Italien: Erschreckendes Elend im Gesundheitswesen – Hunderttausende Kranke können Medikamente nicht bezahlen

Farmacia. Quelle: Pixabay, Foto: Ondrej Janovec

Berlin, BRD (Weltexpress). Die allgemein in Italien herrschende Armut nimmt im Gesundheitswesen erschreckende  Ausmaße an. Das geht aus einem Bericht des Observatorium für Gesundheitsarmut hervor. Der am Mittwoch in der Abgeordnetenkammer vorgestellte Rapport gibt an, dass im vergangenen Jahr  463.000 Menschen  Hilfe bei Medikamenten brauchten, da sie die Kosten dafür, die in 7 Jahren    um 2,5 Milliarden anstiegen, nicht mehr aufbringen konnten.    Mit  rund 102.000 ist  ein Viertel der Menschen, die in gesundheitlicher Armut leben müssen,   minderjährig. Auch die Zahl derer, angesichts der steigenden Gesundheitskosten die Zahl ihrer Besuche und Kontrollen bei einem Arzt einschränken oder auf einen Teil ihrer Behandlungen verzichten müssen, nimmt zu. Das betraf  2023 insgesamt 3 Millionen 369.000 Familien. Das Phänomen betrifft vor allem arme Familien (jeder Vierte hat mindestens einmal auf Behandlungen oder Arztbesuche verzichten müssen), aber auch nicht arme Familien, das sind 12,8 %, die mindestens einmal aufgeben mussten. Fazit ist, eine Behandlung für jeden Kranken ist nicht mehr sichergestellt.

„Die Daten und Analysen unseres Observatoriums für Gesundheitsarmut  zeugen von einem Land, in dem gefährdete Menschen Schwierigkeiten haben, für ihre Gesundheit zu sorgen“, betont Sergio Daniotti, Präsident der Stiftung Banco Farmaceutico Ets.

Dieser Zustand ist, wie die CGIl auf ihrer Gewerkschaftsplattfom Collettiva enthüllt, ein Ergebnis der unter der faschistischen Regierung Meloni zugenommenen verheerende Eingriffe in das öffentliche Gesundheitswesen, wie die auch im Haushalt 2025 enthaltenen Kürzungen bei den Mitteln, beim Personal, oder bei der Kontrolle des Gesundheitsmarktes, die mittlerweile zu 50 % durch private Unternehmer erfolgt. Während Ministerpräsidentin Meloni behauptet, dass Gesundheitswesen sei eine „unserer Prioritäten“ und verspricht, den Gesundheitsfonds zu erhöhen, soll in Wirklichkeit knapp die Hälfte des Budgets eingespart werden, worauf dem öffentlichen Gesundheitswesen zur Sicherung eines Minimums an Versorgung mindestens 50 Milliarden Euro fehlen, so Collettiva. Mit regionalen Unterschieden gehören Ärzte in Italien mit Gehältern zwischen 60.000 und 90.000 Euro pro Jahr zu den in der EU am schlechtesten bezahlten. Das hat, wie die größte italienische Ärztegewerkschaft, Anaao Assomed einschätzte, dazu geführt, dass 2024 40.000 Ärzte fehlten, was für 91 Prozent der Krankenhäuser einen Personalmangel bedeutete.Nach dem Abbau von über 32.000 Krankenhausbetten in den vergangenen vier Jahren fehlt es In 70,8 Prozent der Fälle an Betten. Zur gleichen Zeit wurden 95 Kliniken geschlossen, haben über 11.000 Ärzte das öffentliche Gesundheitswesen verlassen. Wegen der schlechten Arbeitsbedingungen, Personalmangel und Überbelastung kündigen im Schnitt täglich weiter sieben Ärztinnen oder Ärzte ihren Krankenhausjob.

Vor einer Woche, am 20. November, wiesen 200.000 Ärzte, Gesundheitsmanager, Krankenschwestern und andere Mitarbeiter in Gesundheitsberufen in einen landesweiten 24-Stunden-Streik darauf hing, dass Ärzte gezwungen sind, sogar 24 Stunden zu arbeiten, weil  inzwischen 30.000 Ärzte und 300.000 Pflegekräfte fehlen und den Krankenhäusern, auch den privaten, im Haushalt für 2025 „völlig unzureichende Ressourcen zugewiesen werden“. Sie forderten neue und bessere Arbeitsverträge, die sofortige Einstellung von mehr Personal, die Nichtbesteuerung eines Teils des Lohnes und die Erhöhung der pflegespezifischen Zuschüsse. Von Klinikmitarbeitern heimlich gemachte Aufnahmen zeigten schockierende Bilder Auf den Fluren in den Betten liegende unversorgte kranke und verletzte Menschen.

Banco Farmaceutico-Chef Sergio Daniotti warnt vor einer weiteren Zunahme dieser Elendssituation, denn das Armutsreservoir ist scheinbar unerschöpflich. Nach jüngsten Informationen des Statistikamtes ISTAT leben 2 Millionen 235.000 Familien und 5 Millionen 752.000 Einzelpersonen in absoluter Armut. Damit hat die Zahl dieser Ärmsten der Gesellschaft gegenüber 2014 um 2,3 bzw. 2,9 % zugenommen. Es sind seit zehn Jahren die höchsten Werte dieser Rate.

Anmerkung:

Siehe die Beiträge

im WELTEXPRESS.

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