Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wie alles begann und warum, das fragen sich die Kinder und Enkelkinder der Achtundsechziger, die in den BRD abgekürzten Resten des Deutschen Reiches im Westen, der von Beginn an ein Vasallenstaat der VSA mit dem VK im Beiboot war und dessen systematische Umvolkung anschließend begann, mehr einen Sommer der Anarchie zwischen den Schüssen auf Benno Ohnesorg am 2.6.1967 in Berlin und Rudi Dutschke am 11.4.198 in Berlin aufführten. Zwar machten auch einige Bambule, doch die wenigsten, die sich berufen fühlten, machten Revolte. Nur ein paar Dutzend kämpften. Die eine und der andere starben.
Mit den Worten „Die Erfolgsmeldungen über uns können nur lauten: verhaftet oder tot“, beginnt der „Baader“ genannte Film von Christopher Roth. Andreas Baader galt anfangs als anarchistischer Gewalttäter. Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof wurden nicht anders bezeichnet. Später wurden sie Terroristen genannt.
Im Film von Roth geht es recht ruhig zu. Allerdings hauen sich die Schauspieler Zitate um die Ohren. Eine szenischen Lesung hätte daher gereicht, aber die Welt ist nun einmal eine der Ware und des Spektakels. Warum also kein Film über Baader und Banditen, Warenhausbrandstifter. Über den Krieg der VSA in Vietnam kann man schließlich auch Filme drehen. Der Kaufhausbrand war im Gegensatz zu seinem Echo ein Feuer, auf dem man in Vietnam noch nicht einmal hätte Haschtee kochen können. Immerhin lebten einige, die nicht nach oben leckten und nach unten traten, wild und gefährlich. Das Leben zwischen Trottel und Tupamaro war ein schmaler Grat.
In „Süddeutsche Zeitung“ wird Christopher Roth zu seinem Film wie folgt zitiert. „Den Sprung von Ulrike Meinhof aus dem Fenster – bei der Gefangenenbefreiung im Institut für Sozialforschung – zur ‚Geburtsstunde der RAF‘ zu erklären, das fand ich immer ein bisschen eigenartig, das hat etwas wahnsinnig Pathetisches. Bei den Dreharbeiten haben wir mit Birge Schade, die Ulrike Meinhof spielt, besprochen, sie soll einfach so dreinschauen, als würde
sie überlegen, ob sie schon Milch eingekauft hätte.“
Keine Frage, daß Roth die Darsteller auch philosophieren läßt. Ensslin: „Stellt euch vor, mein Vater hat uns fortgeschickt. Er hat uns fortgeschickt und dann zu Gott gebetet.“ Baader: „Er hat uns weggeschickt.“ Ensslin: „Er hat uns fortgeschickt, weil wir vom Baum der Erkenntnis gegessen haben und von nun an selbst zwischen Gut und Böse entscheiden werden. Versteht ihr mich? Bader: „Klar, Baby, glasklar.“ Ensslin: „Wir dürfen nicht länger in Träumen der Unschuld verharren, wir müssen uns zur revolutionären Tat bekennen, weil wir vom Baum der Erkenntnis gegessen haben. Das Böse ist der Preis der Freiheit.“ Meinhof: „Das Böse ist der Preis der Freiheit.“ Ensslin: „Ich muß mich fragen, ist der Teufel ein gefallener Engel. Ist das Böse von Gott? War Jesus ein Revolutionär? Baader: „Gottes Sohn weint, denn die Schergen des Kapitals nagelten ihn ans Kreuz.“ Meinhof: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ Ensslin: „Bekenne dich zu deinem Glauben. Alle zehn Gebote müssen gebrochen werden.“ Meinhof: „Alle zehn.“ Ensslin: „Du sollst ehebrechen. Du mußt ehebrechen.“ Baader: „Du mußt töten.“ Ensslin: „Du mußt töten.“ Meinhof: „Du mußt töten.“
Das und mehr ist demnächst in sechs Kinos im Vasallenstaat, Vielvölkerstaat, Kriegsstaat und Apartheidstaat BRD zu hören (und zu sehen).
Berlin, Lichtblick, Samstag | 18.05. | 22:00 Uhr
Düsseldorf, Metropol, Montag | 20.05. | 21:00 Uhr
Hamburg, Abaton, Ab 16.5.
Köln, Filmhaus, Montag | 20.05. | 17:30 Uhr, Donnerstag | 23.05. | 18:00 Uhr
München, Werkstattkino, Ab 16.5.
Regensburg, Ostentorkino, Mittwoch | 22.05. | 21:45 Uhr, Sonntag | 26.05. | 14:00 Uhr
Dort sehen sie dann auch, wie Kurt Krone (BKA) auf Andreas Baader (RAF) trifft und die beiden Protagonisten sich unterhalten. Der eine spricht und die Guerilla als Projektil, „die zum Äußersten entschlossene Waffe der Politik“, der andere über den Terrorismus, „der sich am Ende selbst“ besiegen werde. Ohne Tote wäre der Riß zwischen Staat und Massen noch vertieft worden. Für Dutschke, der den Staat des Kapitals „hätte kippen können“, sei die Zeit noch nicht reif gewesen.
Filmographische Angaben:
- Titel: Baader
- Produktionsstaat: BRD
- Produktionsjahr: 2002
- Kategorie: Poli-Thriller
- Regie: Christopher Roth
- Drehbuch: Christopher Roth, Moritz von Uslar
- Kamera: Jutta Pohlmann, Bella Halben
- Schnitt: Barbara Gies, Christopher Roth
- Musik: Bob Last
- Darsteller: Frank Giering (Andreas Baader), Laura Tonke (Gudrun Ensslin), Vadim Glowna (Kurt Krone), Birge Schade (Ulrike Meinhof), Bastian Trost (Jan-Carl Raspe), Jana Pallaske (Karin), Michael Sideris (Kurt Wagner) Sebastian Weberstein (Erwin), Hinnerk Schönemann (Victor), Ellen Schlootz (Maria) Sarah Riedel (Inga), Bettina Hoppe (Birgt), Andreas Hofer (iebland) Urs Fabian Winiger (Tony), Anna Böttcher (Marion), Angie Ojciec (Claudia), Daniel Krauss (Diedrich), Michael Günther (Rossmann), Can Taylanlar (Mario)
- Verleih: Rapid Eye Movies
- Länge: 129 Minuten
Anmerkung:
Siehe auch den Beitrag
- „Der Baader-Meinhof-Komplex“ – Wahrheit und Klarheit in einem Film von Uli Edel? von Brasse Blankaal
- Stefan Aust schickt den Baader-Meinhof-Komplex zur Generalüberholung – Annotation zur erweiterten Neuausgabe von Frank Willmann
- 70er-Jahre-Terrorismus auf der Berlinale – Polit-Thriller „7 Tage in Entebbe“ von José Padilha überzeugt als vielschichtiges Werk über Terrorismus und schreddert manche Mythen von Marc Hellige
im WELTEXPRESS.
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