Die internationale Theater- und Tanzsaison präsentiert vom 11. November bis zum 21. Dezember in dichter Programmabfolge acht Produktionen, darunter eine Weltpremiere, eine Europapremiere und vier Deutschlandpremieren, sowie Gastspiele und ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Filmen und Publikumsgesprächen.
Auftakt der 7. Ausgabe von spielzeit’europa war im Juli ein MAUForum in der Orangerie von Schloss Charlottenburg.
Zur Eröffnung im Haus der Berliner Festspiele auf der bereits sanierten Bühne ist „Continu“ von Sasha Waltz zu erleben. Die Berliner Choreografin sprach bei der Pressekonferenz über ihre neueste Kreation, eine Weiterentwicklung von „Dialoge 09 – Neues Museum“, die im Sommer 2010 in Zürich uraufgeführt wurde. Die Arbeit ist eine Koproduktion u.a. mit spielzeit’europa, und das Haus der Berliner Festspiele bietet die Möglichkeit, die großformatige Choreografie für 24 Tänzer dem Berliner Publikum vorzustellen.
In Zusammenarbeit mit Sasha Waltz & Guests entstand die Videoinstallation „Composition With Twelve Windows“, bei der Tänzerinnen und Tänzer in zwölf Fenstern agieren. Die Künstlerin Meggie Schneider stellte ihre Kreation vor, die während des gesamten Festivals am Haus der Berliner Festspiele zu sehen sein wird.
Brigitte Fürle, Künstlerische Leiterin der spielzeit’europa, hat bei ihrer Programmauswahl das Wiedersehen mit bekannten Stars ebenso berücksichtigt wie die Präsentation neuer Namen. So sind erstmals in Berlin zu sehen zwei Arbeiten des in New York lebenden chinesischen Choreografen Shan Wei: „Rite of Spring“ zur Musik von Strawinsky und die Deutschlandpremiere von „Re- (Part II)“. Dazu hat Shan Wei eigens für spielzeit’europa das Solo „B.E.R.L.I.N“ kreiert.
Auch der italienische Tanz-Avantgardist Virgilio Siena ist mit seiner Compagnia erstmals zu Gast im Haus der Berliner Festspiele. Als Abschluss der spielzeit’europa wird die Deutschlandpremiere von Sienas Kreation „Tristi Tropici“ zu sehen sein, ein Stück, basierend auf dem zivilisationskritischen Text von Claude Lévi-Strauss.
Zum zweiten Mal zu Gast bei spielzeit’europa ist der Choreograf Angelin Preljocaj. In seiner neuen Arbeit „And Then, One Thousand Years of Peace“ entwickeln Mitglieder des Ballet Preljocaj und Tänzerinnen und Tänzer des Bolschoi-Balletts assoziativ Bilder zur Apokalypse.
Der flämisch-marokkanische Tanzvisionär Sidi Larbi Cherkkaoui wurde 2008 bei der spielzeit’europa stürmisch gefeiert für „Sutra“ mit Shaolinmönchen. In ihrer neuen Kreation „Babel (words)“ erkunden Charkoui und der belgische Choreograf Damien Jalet die Beziehungen zwischen Sprache und Nationalität, Identität und Religion.
Neben den hochkarätigen Tanzereignissen stehen bei spielzeit’europa zwei viel versprechende Theaterevents auf dem Programm:
Isabelle Huppert, zum dritten Mal zu Gast bei spielzeit’europa, spielt die Rolle der Blanche DuBois in „Un Tramway“, einer Neuübersetzung des Tennessee Williams’ Stücks „Endstation Sehnsucht“ durch den frankokanadischen Autor Wajdij Mouawad, inszeniert von Krzysztof Warlikowski. Die Deutschlandpremiere ist in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln zu erleben.
Der flämische Schauspieler Bruno Vanden Broecke präsentiert in deutscher Sprache den Monolog „Mission“, ein Werk des jungen belgischen Autors David van Reybronk, der einen belgischen Missionar über die fast 50 Jahre berichten lässt, die er schon im Kongo lebt und arbeitet.
Der Dialog mit der Welt sei ihr im Theater wichtig, sagte Brigitte Fürle bei der Pressekonferenz, und die Begegnungen unterschiedlicher Ausdrucksformen sowie die Möglichkeiten, sich in der Gemeinsamkeit zwischen Bühne und Publikum auf Veränderungen einzulassen.
Wie in den vorangegangenen Spielzeiten, setzt Fürle auch in dieser Saison nicht auf lautstarke Spektakel und lähmende Schocks, sondern auf lebendiges Denken und kreative, grenzüberschreitende Empathie.