Kommen wir also zu den je normalerweise fünf Nominierungssiegern (mal drei, mal zehn), denen, die sich nun mehr oder minder Chancen auf den Oscar machen dürfen. Das sind diesmal wieder Blockbuster-Nominierungen, ein anderes Wort fällt uns dafür nicht ein, daß einige Filme fast alle Vorschläge für die verschiedenen Kategorien auf sich vereinigen. Und da fällt erst einmal auf, daß die schon erfolgte Globeprämierung diesmal nicht der Maßstab für die Oscarnominierungen wurde. Auf den Facebookfilm „The Social Network“ laufe alles hinaus, glaubte man, aber dieser erhielt zusammen mit „Inception“ nur acht Nominierungen. Erfolgreichster Film ist mit der Benennung in 12 Kategorien „The King’s Speech“, der während der Berlinale seine Premiere feiert und am 17. Februar in die Kinos kommt, gefolgt vom Western „True Grit“, der die Berlinale am 10. Februar in Berlin eröffnet.
Das muß man kommentieren. Denn dieser Film um das Stottern des Vaters der gegenwärtigen Königin Elisabeth II. von England und mit welchen Maßnahmen und Tricks das Stottern behoben wurde, ist zwar liebevoll dargestellt, aber stellt ein Königsdrama der seichten Art da, kein Shakespeare, sondern eine Verbürgerlichung, will sagen Vermenschlichung einer sozial herausgehobenen Figur. Dieser Film ist für den besten Film, die beste Regie, das beste Originaldrehbuch, den besten Hauptdarsteller und weitere Spezifizierungen, die wir hier unmöglich alle aufzählen können benannt. Da auch der Western „True Grit“ vor den beiden zeitgenössischen Filmdramen „The Social Network“ und „Inception“ liegt, wird die Nominierung eines Historienschinkens und eines Western bisher als ein Schritt zurück in die Welt der Vergangenheit interpretiert, während die beiden aktuellen, unsere Gegenwart bestimmenden Filme, dahinterherhinken.
Aber, so muß man ganz klar sagen, das könnte sich bis zur Preisverleihung alles noch ändern, denn die Nominierungen sind jetzt schon die Voraussetzung, überhaupt beteiligt zu sein. Und sieht man das so, sind auch die beiden letzteren Filme bei den potentiellen Gewinnern. Für den Oscar in der Kategorie Regie kommen in Frage: „Black Swan“ von Darren Arononfsky, „The Fighter“ von David O. Russell, „The King’s Speech“ von Tom Hopper, „The Social Network“ von David Fincher und „True Grit“ der Brüder Joel und Ethan Coen.
Für das Publikum sind die Schauspielerpreise am interessantesten. Dort sind dann auch die fremdsprachigen Filme bei der Auswahl dabei. Bei den Männern rangeln sich um den Oscar Javier Bardem für seine Rolle in „Biutiful“, Jeff Bridges – der Vorjahressieger – in „True Grit“, Jesse Eisenberg in „The Social Network“, Colin Firth in „The King’s Speech“ und James Franco in „127 Hours“.
Die Auswahl für die beste Schauspielerin gelten Annette Bening in „The Kids Are All Right“, Berlinalefilm im Wettbewerb letztes Jahr, Nicole Kidman in „Rabbit Hole“, Jennifer Lawrence in „Winter’s Bone“, Natalie Portman in „Black Swan“ und Michelle Williams in „Blue Valentine“.
Kommen wir zu den nominierten Auslandsfilmen. Das ist einmal „Biutiful“ aus Mexiko, „Dogtooth“ aus Griechenland „In a Better World“ aus Dänemark, „Incendies“ aus Kanada und „Outside the Law (Hors-la loi) aus Algerien. Kein Film aus dem asiatischen Raum, weder China noch Indien, auch nicht die Türkei oder Ägypten, auch keiner aus Afrika, zählt man Algerien berechtigt zu den Mittelmeerländern.
Der deutsche und schon mit Oscars ausgezeichnete Frankfurter Filmkomponist Hans Zimmer ist für seine Musik in „Inception“ nominiert und allein in der Kategorie animierter Kurzfilm sind zwei Deutsche im Filmrennen: Max Land und Jacob Schuh bewerben sich mit „The Gruffalo“ um den Oscar.