Weiter als bis Platz 180 reicht die Liste nicht.
Ägypten steht nicht nur in Sachen Pressefreiheit ganz hinten. Seit dem Putsch der Generäle gegen den frei gewählten Präsidenten Mohammed Mursi sind unter der Militärdiktatur hunderte Menschen auf offener Straße erschossen worden. Elementarste Bürger- und Menschenrechte wurden über Nacht ausgehebelt, werden mit Füßen getreten. Mit Notstandsrecht wird regiert. Das Gesagte der Generäle ist Gesetz.
Seit dem Putsch liegt Ägypten in Agonie. Dutzende Oppositionelle wurden bisher in die Gefängnissen des Diktators Abd al-Fattah as-Sisi gesteckt, viele gefoltert. Unter den vielen politischen Gefangenen in Ägypten sind auch Berichterstatter. Aktuell befinden sich laut ROG zwei Dutzend Journalisten in Haft. Auf der Website der ROG steht heute folgende Information: „Regierung und Justiz gehen systematisch gegen Medien mit Verbindungen zur oder Sympathien für die Muslimbruderschaft vor. Militärprozesse gegen Journalisten sind unverändert möglich. Reporter müssen mit Gewalt von Sicherheitskräften und Demonstranten rechnen, häufig werden sie von aufgebrachten Menschenmengen bedrängt. Willkürliche Festnahmen und Folter sind an der Tagesordnung. Selbstzensur ist verbreitet. Viele Medien ergreifen offen Partei für Armee und Regierung, nur wenige ägyptische Journalisten wagen Kritik.“
Wer wissen will, der erkennt: Die Menschenrechtsverletzungen in Ägypten sprengen jede Dimension. Die Unterdrückten jedoch haben alles Recht der Welt, ihre Ketten zu sprengen. Doch was dem einen ein Freiheitskämpfer, das ist dem anderen ein Terrorist. Gegen Freiheitskämpfer in Ägypten ist der Staat zum Terroristen geworden. Ägypten ist ein Folter- und Terrorstaat.
Kurz nach dem Militärputsch in Ägypten im Sommer 2013, als viele Demonstranten gegen Putsch und Diktatur in Kairo, Alexandria, Port Said, Suez und anderen Städten und Dörfern erst protestierten und dann in ihrem eigenen Blut badeten, ließen sich Mitglieder von Ctour vom Diktator am Nil nicht lange zu einer Flusskreuzfahrt bitten. Für das leibliche Wohlergehen dieser Embedded Journalists aus Deutschland sorgte die Junta großzügig. Während bei Millionen Ägyptern Tränen flossen, floss für diese Deutschen Wein. Wie immer berichteten anschließend alle Ctouristen nicht die Wahrheit über die Wirklichkeit in Ägypten, sie berichteten brav und bieder vom Glanz am Hof der Generäle. Über Hotels und den schönen Schein wurde geschrieben, nicht über die bittere Armut und die Unterdrückung von Millionen.
Diesen Sommer notierte der Kollege Martin Gehlen im Tagesspiegel (01.06.2015): "Tausende verschwinden auf Nimmerwiedersehen in den Folterkerkern. Bei Todesurteilen ist das Land inzwischen Rekordhalter auf dem Globus. Und die Justiz bildet die pseudorechtliche Kulisse für einen immer maßloseren Rachefeldzug gegen alle, die politisch anders denken. Wer demonstriert, riskiert sein Leben oder zumindest eine lange Gefängnisstrafe. Nahezu hundert Menschen wurden in den letzten beiden Jahren in der Haft zu Tode gequält."
Die sich als „Club der Tourismus-Journalisten Berlin“ ausgebende Gesellschaft, die unter dem Kurznamen Ctour firmiert und nach außen, wie es auf der Website dieser Gesellschaft heute heißt, von Hans-Peter Gaul und Margrit Manz vertreten wird, feierte am gestrigen Sonnabend, den 28.11.2015, im Berliner Hotel Abacus, das am Rande einer Ostberliner Plattenbausiedlung liegt, mit Hilfe der brutalen Herrscher in Ägypten.
