Und die Superstars bzw. Legenden der Szene aus dem 32-er Elitefeld sind noch dabei: Die Olympiasieger von Peking 2008 und Mitfavoriten beim olympischen Spektakel ab 28. Juli in London, Phil Dalhausser/Todd Rogers (USA),die aktuellen 2011-er Weltmeister Alison/Emanuel (Brasilien), die deutschen Weltmeister aus 2009, Julius Brink/Jonas Reckermann (VC Olympia Berlin) bei den Männern. Oder die aktuellen Weltmeisterinnen Juliana/Larissa (Brasilien), Natalie Cook aus Australien, Olympiasiegerin 2000 oder das dreimalige Europameisterinnen-Paar aus Berlin, Sara Goller/Laura Ludwig.
Wobei Dalhausser/Rogers zu den derzeit zu vier Superstars im Sandvolleyball zählen, die in London als erste Akteure der Boomsportart einen zweiten Olympiasieg landen können – und erklärtermaßen dies auch anstreben.
Die beiden anderen sind die Brasilianer Emanuel und Ricardo, die allerdings nach dem olympischen Triumph 2004 und "nur" Rang drei vor vier Jahren diesmal mit neuen und jüngeren Partnern das Double ansteuern. Emanuel mit dem 13 Jahre jüngeren Alison (26) als Blockmonster. Ricardo (37) mit dem acht Jahre jüngeren Abwehrspezialisten Cunha.
Die bisherigen vier Goldmedaillen seit der olympischen Premiere 1996 in Atlanta gingen übrigens jeweils zur Hälfte an amerikanische und brasilianische Teams. Deren Protagonisten gelten nach wie vor als Branchenführer der Szene.
Ricardo ist in der Waldbühne (Reckermann: Die beste feste Arena für Beachvolleyball, die ich bisher kennengelernt habe – gigantisch!) nicht dabei. Er legt vor den olympischen Strapazen eine einwöchige Wettkampfpause ein. Als einziger der kurzen olympischen Chronik kann er auf eine komplette Medaillenkollektion verweisen: 2. 2000, 1. 2004 und 3. 2008!
Der Hinterfeld-Spezialist Emanuel hingegen wird in London einen anderen Rekord markieren – er war dann bei allen fünf bisherigen Olympiaturnieren dabei! 1996 und 2000 in Sydney rangierte der Dauerbrenner mit jeweils unterschiedlichen Partnern auf Rang neun.
Aufs olympische Siegertreppchen drängt es auch das erfolgreichste deutsche Beachduo aller Zeiten: Julius Brink (30) und Jonas Reckermann (33), aus Leverkusen bzw. Köln und für den VC Olympia Berlin startend. Beide haben alles erreicht, was in dieser Branche denkbar ist: Mehrfach nationale Meister und Europameister, mehrfach Welttour-Turniergewinner, Weltmeister 2009 und danach auch Jahres-Welttour-Sieger. Es fehlt – eine olympische Medaille. Nach der verletzungsbedingten Olympiapleite vor vier Jahren (Rang 19) mit Christoph Dieckmann tat sich der extrovertierte Julius mit dem emotional eher zurückhaltenden Jonas zusammen.
Daraus erwuchs eine Erfolgsstory wie noch nie unter Patronat des Deutschen Volleyball-Verband (DVV). Alles lief optimal. Bis zum April dieses Jahres, als sich Reckermann beim Training in Kalifornien eine Schulterverletzung zuzog…der Wiedereinstieg nach einer Wettkampfpause verlief mit dem EM-Titelgewinn in Den Haag besser als erwartet. Die Stationen Rom und Moskau bestätigten die Rückkehr in den Kreis der Weltbesten. Das zurückliegende Turnier in Gstaad ließen beide sausen, denn "Berlin ist unsere Generalprobe für Olympia", wie beide unisono erklärten. Brink/Reckermann möchten und könnten dem DVV eine zweite olympische Glanzstunde nach Bronze für Jörg Ahmann/Axel Hager 2000 am Bondi Beach von Sydney bescheren.
Bei den Bikiniträgern fehlen in Berlin nur zwei Duos aus dem Elitefeld der olympischen Medaillenanwärterinnen: Die Schweizer Saisonaufsteigerinnen Simone Kuhn/Nadine Zumkehr sowie vor allem Misty May-Treanor/Kerri Walsh aus den USA. Auch hier wird eine vorolympische Wettkampf- und Atempause eingelegt.
Über allen stehen Magic Misty (wegen ihrer Fähigkeit, Angriffsbälle des Gegners in der Abwehr scheinbar magisch anzuziehen), 34, und Kerri, 33, weil sie den weltbesten Männer-Teams das vormachten, was jene noch nicht schafften: Olympias Golden Girls 2004 und 2008!
Ihre Abwesenheit im Schatten des Glockenturms am Olympiastadion ist die Chance der anderen, im Gegensatz zu Olympia ein ansehnliches Preisgeld (Sieger inklusive Bonus 43 500 Dollar) und Weltranglistenpunkte (Erster 800 Zähler) zu kassieren.
Das dürften die olympischen Mitfavoritinnen Juliana/Larissa (Brasilien), Weltmeisterinnen 2011 im Finale über May-Treanor/Walsh, ebenso im Visier haben wie die Europameisterinnen Sanne Keizer/Marleen van Irsel (Niederlande), die starken Chinesinnen Xue-Zhang Xi, das zweite brasilianische Paar Talita/Antonelli oder das nominell US-Duo Kessy/Ross…
Auf Augenhöhe mit diesen Spitzenteams ist auch das erfolgreichste deutsche Duett Laura Ludwig (26)/Sara Goller (28): Die dreimaligen Europameisterinnen erreichten kürzlich zum siebenten Male in Rom das Finale eines Weltturniers – unterlagen aber zum siebenten Male. Es wäre natürlich das traumhafte einer "schwarzen Serie", wenn die für Hertha BSC startenden Beacherinnen ausgerechnet in ihrem Heimspiel beenden könnten! In London streben sie danach, die Platzierung von Peking – Rang neun – zu übertreffen und zumindest die bisher beste Einordnung eines deutschen Paares auf olympischer Bühne – Rang fünf 2004 für Stephanie Pohl/Okka Rau – zu egalisieren.
Dass dies möglich wäre, hat die über neun Jahre bestehende Kombination wie das zweite deutsche Olympiaduo Katrin Holtwick/Ilka Semmler aus Berlin, für BC Essen gemeldet, mehrfach nachgewiesen.
Ob beide allerdings jemals zu Natalie Cook aufschließen können, steht in den Sternen. Die 37-jährige Australierin – Olympiaerste 2000 mit Kerri Pottharst – wäre wie ihr Kollege Emanuel zum fünften Male und damit stets bei allen bisherigen olympischen Auflagen dieser Sportart dabei. Zwar hat sie sportlich dem Laufe der Zeit etwas Tribut zollen müssen. Mit ihrer derzeitigen Partnerin Tamsin Hinchley ist sie dennoch immer mal für eine Überraschung und einen Platz im Vorderfeld gut.
Die Veranstalter hoffen, dass am Samstag ein spektakulärer PR-Coup gelingt: Dass mit mindestens 18001 Zuschauern der bisherige Guiness-Weltrekord für ein Besucherzahl bei einem Beachvolleyball-Wettkampf (bisher 18 000 in Peking 2008) überboten wird. Ein Vorhaben, auf das der Wettergott sicher einen mitentscheidenden Einfluss haben dürfte…