Zum Tod von Boney M-Star Bobby Farrell

Der Agent sagte am Morgen seines Todes dazu: "Er hat letzte Nacht noch eine Show absolviert und heute haben sie ihn tot in seinem Hotelzimmer gefunden. Er hat sich gestern Abend nicht wohl gefühlt und hatte Probleme, zu Atmen, machte den Auftritt aber trotzdem."

Wie der Veranstalter der Boney M.-Konzerte in Russland, „Ru-Konzert“, mitteilte, hatte Farrell Herzprobleme. Es kam mehrmals nach Auftritten zu Herzanfällen. Allein in Russland war das zwei Mal der Fall, so ein „Ru-Konzert“-Sprecher.

Und so wurde als Todesursache beim 61jährigen Farrell Herzversagen genannt. Per E-Mail hat das Institut Euromed in St. Petersburg dem Agenten von Bobby Farrell mitgeteilt, dass der Künstler an Herzversagen gestorben ist. Dies habe die Obduktion des 61-Jährigen ergeben.

Roberto Alfonso Farrell wurde am 6. Oktober 1949 auf der niederländischen Karibikinsel Aruba geboren. Mit 15 Jahren beschloss er Seemann zu werden und segelte zwei Jahre lang. Danach wohnte er in Norwegen, den Niederlanden und Deutschland.

Seine Musikkarriere hatte Farrell als Diskjockey begonnen. 1975 holte ihn der Produzent Frank Farian als "Sänger" und Tänzer zu Boney M., die in den 70er und 80er Jahren zahlreiche Hits hatte, darunter ‚Daddy Cool‘, ‚Rivers of Babylon‘, ‚Rasputin‘ sowie eine Neuauflage von ‚Sunny‘. Die Band verkaufte mehr als 50 Millionen Singles und 60 Millionen Alben weltweit. Farrell, der seit den 60er Jahren in den Niederlanden lebte, verließ Boney M. 1981, man kann auch sagen: Farian warf Farrell raus. Fünf Jahre später löste sich die Band auf. BANG Media International teil in einer Pressemitteilung mit: "1986 hatte sich die Band ursprünglich getrennt und obwohl sie sich immer wieder zusammenraufte, war Farrell in der Vergangenheit meist mit seiner eigenen Gruppe, Bobby Farrell’s Boney M, zu sehen gewesen."

Auch die frühere Leadsängerin Liz Mitchell meldete sich zu Wort. Sie greift den „Vater“ der Discoband, Frank Farian, an. Sie wirft dem deutschen Erfolgsproduzenten Ausbeuterei, Diskriminierung und Rassismus vor. Zwar habe Farian sie, Farrell sowie Maizie Williams und Marcia Barrett für die Auftritte bezahlt. Aber an Plattenerfolgen zwischen 1976 und 1982 seien sie nicht beteiligt worden, behauptete die aus der Karibik stammende Niederländerin in der Zeitung „De Telegraaf“ vom Montag. Sie seien als Schwarze diskriminiert worden, klagte sie.

Mitchell räumte ein, dass Farrell nur als Galionsfigur von Boney M. getanzt und kaum selbst gesungen habe, ebenso wenig wie Maizie Williams. „Die zwei machten Playback, und das wurde prima akzeptiert in der Disco-Szene von damals. Farian sang für die Plattenaufnahmen den männlichen Part, während Marcia und ich für die weiblichen Vocals sorgten. Bobby und Maizie waren Tänzer und Schauspieler, da haben wir nie ein Geheimnis draus gemacht.“ Später sei das als Enthüllung verkauft worden. „Da standen wir als Hochstapler da, und vor allem Bobby wurde lächerlich gemacht.“

RIA Novosti, afp, dpa, De Telegraaf, BANG Media International

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