Das „Todesduell“ von John Donne oder Ben Becker „predigt“ im Berliner Dom – An der Orgel: Andreas Sieling

Ben Becker. © Foto: Klaus-Dieter Richter, BU: Stefan Pribnow, Ort und Datum der Aufnahme: Berlin, 10.4.2024

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Schwer erkrankt schreibt John Donne, ein Dichter und Denker, der auch als Prediger der St. Paul’s Cathedral in London arbeitet, seine berühmteste Predigt: das „Todesduell“, daß im Beisein von König Charles I. im Jahr 1631 gehalten wurde. Dieses „Todesduell“ gilt seitdem als die berühmteste Predigt der Welt und wurde auf die Bretter von Bühnen dieser Welt gebracht. Mehr noch, Rundfunkanstalten sendeten das „Todesduell“ in die Welt.

John Donne, der am 22. Januar 1572 in London geboren wurde und am 31. März 1631 in London starb, war zeitlebens ein wortgewaltiger metaphysischer Poet und Prediger. Wahrlich wurden dessen letzte Worte weit über seinen Tod hinaus gehört. Längst existieren mehr Werke über ihn als von ihm. Kein Wunder, der Lehrer hatte viele Schüler, vor allem nach seinem Ableben. Wer schreibt, der bleibt.

Daß im „Todesduell“ ein erschütternder und schonungsloser Blick auf die Vergänglichkeit des Lebens geworfen wird und von einer Kraft und Hoffnung die Rede ist, die den Tod übersteige, das wird überliefert. Auf der Heimatseite des Bremer Konzerthauses „Die Glocke“ heißt es zum „Todesduell“: „Wahr, erschütternd, schonungslos im Blick auf die Vergänglichkeit des Lebens und zugleich von einer Kraft und Hoffnung, die den Tod übersteigt. In John Donnes »Todesduell« gewinnt das Leben.“

Im Berliner Dom. © Foto: Klaus-Dieter Richter, BU: Stefan Pribnow, Ort und Datum der Aufnahme: Berlin, 10.4.2024

Und weiter: „Wie in seiner bahnbrechenden Auseinandersetzung mit ‚Judas‘, die im Berliner Dom ihren Anfang nahm, um in einer beispiellosen Serie von Aufführungen über eine Viertelmillion Zuschauer zu begeistern, geht es Ben Becker im ‚Todesduell‘ um die letzten Fragen. Beckers ‚Judas‘ war die Rechtfertigung und Rehabilitation einer zu Unrecht verfemten Figur, gegen alle Vorurteile und Feindseligkeiten. ‚Todesduell‘ geht noch einen Schritt weiter: Es ist der Kampf gegen die Vorurteile über den Tod und für einen veränderten Blick auf die Bedeutung des Lebens.“

Ben Becker blickte am Mittwoch, den 10.4.2024, im Berliner Dom zurück und schaute am goldenen Adlerpult nach vorn. Der 59-jährige Schauspieler erteilte eine Einführung in die Inszenierung und stellt seine Literaturperformance „Todesduell“ vor. Dabei wurde er von Andreas Sieling (60) an der Orgel begleitet. Becker las zudem die „Große Elegie an John Donne“ von Literaturnobelpeisträger Joseph Brodsky.

Ben Becker gehe es nach eigenen Angaben um „die letzten Fragen“. Für ihn bedeute das „Todesduell“, einen Kampf gegen die Vorurteile über den Tod und für einen veränderten Blick auf die Bedeutung des Lebens zu führen. Man müsse dieses „Todesduell“ durchlebt haben, um ihm eine Stimme geben zu können.

Wenn einer diesem „Todesduell“ eine Stimme geben kann, dann Ben Becker, so daß man meinen möchte, er erwecke mit seiner Leidenschaft das „Todesduell“ von John Donne zum (neuen) Leben.

