„Die Säuberungsoperation in Abu Salim ist abgeschlossen, der Stadtbezirk ist nun sicher, dort wird nicht mehr geschossen“, sagte der Sprecher des Nationalen Übergangsrates, Yahya Salih, am Freitag zu RIA Novosti.
Nach der Erstürmung der Residenz von Muammar Gaddafi hatten die Aufständischen mehrere Tage versucht, in das Stadtviertel Abu Salim vorzudringen, das von Gaddafi-treuen Scharfschützen und freiwilligen Kämpfern verteidigt wurde.
Derzeit wird in Salah Ed-Din, dem Vorort von Tripolis unweit vom internationalen Flughafen, schwer gekämpft.
Die Aufständischen hatten am vergangenen Montag in einer von der NATO unterstützten Offensive den größten Teil der libyschen Hauptstadt eingenommen und am Dienstag die befestigte Residenz Gaddafis im Stadtviertel Bab-al-Aziziyah erobert. Der Aufenthaltsort des libyschen Diktators ist noch unbekannt. Der libysche Übergangsrat hat für die Festnahme Gaddafis eine Belohnung ausgesetzt.
Wie blutig und unbarmherzig die Kämpfe um Tripolis waren, zeigt sich jetzt, nachdem mehr und mehr Journalisten von dort berichten können. Allein in einem Krankenhaus, das von seinem Personal offensichtlich fluchtartig vor den heranrückenden Kämpfen verlassen wurden, liegen Leichenberge. Reporter der BBC berichten, daß unte den Toten Zivilisten wie auch Kämpfer seien. Offenbar seien die meisten verwundet eingeliefert worden und dann im Krankenhaus gestorben. Viele der Toten seien schwarze Afrikaner – entweder Söldner der alten Regierung unter Muammar al-Gaddafi oder Gastarbeiter. Ein schwere Geruch von Verwesung liegt über dem Anwesen. Viele Leichen liegen seit Tagen in der Hitze, von Maden zerfressen. Offenbar starben die meisten Verletzen, Verwundeten, weil ihnen nicht mehr geholfen wurde.
Dutzende Tote, teils gefessen und mit Kopfschüssen, sichteten Reporter auf einem Grünstreifen vor dem eroberten Hauptquartier Gaddafis. Der Verdacht liegt nahe, daß es zu regelrechten Hinrichtungen gekommen sein muß.
Amnesty International (AI) wiederholten erneut in scharfer Form Vorwürfe von Folter. Sowohl die Truppen der Regierung bzw. des Gadaffi-Regimes wie auch Truppen der Rebellen würden in Libyen systematisch Foltern. AI beschuldigte Gaddafi-Getreue, inhaftierte Jungen vergewaltigt zu haben. Tausende Männer seien nach Festnahmen durch die Gaddafi-Truppen verschleppt worden, verschwunden, auch Zivilisten und nicht nur Aufständische. Die Rebellen stehen dem barbarischen Verhalten offensichtlich in nichts nach. Gefangene werden ungern gemacht und wenn, dann richten sich die Rebellen nicht an die Genfer Konventionen für die Behandlung von Kriegsgefangenen. Die offensichtliche Missachtung der Rechte von Kriegsgefangenen sei eklatant.
Mit Material von AI, BBC, Facebook, RIA Novosti