In 42 Prozent aller Familien werde nur selten oder gar nicht vorgelesen, heisst es bei der Stiftung Lesen. In Hessen zeigt sich der Landtagsabgeordnete Ismail sehr besorg ob der zunehmenden von mittlerweile 7,5 Millionen Analphabeten in Deutschland. Auch innerhalb der Migrantenfamilien sei die Lesebereitschaft mitunter sehr gering ausgeprägt, so der türkischstämmige Abgeordnete. Er lobte das neue Leseprogramm der Bundesregierung, das Zuschüsse in Höhe von 20 Millionen Euro vorsieht. „In einer alternden Gesellschaft, die zukünftig auch noch einen Fachkräftemangel zu bewältigen hat, dürfen wir uns keine Analphabeten mehr leisten“, so Tipi. „Wir müssen wieder zu einer ausgeprägten Lesekultur in der Gesellschaft finden“.
Gerade bei männlichen Jugendlichen gebe eine Keine-Lust-auf-Lesen-Mentalität. Hier seien vor allem die Väter gefordert, ihren Söhnen das Lesen näherzubringen, meint Ismail Tipi. Das könne das gemeinsame Zeitungslesen am Frühstückstisch sein, beispielsweise, schlägt er vor.
In Hessen wurde das Projekt „Papa liest vor“ gestartet. An jedem Freitag stellen die mehr als 100 beteiligten Unternehmen, darunter Fraport und Commerzbank, einen von den Organisatoren ausgewählten Text eines Kinderbuchautors ins firmeneigene Internet. Die meist zwei oder drei Seiten werden dann von Vätern an Wochenenden ihren Kindern vorgelesen. „Ein tolles Projekt“, lobt Tipi. Es zeige, dass Hessen den Ernst der Situation erkannt habe und gegen diese Leseschwäche in der Gesellschaft vorgehen will. Es sei schließlich wirklich einfach, Kindern bereits früh den Spaß am Lesen zu vermitteln. Lesen sei das „Fernsehen der Phantasie“, sagte er.