Ben Becker. © Foto: Klaus-Dieter Richter, BU: Stefan Pribnow, Ort und Datum der Aufnahme: Berlin, 10.4.2024

Andreas Sieling, der seit 2005 Dom-Organist ist, begleitete auf der großen Sauer-Orgel das für die Inszenierung gefertigte Arrangement von Daniel Ott. Sieling unterrichtet seit 1999 künstlerisches Orgelspiel, Orgelliteraturkunde und Orgelmethodik an der Berliner Universität der Künste, welche ihn zum Professor ernannt hat. Daß Becker und Sieling seit über zehn Jahren künstlerisch verbunden seien, das merkt man. Sie spielen sich beeindruckend die Bälle zu. Alleine im Berliner Dom sollen die beiden bereits über zwei Dutzend Male gemeinsam aufgetreten sein.

Zwar wurde Ben Becker 1964 in Bremen geboren, doch aß er schon langer Zeit Berlin lebt, das hört man. Berliner Schnauze pur. Dafür und vor allem für seine vielseitigen Rollen in Film und Fernsehen sowie im Theater ist der Mann bekannt. Er wirkte in einer Vielzahl von Theaterstücken mit, darunter auch in klassische Werke wie „Faust“ von Johann Wolfgang von Goethe. Im Film- und Fernsehbereich spielte er in zahlreichen Produktionen mit, darunter in „Comedian Harmonists“ und „Schtonk!“. Auch als Synchronsprecher lieh er seine Stimme verschiedenen Charakteren in deutschen Synchronisationen von Filmen. Ben Becker lebt sein Leben und fügt diesem weitere Werk an.

Ben Becker. © Foto: Klaus-Dieter Richter, BU: Stefan Pribnow, Ort und Datum der Aufnahme: Berlin, 10.4.2024

Dafür, daß die Weltpremiere von Beckers „Todesduell“ im November in einem vollbesetzten Berliner Dom stattfinde, wirbt er. Die Premiere sei für den 1. November 2024 geplant. Aufführungen sollen wir bis in den Februar 2025 gegeben werden und zwar in Düsseldorf, München, Bremen, Bochum, Hamburg und Potsdam. Gut möglich, daß weitere Aufführungen folgen.

Hier einige Sätze aus dem Gedicht „Todesduell“ von John Donne. Sie geben einen Eindruck von Donnes Umgang mit dem Thema Tod und seiner Betonung der Unsterblichkeit der Seele wider:

– „Todesduell, sei nicht stolz, auch wenn einige dich verachtend nennen.“

„Denn du ermordest uns nicht wirklich, denke ich. Du tust uns nur einen Gefallen.

Für Ruhe; und Ruhe wird schlaf, wenn wir uns im Tod erwachen.“

– „Du schaust in die Welt, und die Welt, die du siehst, ist in deinem Kopf.

Du suchst ein Gefühl des Verlusts, aber findest stattdessen Glückseligkeit.

In deiner Schlafkammer bist du König, deine Träume sind deine Krone

Die Furcht vor dem Tod ist nur eine Illusion, die unsere Seelen entzweit.“

– „Du magst die Macht haben, Leben zu nehmen, aber du kannst nicht behalten

Denn diejenigen, die du nimmst, werden ewig in Erinnerung bleiben

Sie werden in den Herzen derer leben, die Sie geliebt haben.

Und in den Liedern, die ihre Taten preisen, bleiben sie erhalten.“

Ben Becker: Todesduell. © Foto: Klaus-Dieter Richter, BU: Stefan Pribnow, Ort und Datum der Aufnahme: Berlin, 10.4.2024

Das „Todesduell“ von John Donne, gelesen von Ben Becker im Berliner Dom

  • Regie & Schauspiel: Ben Becker
  • Künstlerische Leitung: Marike Moiteaux
  • Dramaturgie: John von Düffel
  • Organist: Andreas Sieling
  • Arrangeur: Daniel Ott
  • Kostüm: Kristina Weiss-Busch

Eine Koproduktion von Ben Becker und MSK Meistersinger.

  • Veranstalter: MSK Events GmbH
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