Berlin, BRD (Weltexpress). Mit Schildern, auf denen zu lesen steht „Killers not welcome“ (Mörder nicht willkommen), werden mehrere Hundert israelische Soldaten, die auf Sardinien Erholung suchen, empfangen. Wie die Zeitung „Il Fatto Quotidiano“ berichtete, müssen die umstrittenen Gäste von italienischen Sicherheitskräften, darunter die Sondereinheit Digos, vor Protesten der Bevölkerung geschützt werden.
Innenminister Matteo Piantedosi musste das in einer parlamentarischen Fragestunde bestätigen. Die meisten seien im Ferienressort von Santa Teresa di Gallura, einem Badeort ganz im Norden der auch bei Italienern beliebten Insel, einquartiert. Sardinien wird von einer Mitte-Links-Koalition unter Führung von Alessandra Todde von der Partei Fünf-Sterne-Bewegung regiert, die schon im Mai einen Antrag zur Anerkennung von Palästina als Staat verabschiedet hatte. Kurz darauf folgte ein weiterer „jegliche institutionelle, wirtschaftliche und anderweitige Zusammenarbeit mit Israel zu unterbrechen“. Und zwar solange, wie Israel Menschenrechte verletze. Drei sardische Regionalräte forderten jetzt, die Flugverbindungen zwischen Olbia und Tel Aviv einzustellen. Es könne nicht sein, dass man den Soldaten einer Regierung, „der Kriegsverbrechen und die Missachtung des internationalen Rechts vorgeworfen werden“, erlaube, hier zu verschnaufen, während die Menschen in Gaza sterben.
Die Regierung in Rom dürfte gewusst haben, dass die Gastfreundschaft den israelischen Soldaten gegenüber auf breite Ablehnung in der Bevölkerung stoßen würde, so Fatto Quotidiano. Nicht einmal die Bürgermeister der Gastgebergemeinden wurden vorab über die kontroversen Gäste informiert. Die zum sozialdemokratischen Partito Democratico gehörende ehemalige Präsidentin der Abgeordnetenkammer, Laura Boldrini, beschuldigte die Regierung der Komplizenschaft mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud). Die Senatorin Alessandra Maiorino von der Fünf-Sterne-Bewegung fragte: „Sind wir wirklich so verlogen, dass wir einerseits verletzte Kinder aus Gaza in unseren Krankenhäusern aufnehmen und gleichzeitig den Soldaten, die auf die Kinder schießen, Erholung an unseren Stränden gewähren?“
Auch aus der Region Marken wurde bekannt, dass sich dort bei Ancona israelische Soldaten zur Erholung aufhielten, wogegen der regionale Partisanenverband ANPI protestierte und forderte: „Wenn Italien und die Marken zu einem Rückzugsgebiet, sprich Erholungsressort für Soldaten der israelischen Armee geworden seien – einer Armee, die Tausende Menschen niedergemetzelt hat -, dann müssen sich die nationale und regionale Regierung dafür verantworten.“
Premierministerin Meloni schweige zu dem Problem, denn auszusitzen gehört mittlerweile zum Kern ihrer Politik, aber in ihrer Koalition sei die Haltung nicht einstimmig. Als am Donnerstag das EU-Parlament die Mitgliedsstaaten aufforderte, den Staat Palästina anzuerkennen, stimmten die drei Regierungsparteien dazu wie folgt ab: Melonis Partei Fratelli d’Italia enthielt sich, Tajanis Forza Italia votierte mit Ja, Salvinis Lega mit Nein.











