Nun hat Fatih Akin endlich bekannt gegeben, was schon länger hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wurde: Er will das Leben von Yilmaz Güney verfilmen. Der Zeitung “Die Welt” sagte Akin, er habe sich die Rechte an dem Stoff gesichert und arbeite an einem Drehbuch.
Yilmaz Güney wurde mit seinem Film “Yol” (Der Weg) berühmt, in dem er die Gewalt in der türkischen Gesellschaft thematisiert. Er gewann mit “Yol” 1982 die “Goldene Palme” in Cannes. Gümey flüchtete während eines Hafturlaubs aus der Türkei. Er saß mehrmals im Gefängnis, weil ihm ein Mord zur Last gelegt worden war. Der Film “Yol” wurde von Güneys Regieassisten Serif Gören heimlich in der Türkei gedreht, bis Güney selbst nach einer spektakulären Flucht das Negativ-Material in die Schweiz retten konnte, wo er den Film selbst fertig stellte. Zwei Jahre nach seinem Erfolg in Cannes starb Güney 47-jährig an Magenkrebs in seiner Wahlheimat Paris, nachdem die Türkei ihn ausgebürgert hatte.
Güney wollte eigentlich Schriftsteller werden. Als Kind kurdischer Eltern entwickelte sich sein linke Gesinnung schon sehr früh. Bereits 1961 wurde er erstmals wegen Verteilung von Programmheften, die ihm als kommunistische Umtriebe zur Last gelegt worden, für zwei Jahre ins Gefängnis. Die Gefängnisthematik zieht sich konsequent durch Güney Werk, was nicht weiter verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass er schon sehr früh mit den türkischen Haftanstalten Bekanntschaft schließen musste. Doch Güney zeigt in seinen Filmen, dass die Türkei damals ein großes Gefängnis der Not und der Armut war sowie ein Gefängnis der familiären Zwänge und Traditionen. Und diejenigen, die aus diesen Gefängnissen auszubrechen versuchen, landen in inneren Gefängnissen von Schuldgefühlen, so jedenfalls empfand und beschrieb es Yilmaz Güney. Er floh zwar aus seinem Heimatland, litt aber im französischen Exil an Heimweh, was ihn möglicherweise auch krank und sterben ließ. Fatih Akin kann Yilmaz Güney zwar nicht wieder ins Leben, dafür aber zurück ins Kino holen und möglicherweise ist er auch der richtige Regisseur für dieses Thema. Auch wenn und vielleicht gerade weil Akin in Deutschland aufwuchs, hat er möglicherweise die richtige Distanz, um dem viel zu früh verstorbenen türkischen Regisseur ein Epos zu widmen.