Berlin, Deutschland (Weltexpress). Fußball kann manchmal ganz schön verrückt sein. Nach ihrem klaren 3:0 (0:0)-Sieg am Sonnabend vor 22 012 Zuschauern an der „Alten Försterei“ in Berlin gegen den VfB Stuttgart, bleiben die Eisernen weiter auf Champions-League-Kurs. Jetzt reisen die Eisernen doch tatsächlich nächsten Sonnabend mit der Chance nach Dortmund, bei einem Sieg auf den zweiten Tabellenplatz der Bundesliga vorzurücken.
Davor müssen die Unioner allerdings Morgen im DFB-Pokal gegen die Eintracht aus Frankfurt ran. Wenn Trainer Urs Fischer auf die Ergebnisse seiner Männer in diesem Jahr blickt, spricht er oft von Spielglück. Die alten Köpenicker würde dazu Dusel sagen. Natürlich klagte auch Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia wieder: „Wir waren in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft. Leider wurde unser Tor in der 34. Minuten nicht anerkannt.“ In der Tat war nach dem Spielverlauf zunächst wirklich nicht zu erkennen, wer von den beiden Teams die Rote Laterne der Bundesliga trägt. Mit seiner Einschätzung gab das sogar Berlins Trainer Urs Fischer zu: „Die erste Hälfte haben wir alle an Schärfe vermissen lassen. Da haben wir ohne Power gespielt und waren in keiner Weise aggressiv genug. Damit meine ich nicht unbedingt die Tore, sondern die allgemeine Einstellung der Mannschaft.“
Durch Fischers scharfe Ansprache in der Pause machte es bei den Profis offensichtlich Klick. Die Unioner führten 17 Minuten nach dem Wechsel bisweilen einen richtigen Traumfußball vor. Das 1:0 durch Sheraldo Becker (51.) nach einer Muster-Hereingabe von Jarome Roussillon könnte bei Vorlesungen an der Sporthochschule Köln im Anschauungsunterricht für Vorbild-Kombinationen dienen. Für den Fußball-Feinschmecker lohnte sich der Stadionbesuch allein schon wegen der Spielweise des stämmigen Franzosen. Roussillon räumte nicht nur hinten auf. Er sorgte mit seinen Musterpässen auch für Torgefahr vor der Schwaben-Kiste und war dadurch genau wie Becker an zwei der drei Toren direkt beteiligt.
Das 2:0 durch Kevin Behrens (67.) fiel über die Stationen Roussillon und direkter Vorlage von Flitzer Becker. Nur eine Minute später lenkte der Ex-Unioner Genki Haraguchi nach einem Hammer von Behrens die Kugel unglücklich in die eigenen Maschen.
In der letzten Viertelstunde überließen die Eisernen dann den Rasen unverständlicherweise wieder den Gästen. Das war dann genau der Moment, an dem sich der junge Torwart Lennart Grill in Szene setzen konnte. In der 80. Minuten entzauberte Grill den VfB-Stürmer Konstantinos Mavropanos als er dessen scharfen Kopfball von der Linie kratzte. Grill war von Leverkusen ausgeliehen. In der Woche vor dem Spiel gegen Stuttgart unterschrieb der 24-Jährige einen festen Vertrag bei den Wuhlheidern.
Mit leichtem Training bereiteten sich die Berliner auf den Dienstag in Frankfurt vor. Die Eintracht kam übrigens gegen Bochum nicht über 1:1 hinaus.
Nach dem Spiel war Lennart happy: „Ich habe ein paar Momente gebraucht, um ins Spiel zu kommen. Aber das galt für die ganze Mannschaft. Umso bemerkenswerter war die Steigerung nach der Halbzeit. Der Trainer hat uns gut in der Halbzeit eingestellt und die Mannschaft hat dann geliefert.“