Nach 14 Jahren Heiner Brand in der Position als Chef hatte erstmals dessen
langjähriger Co Martin Heuberger die Männer mit dem Adler auf der Brust betreut. Dem 47-jährigen mit der relativ knappen Niederlage eine Pleite zu attestieren, geht an den Realitäten vorbei. Denn der Gegner hatte sich zu Jahresbeginn bei der WM in Schweden erst im Finale den Franzosen geschlagen geben müssen. Die Deutschen dagegen deprimierten einen ratlosen Brand mit Rang elf und veranlassten dessen Rückzug.
Das, was Heuberger nun fordert, war in der Schmeling-Halle vor allem in der ersten Viertelstunde und dem überraschenden Zwischenstand von 10:5 sichtbar: Ein kompakter Abwehrriegel, schnelle Gegenstöße, konsequente Angriffsabschlüsse aus dem Positionsspiel! Die spielstarken Dänen mit einigen jungen Leuten im Aufbau für WM-Routiniers hatten eine Antwort in Form einer offensiveren 5:1-Abwehr. Und fanden dank ihrer individuellen Klasse rasch den Anschluss.
In dieser Phase da zeigten sich erneut die bei der WM und ein Jahr zuvor bei der EM (10. Rang) zu Tage getretenen Defizite in der aktuellen Formation des Heimweltmeisters von 2007: Die Rückraumasse des DHB – von Christophersen bis Glandorf, von Haaß bis Hens oder Kaufmann – brauchen Platz und Zeit, um aus der zweiten Reihe erfolgreich zu sein. Sind teilweise nicht wendig und schnell genug, um sich der gegnerischen Deckung zu entziehen.
Und in lassen sich in der Defensive mitunter zu leicht ausmanövrieren.
"Sie sind gute Handballer, haben aber nicht die Fähigkeiten wie der Tscheche Jicha oder der Franzose Karabatic ein Spiel alleine zu entscheiden. Und kamen heute auch nicht an die beiden jungen Rückraumasse der Dänen Mikkel Hansen und Nikolaj Markussen heran", sagt der frühere Bundesligaspieler Heuberger.
Mit dem Problem hatte schon Brand zu tun, weil diese wichtige Positionen
einschließlich des Spielmachers auf Rückraum Mitte bei den Spitzenteams der Bundesliga meist von Ausländern besetzt werden. Und so den DHB-Talenten oft den Weg versperren. Weil man derzeit Akteure dieser Qualität nicht habe "und wir sie uns auch nicht schnitzen können" gehe es darum – so Heuberger – "das kollektive Mannschaftsspiel und jeden Einzelnen weiter zu entwickeln. Und in punkto Athletik und Schnelligkeit zuzulegen, um in Verbindung mit den traditionellen deutschen Tugenden wie Siegeswillen und Kampfkraft
mittelfristig wieder in die internationale Spitze zurückzukehren".
Und Linksaußen Dominik Klein (THW Kiel) auf die Frage, ob beim raschen Verlust der 5-Tore-Führung die in jüngster Vergangenheit kritisierten Leistungsschwankungen zum Vorschein gekommen seien: "Nein, das war kein Einbruch aus fehlender Orientierung oder nachlassender Motivation, sondern, weil die Dänen clever ihre Taktik auf unser Spiel umgestellt haben. Dass wir die Schwankungen aber reduzieren müssen, das ist die Aufgabe der kommenden Spiele und Aufgaben."
Und das sind am Samstag in Hannover der Vergleich mit dem WM-Vierten Schweden und am Sonntag in Halle/Westf. die Begegnung mit dem WM-Dritten Spanien.