Der 47-jährige Rechtsanwalt kandidiert in Mardin als Unabhängiger und er scheint gute Chancen zu haben, genügend Stimmen zu bekommen, um einen Abgeordneten-Sitz im türkischen Parlament zu erreichen. Es wäre ein schönes Symbol für die Vielfalt und auch die Offenheit der Türkei, wenn es Erol Dora schaffen würde.
Dass der Aramäer – zwar unabhängig – von der kurdischen BDP unterstützt wird, trübt für manche seiner Anhänger ein wenig die Freude, doch sie wollen ihn dennoch unterstützen, denn sie war die einzige Partei, die sich für den christlichen Kandidaten interessierte. Sie hoffen darauf, dass er sich klar positionieren wird und sehen die Kandidatur Doras doch immerhin als ein Zeichen für eine weitere Öffnung zu allen Minderheiten des Landes. Die Politik der AKP nämlich ist religiös geprägt und so unterstützt sie auch einige andere Glaubensrichtungen. Kirchen in der Türkei werden von Seiten des Staates inzwischen renoviert und in einigen sind wieder Gottesdienste erlaubt. Auch wenn noch vieles zu tun ist für die Christen in der Türkei, ihre Situation hat sich definitiv verbessert. So ist auch die Kandidatur Erol Doras zu sehen. Im Istanbuler Stadtteil Zeytinburnu beispielsweise kandidiert die syrianische Christin Hanna Yilmaz.
Doch will der Wahlkämpfer Dora seinen Schwerpunkt nicht auf seine Herkunft oder seinen Glauben legen. In einem der vielen Interviews, die er in den vergangenen Wochen gab, weist er ganz ausdrücklich darauf hin, dass es ihm im Allgemeinen um die Verbesserung der Situation aller Minderheiten in der Türkei gehe. Er will auch dazu beitragen, dass im Südosten der Türkei endlich Frieden einkehrt und Mardin endlich mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird und allen ethnischen Gruppen gleiche Rechte eingeräumt werden. “Mardin könnte als Pilot-Projekt für das Zusammenleben von Arabern, Türken, Kurden und Syrianern gelten”, sagte er. Er wolle als Bürger der türkischen Republik mitarbeiten, eine neue Verfassung für das Land auszuarbeiten und dabei helfen, den Kurdenkonflikt zu lösen. Schließlich wolle er eines Tages in sein Heimatdorf zurückkehren. “Wir sind doch alle Brüder”, sagt er.
In Mardin mit seinen 80 000 Einwohnern hat die Regierungspartei AKP schon viel getan. Die Menschen dort sagen, dass die Stadt ihre Identität wieder gefunden habe. Nun möchten sie Tourismus in der Gegend haben, damit die Welt sieht, wie hier seit Jahrtausenden verschiedene Religionen und Kulturen friedlich und freundschaftlich miteinander leben.