu nennen, aber auch die Bestimmung der US-Regierung von George Bush jun., fast 40 Prozent der Maisernte zu Biosprit zu verarbeiten, haben zu dieser Krise geführt, die wohl auch bald in bundesdeutschen Bäckereien zu spüren sein wird.

Außerdem wird die Teuerung auf den Märkten noch angefacht durch den spekulativen Handel von sogenannten Future-Kontrakten. Bei diesen Geldanlagen wird auf die Entwicklung der Preise gewettet. Dieses Geschäft hat sich in den Monaten Juni und Juli nahezu verdreifacht. Diese Entwicklung ist vor allem für die ärmeren Länder ein Problem, die auf Lebensmittelexporte an-gewiesen sind.

In diesem Zusammenhang hat Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) sein Amt ernst genommen und Ende letzter Woche die Forderung nach einem Verkaufsstopp der Benzinsorte E10 gefordert, die zu zehn Prozent aus Bioethanol besteht.

Bislang kommt der Großteil der Bioethanolproduktion aus den Ländern der EU. Künftig wird aber, so nehmen Experten an, der steigende Bedarf es erforderlich machen, ihn durch zusätzliche Importe aus anderen Ländern zu decken. Thilo Bode, Geschäftsführer der Verbraucherorganisation Foodwatch, erklärte dazu, daß Biosprit generell ein Irrweg sei, da besonders in den USA ein hoher Anteil der Maisernte für die Ethanolproduktion verwendet werde.

Auch seitens Greenpeace kommt Unterstützung für den E10-Stopp. Da in der Bundesrepublik jährlich circa 1,5 Millionen Tonnen Getreide für die Herstellung von Ethanol verwendet würden und zusätzlich die Hälfte des eingesetzten Ethanols aus dem Ausland importiert werde, könne ein E10-Verbot den Getreidemarkt weltweit entlasten. Ähnlich deutlich äußerte sich der Verbraucherzentrale-Bundesverband. Ihr Verkehrsreferent Otmar Lell erklärte, daß E10 noch nie funktioniert habe. Lell hält es für sinnvoller, die CO2-Grenzwerte der Autos zu verschärfen. Zudem führe mittelfristig kein Weg an Elektroautos vorbei, sagte der Verbraucherschützer.

Neben der Sorge um die Ernährung der Weltbevölkerung wird die E10-Benzinsorte von den Verbraucherinnen und Verbrauchern wegen der Sorge um die Verträglichkeit für die Motoren ihrer Fahrzeuge wenig nachgefragt. Außerdem gibt es Zweifel an der Klimabilanz von E10.

Trotz dieser breiten Phalanx von Umwelt- und Verbraucherschützern, die aus dem politischen Raum noch ergänzt wird, beabsichtigt die Bundesregierung, an ihrer Biosprit-Konzeption festhalten. Insbesondere das Agrarministerium mit Ilse Aigner (CDU) und das Bundesumweltministerium mit Peter Altmaier (CDU) wollen an der bisherigen Politik nichts ändern.

Die Debatte um das Ende von E10 ist auf jeden Fall in Gang gebracht. An einer weiteren Redu-zierung des Kohlendioxidausstoßes der Automobile sowie der forciert fortgesetzten Entwicklung alternativer Antriebsarten muß weiter gearbeitet werden. Die Autofahrerinnen und Autofahrer können derweil ihre Fahrweise stärker rationalisieren, beispielsweise durch vorausschauendes Fahren.

kb

Vorheriger ArtikelBeim Kofferraum die Nase vorn – Der Hyundai i30cw
Nächster ArtikelDer Traum von der Königsklasse