Das Hérault für eine Kurzreise oder ein ganzes Leben – Tipps von Zombies für Genießer

© WELTEXPRESS, Fotos: Petra Sparrer

»Wer den französischen Süden zu genießen versteht, kommt wieder oder fliegt gar nicht erst wieder weg,« grinst Lisa Haury gewinnend. Zugegeben die Freiberuflerin macht PR für den Flugplatz. Doch vor allem ist das Hérault-Méditérranée seit über zehn Jahren die Wahlheimat der Amerikanerin. Sie arbeitete bei einer Modezeitschrift in New York, dann ein paar Jahre in Paris und wohnt heute in einem ehemaligen Posthaus des pittoresken Dorfs Mons la Trivalle. Ihre Adresse möchte sie nicht verraten, doch wer ihre Webseite http://languedoczombies.com aufruft, versteht, warum man im Languedoc hängen bleibt. Fashion Victims und Liebhabern französischer Küchenkunst geben Lisa und ihre Freundin Helen verführerische Anregungen, zwar auf Englisch, aber von Herzen.

Wein trinken und Austern schlürfen

Im Urlaub sollte man es den beiden nachtun und noch viel mehr als Strand und Wasser genießen. Beispielsweise die Tropfen der Winzer aus den umliegenden Weingebieten von St-Chinion bis zum Minervois probieren – Picpoul de Pinet, Clairette du Languedoc, Vin de Pays de Caux, Muscat Sec … Wer z. B. das Faugères mit dem Auto oder zu Fuß durchstreift, hat von den Weinbergen Fernsicht auf das Mittelmeer. Warum nicht ein Besuch bei Noilly Prat (www.noillyprat.com) in dem kleinen Küstenort Marseillan, wo seit 1813 Wermuth hergestellt wird? Sich in der Bar einen Cocktail mixen lassen oder probieren, ob der rote Würzige oder der bernsteinfarbene Süße das richtige Mitbringsel ist. Und ein spezieller Genuss ist das Austern schlürfen. Zumindest ganz Frankreich spricht von den huí®tres de Bouzigues, die in den Lagunenbecken an der Küste von Agde bis Sête gezüchtet werden und recht günstig vom Straßenstand auch im Stehen zu haben sind.
Echte südfranzösische Märkte mit frischen lokalen Produkten und lokalem Flair gibt es in den hübschen historischen Ortskernen von Agde, Vias und Pézenas. Agde wurde im 5. Jh. v. Chr. von den Phöniziern gegründet. Marco Polo nannte den Ort »schwarze Perle«, wegen der Häuser aus schwarzem Vulkangestein vom Mont Saint-Loup, einem südlichen Ausläufer der Auvergne. In Vias könnte man Stunden in einem der Terrassencafés neben der überdachten Markthalle verbringen.

