Berlin, BRD (Weltexpress). Unter den Juden von Rom soll es „etwa hundert Schlägertypen“ geben. Das enthüllten die Redakteure der Zeitung „Il Fatto Quotidiano“ Vincenzo Bisbiglia und Alessandro Mantovani am 12. Oktober 2025 in dem linksliberalen italienischen Tageszeitung. Es seien „etwa hundert Schlägertypen“, Leute, „die wissen, wie man verprügelt, und die manchmal spontan und manchmal organisierter vorgehen“. In der Gemeinde schätzt man ihre Zahl auf 40, manche auf „25 Psychopathen, die sich wenn nicht an die politische Gewalt der Bleijahre,1 so doch zumindest an die 1990er Jahre erinnern“, so die Autoren. Es handelt sich um Straßenhändler, Fahrer, Ladenbesitzer, Taxifahrer und sogar Schüler jüdischer Schulen und Universitäten. Auch einige Fans des Fußball, der im Stadio Olimpico veranstaltet wird, mehr Fan der Roma als der S.S. Lazio, sind beteiligt.

Polizei und Carabinieri scheinen sie alle zu kennen. Selbst innerhalb der Gemeinschaft macht man sich Sorgen, zumindest insgeheim. Die Spannungen in Rom sind hoch, und sie werden nicht allein durch den ersten Gaza-Deal verschwinden. Die Juden haben Angst, sie fühlen sich „ auf den Mauern Roms vergewaltigt “, um die Worte eines ihrer gemäßigtsten Zeitgenossen zu verwenden. Jetzt sind sie auch noch eingeschüchtert und verärgert über die massiven Demonstrationen für die Palästinenser. Sie neigen zweifellos dazu, Antisemitismus auch dort zu sehen, wo keiner ist, oft in gutem Glauben. Und so sagt man in Rom: Wer zuerst zuschlägt, schlägt zweimal zu. Wir sahen diese etwa hundert aufgebrachten Demonstranten am 25. April 2024 an der Porta San Paolo, einem historischen Ort der römischen Widerstandsbewegung, wo jedes Jahr Spannungen ausbrechen, weil ein Teil der Linken die Juden nicht will, die zu eng mit Israel verbunden sind. Dreihundert kamen, Knallkörper und (volle) Kisten mit Hülsenfrüchten wurden auf die Demonstranten geworfen, wilde Rufe wie „ Sie sollen euch vergewaltigen wie in Gaza “ richteten sich gegen pro-palästinensische Mädchen. Wenige Tage später, am 7. Mai 2024, zerstörten sie an der Sapienza-Universität in der Nähe der Physikfakultät die Gedenktafel für Sufian Tayeh, den Rektor der Islamischen Universität von Gaza, der bei einem Bombenanschlag getötet worden war. Die Polizei identifizierte zehn Mitglieder der Gemeinschaft im Alter zwischen 20 und 24 Jahren. Den Abschluss bildet der berüchtigte Vorfall vom 2. Oktober an der Caravillani-Kunstschule, die sich einen Eingang mit einer Synagoge in Monteverde, einem stark von Juden bewohnten Viertel, teilt. Die Schüler skandierten „Freiheit für Palästina!“, woraufhin zwanzig Erwachsene, die sich an einem Wochentag wegen Jom Kippur im Beth-Michael-Tempel aufhielten, sie zur Rede stellten und dann zum Ausgang zurückkehrten: Beleidigungen gegen die Mädchen, „Hure“, Schubsen und Schlagen, einem jüdischen Jungen wurde sogar eine Haarlocke ausgerissen.

Der Artikel in “Il Fatto Quotidiano” hat für Aufsehen gesorgt, allerdings noch nicht für die Aufregung, die sie verdient, wird im kommunistischen Magazin „Contropiano“ am 14, Oktober 2025 bemerkt. Was geschah, bestätigt, was wir seit über zwanzig Jahren systematisch anprangern, ohne dass es jemals zu rechtlichen Schritten seitens der Polizei und der Justiz gegen diese zionistischen Trupps gekommen wäre. Stattdessen wurden diejenigen, die sich ihnen widersetzen, mit Eifer behandelt. Auch gab es keine angemessene Anklage seitens derjenigen, die beim ersten Graffiti an einer Wand schnell über Antisemitismus schwadronierten, sich aber stets abwendeten, wenn es sich bei den Angreifern um Schläger aus den fanatischsten Teilen der römisch-jüdischen Gemeinde handelt. Ein Maß an Straflosigkeit, das sehr an die Straflosigkeit erinnert, die der Staat Israel jahrzehntelang für seine Kriegsverbrechen genossen hat, und deren Folgen nun vor aller Augen liegen.

Die Situation in Rom ist eine klar erkennbare und begrenzte Realität, die derzeit nicht mit der Situation in anderen italienischen Städten verglichen werden kann.

Und nicht zuletzt bleibt die heikle Frage der Soldaten mit doppelter Staatsbürgerschaft – in diesem Fall italienisch-israelischer –, die an Militäroperationen im Gazastreifen teilnahmen, die einem Völkermord gleichkommen, weiterhin ungeklärt.

Wir haben dieses „Abkommen“ zwischen Italien und Israel, das es italienischen Staatsbürgern erlaubt, in Israel Militärdienst zu leisten, schon lange angeprangert. Minister Tajani (Forza Italia) bestätigte unklugerweise um den 7. Oktober 2023, dass etwa 1.000 Italiener mit doppelter Staatsbürgerschaft zum Kämpfen nach Israel gegangen seien, einige von ihnen seien anschließend auch nach Gaza gegangen.

Sollten Beweise auftauchen, könnten die beteiligten italienischen/israelischen Staatsbürger vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag strafrechtlich verfolgt werden, der den Völkermordprozess parallel zum Internationalen Strafgerichtshof weiterverfolgt.

Früher oder später wird dieses Problem auch in unserem Land auftreten, so wie es in Belgien, Frankreich und anderen Ländern der Fall ist.

Doch während wir darauf warten, dass „die Gerechtigkeit ihren Lauf nimmt“, täten die Behörden gut daran, ein Auge auf Hunderte von Menschen zu werfen, die an den Kämpfen in Gaza teilgenommen und dort Kriegsverbrechen begangen haben und mit einer alles andere als beruhigenden Vergangenheit und psychischen Verfassung in unser Land.

Anmerkungen:

1 Von dem US-amerikanischen Geheimdienst CIA gegen die Linksentwicklung in Italien inszenierter Terror, auch als „Spannungsstrategie“ bekannt.

Siehe die Beiträge

im WELTEXPRESS.

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