Berlin, Deutschland (Weltexpress). Dieser Oktober erwies sich als sehr fruchtbar für herausragende deutsche Filme verschiedener Genres. Nach dem Kinostart von „Ballon“ von Michael ‘Bully‘ Herbig Ende September, in dem über eine tatsächliche Flucht aus der DDR in den Westen erzählt wurde, folgte eine weitere, von realen Ereignissen inspirierte Geschichte. Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck („Das Leben der Anderen“, 2006) präsentierte der Öffentlichkeit seine nächste Arbeit „Werk ohne Autor“. Beide Filme sind sehr lohnenswert. Beide halten den Betrachter in ständiger Spannung, rufen Sympathie mit den Helden hervor und ein Mitfühlen mit dem, was auf der Leinwand passiert. Außerdem wurde „Werk ohne Autor“ für den 2019er Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ nominiert, er geht für Deutschland ins Rennen.
Zu einem ganz anderen Genre gehört der eine Woche später in die deutschen Kinos gekommene Spielfilm „Abgeschnitten“. Diese Geschichte von Christian Alvart nach Sebastian Fitzeks Bestseller kann als Krimi, Thriller, Action- oder Horrorfilm, kurz gesagt, als skandinavische Detektivgeschichte ohne Skandinavier bezeichnet werden. Der Berliner Rechtsmediziner Paul Herzfeld (Moritz Bleibtreu) findet während einer Autopsie eine merkwürdige Kapsel, die ein Stück Papier enthält. Er stellt fest, dass auf dem Zettel die Handynummer seiner Tochter steht. Besorgt ruft Paul diese Nummer an, aber statt dass seine Tochter rangeht, lässt ihn eine unbekannte Stimme wissen, dass das Mädchen entführt wurde. Ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt, von einer Leiche zur nächsten – bis auf die Nordsee-Insel Helgoland, die durch einen plötzlich aufgezogenen Sturm von der Außenwelt abgeschnitten ist. In der Rolle des psychopathischen Mörders: Lars Eidinger (brillierte als Zar Nikolaus II. in „Mathilde“, 2017).
Nicht vergessen wurden auch die Fans des leichten Genres. Die wirklich lustige Komödie „Der Vorname“ des renommierten Regisseurs Sönke Wortmann garantiert mit ihren ausgeklügelten Dialogen zwei Stunden gesundes Lachen. Die Handlung dreht sich um eine Frage, auf die die Gesellschaft heute noch keine eindeutige Antwort geben kann: Darf man seinem Kind einen historisch belasteten Namen wie Adolf geben, und welche Konsequenzen hätte dies für seinen Träger?
Und die nächste Komödie ist schon im Anmarsch – „25 km/h“, ein Roadmovie von Markus Goller („Friendship“, 2010). Das Drehbuch für den Film „25 km/h“ wurde von Oliver Ziegenbalg geschrieben (er war auch der Drehbuchautor von „Friendship“). Die Zuschauer haben bestimmt noch die Stripteaseszene von Matthias Schweighöfer und Friedrich Mücke in Erinnerung, wo die beiden sich aus sowjetischen Militäruniformen bis auf die ‘Feinripp‘-Unterwäsche entblößten.
Im neuen Film „25 km/h“ gibt es auch ein Helden-Duo: die zwei ungleichen Brüder Georg und Christian, die sich längst aus den Augen verloren hatten und ein paar Jahrzehnte später bei der Beerdigung ihres Vaters treffen. Die zwei völlig unterschiedlichen Menschen – ein Top-Manager, der um die Welt reist, und ein einfacher Schreiner, der bis in die jüngste Zeit in seinem Heimatdorf blieb und seinen Vater gepflegt hatte – haben sich kaum etwas zu sagen. Außer gegenseitiger Vorwürfe, und das in einer nicht besonders milden Form. Doch wie es so geht: Nachdem sie handgreiflich geworden waren und als Zeichen der Versöhnung ordentlich einen becherten, beschließen die Brüder, endlich ihrem Jugendtraum nachzugehen – einer Reise quer durch ganz Deutschland auf dem Mofa. Und nachdem sie sich auf die all die Jahre im Schuppen herumstehenden kleinen Zweiräder gestürzt hatten, machen sich die inzwischen über Vierzigjährigen auf den Weg. Das Abenteuer hat begonnen: Schließlich besteht die Hauptaufgabe darin, den eigenen Regeln zu folgen, die sie damals selbst erfunden hatten.
Hauptdarsteller sind zwei Berliner Schauspieler: Bjarne Mädel (in der Rolle des älteren Bruders) und wieder Lars Eidinger. Ein vielseitiger Theater- und Filmschauspieler, der bereits mehrere Preise gewonnen hat, Regisseur und Komponist, heute einer der gefragtesten Vertreter seines Berufs. Das großartige Ensemble der deutschen Komödie des Jahres wird durch Alexandra Maria Lara und Franka Potente ergänzt (zwei lustvolle Mädchen, die das Abenteuer der Brüder ‘vertiefen‘), sowie durch den ebenso vielseitigen Schauspieler Wotan Wilke Möhring (ein aggressiver Macho-Typ, dem man am besten aus dem Weg geht). Eine Tanznummer für ein Duo ist auch in diesem Film dabei. Im Gegensatz zu den ‘Leningrad Cowboys‘ Schweighöfer und Mücke gibt es diesmal jedoch keinen Striptease. Dafür ist aber ein enormer Qualitätsgewinn in den Leistungen erkennbar: Die musikalisch-künstlerische Darbietung der Brüder verdient die große Bühne.
Fazit: Im großen Ganzen gibt es mehr als genug Argumente, um in naher Zukunft ins Kino zu gehen. Und es gibt gute Chancen, dass selbst die treuen Anhänger US-amerikanischer Blockbuster oder französischer ironischer Komödien ihre Meinung von deutschen Filmen ändern – und es wird richtig Spaß machen, sie sich anzuschauen!
Der Film „25 km/h“ startet am 1. November 2018 in den deutschen Kinos.
Filmografische Angaben
Originaltitel: 25 km/h
Land: Deutschland
Jahr: 2018
Sprache: Deutsch
Regie: Markus Goller
Drehbuch: Oliver Ziegenbalg
Kamera: Frank Griebe
Schnitt: Matti Falkenberg
Musik: Andrej Melita
Schauspieler: Lars Eidinger, Bjarne Mädel, Sandra Hüller, Franka Potente, Alexandra Maria Lara, Wotan Wilke Möhring, Jella Haase, Jördis Triebel, Matti Schmidt-Schaller, Karoline Bär, Sesede Terziyan
Länge: 116 Minuten
Freigabe: FSK 6