Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Meloni-Regierung hat am 21. Januar 2025 in Rom, vertreten durch Vizepremier und Außenminiaster Tajani und Umweltminister Pichetto mit Österreich, Deutschland, Tunesien und Algerien ein Abkommen zur Einrichtung eines SüdH2-Korridors unterzeichnet. Wie die Nachrichtenagentur „ANSA“ berichtete, geht es um ein aus fünf Teilprojekten bestehendes Pipeline-Netz von Sizilien bis Bayern für den Transport von hergestellten gasförmigen Wasserstoff. Es soll eine Länge von ca. 3500-4000 km haben. Der europäische Teil des Südkorridors, soll nach aktueller Planung eine Länge von 3250 km haben und zu 60-70 % aus umgerüsteten Erdgaspipelines bestehen. Damit könnten voraussichtlich bis zu 4 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff nach Europa transportiert und dazu beigetragen werden, das Ziel von 10 Millionen bis 2030 zu erreichen. Hinzu kommt die Elmed-Stromleitung, die am Grund der Straße von Sizilien entlang verläuft und Capo Bon mit dem Partanna-Kraftwerk auf Sizilien verbinden wird.

Diese Infrastruktur  wurde im Dezember 2024 als EU-Flaggschiffprojekt von den Global Gateway-Investitionen „Tor zur Welt“, dem Oxfam-NGO-Verband und der Investmentbank Counterbalance beschlossen. Von den 3.300 Kilometern Leitung, die umfunktioniert oder von Grund auf neu gebaut werden sollen, werden 2.300 in Italien liegen, womit Rom die führende Rolle der Betreibung des EU-Energiezentrums übernehmen möchte. Außenminister Tajani sagte, von den geschätzten Gesamtkosten von 850 Millionen Euro werde Rom Investitionen übernehmen, die 400 Millionen Euro erreichen könnten. „ Das Ziel besteht darin, Nordafrika zunehmend in Europa zu integrieren und Italien zu einem wichtigen Knotenpunkt für die Energiesicherheit des Kontinents zu machen“.

Im Klartext offenbarten diese Pläne einen neokolonialen und räuberischen Charakter, enthüllte das kommunistische Magazin „Contropiano“ am 30. Januar auf seinem online portal. Es sind die großen Unternehmen und das Wirtschaftssystem der europäischen Länder, die vom Global Gateway profitieren, während den anderen beteiligten Akteuren die sozialen und ökologischen Kosten aufgebürdet werden. Und es sei kein Zufall, dass am Rande des Treffens in der Villa Madama (dem Außenministerium) gleichzeitig auch ein Unternehmerforum stattfand. Es sind   die italienischen „ Abnehmer “, die das größte Interesse am Wasserstoffkorridor haben und   Italien wolle   die führende Rolle in dem EU-Energiezentrum, in dem es darum gehe, gegenüber anderen großen globalen Akteuren konkurrenzfähig zu werden, übernehmen. Darauf zielten auch, so „Contropiano“,  die Vereinbarungen, die Ministerpräsidentin Meloni Ende letzter Woche in Saudi-Arabien geschlossen hat. Die Premierministerin unterzeichnete eine gemeinsame Erklärung zur strategischen Partnerschaft mit der arabischen Dynastie, die weitgehend in verschiedenen Sektoren entwickelt werden soll, vom Kriegssektor bis zum Transport, von der Kultur bis zur Energie.
Von den in Riad abgeschlossenen 10-Milliarden-Dollar-Transaktionen stehen 6,6 Milliarden im Zusammenhang mit fünf von dem 100 % staatlichen italienischen Kreditunternehmen SACE unterzeichneten Vereinbarungen, drunter ist eine mit Acwa Power, einem saudischen Energieriesen, der sich mit grünem Wasserstoff und Entsalzung beschäftigt, einem zentralen Prozess bei der Herstellung von Wasserstoff, beim dem erhebliche Mengen Wasser für die Elektrolyse benötigt werden. Von Acwa Power wurde außerdem ein Memorandum mit dem Italienischen Fernleitungsnetzbetreiber für Erdgas Snam unterzeichnet, das darauf abzielt, gemeinsame Investitionen für die unterzeichnete Lieferung von grünem Wasserstoff nach Europa zu etablieren und auch die Möglichkeit der Errichtung eines Ammoniak-Importterminals auf der Halbinsel zu prüfen, das auch für den Transport von Wasserstoff genutzt wird und in diesem Fall direkt an den Süd2-Korridor angeschlossen wird.

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