Von Künstlern und Lebenskünstlern

In Bassan lohnt ein Abstecher in das kuriose Musée des Meubles Modestes. Ein Museum für bescheidene Möbel? Man sehen und staune, und wer Französisch spricht, kann sich mit dem Künstler austauschen. In seinem Atelier neben seinem Wohnhaus hat Alain Fornells, ein Krankenpfleger spanischer Abstammung, aus alten Holzkisten kuriose Möbel geschaffen. »Links wohne ich, rechts träume ich,« sagt der sanfte 57jährige und bittet seine Gäste ins Atelier. Dort führt er seine Möbel wie ein Puppenspieler vor und erzählt assoziative Geschichten dazu. Manche wirken wirklich wie Träume, andere sind geprägt von den Märchen Okzitaniens und dem Einfluss des spanischen Bürgerkriegs auf seinen Vater. Das Ganze ist ein Erlebnis und wenn Alain danach nicht direkt zur Arbeit muss, nimmt er sich Zeit für ein Gespräch im Hof.
Pézenas wiederum trägt als einzige Stadt des Hérault das Label »Stadt der Kunst«, wobei hier eher die Architekten früherer Jahrhunderte wahre Künstler waren. Die von Herrenhäusern vom 15.–18. Jh. geprägte Altstadt ist zugleich ein Einkaufsparadies. Kunsthandwerker aus der Region haben entlang der Kopfsteinpflastergassen Ateliers eröffnet. Fotoapparate sehen sie gar nicht gern, denn sie fürchten um das Copyright ihrer Designs.
Molière und seine Theatergruppe führten von 1647 bis 1657 in Pézenas ihre Komödien auf öffentlichen Plätzen auf. Ein echtes Molière-Museum gibt es in ganz Frankreich nicht, da der Nachlass des Jean-Baptiste Poquelin, so sein bürgerlicher Name, nicht erhalten blieb. Scénovision Molière (www.scenovisionmolière.com) in dem Herrenhaus Hôtel de Peyrat dokumentiert Molières Geschichte umso anschaulicher. Das regionale Museum für zeitgenössische Kunst eröffnete aber nicht in Pézenas, sondern in Sérignan und zeigt in großzügiger moderner Architektur wechselnde Ausstellungen.

Hide away zum Wiederkommen

Ein Geheimtipp, für den weder Kenntnisse zur französischen Sprache noch zur Kultur nötig sind, ist das Domizil und »Schlosshotel« im Stil eines ländlichen Gästehauses des im westfälischen Hamm geborenen deutschen Architekten Peter Plück und seiner Frau Margarete. Die hübschen Gebäude aus  Naturstein des 70 ha großen Anwesens gehen historisch auf die Versorgungsdomäne der sehenswerten, 2 km entfernten Benediktinerabtei Abbaye de Valmagne zurück.
Als der Spezialist für historische Immobilien mit der Restaurierung begann, war er dem Charme des Languedoc längs verfallen. Ob sie Deutschland trotzdem ein wenig vermissen? »Wir fahren jedes Jahr mit dem Auto nach Freiburg, um den Weihnachtsbaum für uns und unsere Gäste zu holen«, erzählt die Münchnerin Margarete und schwärmt mit strahlenden Augen weiter vom Plätzchenbacken und Kerzenschein, und fächelt sich bei 24 Grad im Schatten mit der Serviette auf der Restaurantterrasse am Pool etwas Luft zu. Keine Spur von Heimweh, sie möchte nur, dass sich ihre Gäste hier jederzeit wohlfühlen. »Viele kommen wieder, einige kennen sich schon«, erzählt auch Peter Plück.
Einen Wegweiser zu seiner Domäne möchte er aber nicht aufstellen, damit er sich hier weiterhin wohlfühlen kann, wie unter Freuden. So steht es auch auf der Webseite. Gäste dürfen das Öl von den selbst angebauten Oliven probieren und auch kaufen oder die Marmelade. In den Wohnungen von 35–120 m2  kann man sich auch selbst verpflegen, es gibt Leihfahrräder, drei Golflöcher, einen Bouleplatz …  Lust auf eine Wanderung, ein Restauranttipp, ein Reitausflug, eine Kajaktour auf dem Fluss Hérault? Die Vermieter kennen sich aus. Wer da nicht wieder kommen möchte.
Denn da war doch noch was –  Béziers, der Canal du Midi …

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Infos:
Anreise: Ryan Air, Düsseldorf Weeze-Beziers, Websites: www.ryanair.com und www.bezierscapdagde.com
Fremdenverkehrsämter: www.hérault-tourisme.com, www.ot-pezenas-valdherault.com und www.beziersmediterranee.com
Die Route der Winzer und Fischer (www.capdagde.com) mit 200 Schildern führt auf 150 km durch das Herz des Pays d ´Agde, vorbei an über 20 Weinkellern, Fischerhäfen, durch zwei Naturparks und zu einem Maí®tre Chocolatier.
Unterkunft: www.chateau-les-sacristains.fr

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