Mitglieder von Ctour sind in der Regel greise Gestalten, die sich nicht nur durch ihr opportunistisches Tun mit vielfach fraglichen journalistischen Beiträgen auszeichnen, sondern dadurch, dass sie gerne und gut reisen. Bevorzugt touren diese Leute in Terrorstaaten wie Iran, Türkei und Ägypten. Auch in andere Staaten, in denen ihre Kollegen in den Knästen sitzen, führen Pressereisen mit Ctouristen.
Vor allem den inneren Kreis der Ctouristen zieht es immer auch dorthin, wohin die Großen der Reisebranche ihre Medienvertreter einzuladen pflegen. Kostenlos für diese Leute. Das versteht sich. Umgekehrt verstehen die sich darin, vom Hof zu berichten, der scheinbar so glänzt wie die Kataloge, die auf entsprechenden Katalogpressereisen zwischen den opulenten Mahlzeiten gereicht werden.
Tendiert das Durchschnittsalter eines Ctouristen mehr denn je Richtung 100, liegt das investigative Moment immer noch bei null.
Damit kommen die alten Männer und Frauen ziemlich gut zurecht, denn die meisten sind darin geübt. Schon in der DDR waren sie beste wie billige Anpasser und Aufpasser, wenn es darum ging, auf Befehl und alles schön zu schreiben. Der rote Faden ihrer Geschichten entsprach der Leitlinie der ostdeutschen Diktatur.
Da passt es wie die Faust aufs Auge, dass eine aktuelle Diktatur die Übriggebliebenen einer untergegangenen Diktatur unterhält, damit sich Dutzende derer, die zur Resterampe des deutschen Reisejournalismus zählen, unterhalten können.
Auch an diesem Abend, an dem nicht echte Pressevertreter sondern PR-Agenten aus Ex-Staaten wie der DDR (Margot David) und Terrorstaaten wie Ägypten nicht nur anwesend waren, sondern auch sprachen, wurde der Widerspruch zwischen eigener journalistischer Mickrigkeit der Masse der Mitglieder und Überheblichkeit um Gaul, der die Gesellschaft wie ein Gutsherr führt, offensichtlich.
Statt Feiern mit Förderung und Vertretern der Diktatur in Ägypten sollten alle Journalisten in Deutschland und die sich dafür halten die Freilassung der ägyptischen Kollegen fordern. Fordern wir die Freilassung der in einem Massenprozess in diesem Jahr zu lebenslanger Haft Verurteilten, vor allem der Kollegen Abdullah al-Facharani, Samhi Mustafa, Mohamed al-Adli, Hani Salah al-Din, Mossab al-Barbari und Hassan al-Kabbani, die Kritik an der Regierung in Kairo übten und über Proteste gegen die Absetzung des früheren Präsidenten Mohammed Mursi berichten.
Fordern wir die Freilassung des Fotografen Mahmud Abu Seid, der seit dem Putsch der Generäle ohne Urteil und faires Verfahren im Gefängnis sitzt. Sein Prozess soll laut ROG in einem weiteren Massenprozess am 12. Dezember beginnen.
Keiner von Ctour protestierte für die inhaftierten Kollegen, als der Ägypter sprach. Niemand. Im Gegenteil: Auf Kosten der Diktatur feierten diese „Tourismus-Journalisten in Berlin“. Was für eine Schande!
Die Masse der Mitglieder von Ctour scheint schlicht und dazu da, jedem Blödsinn Beifall zu spenden, so dass der innere Ctour-Kreis um Gaul trotz Klüngel und Korruption, hohen Alters und der medialen Bedeutungslosigkeit weiter an den Fleischtöpfen der Tourismus-Industrie abhängen kann. Traurig aber wahr: Nach einem Vierteljahrhundert dieser DDR-„Journalisten“ in Deutschland ist das allgemeine Niveau dieser und anderer journalistischer Truppenteile der Tourismusbranche auf das Niveau einer Suppenküche gesunken.
Der Kopf liegt nicht nur im ägyptischen Sand, die Moral dieser Medienmeute steckt tief im Morast.
Es ist an der Zeit, das sich als Presse ausgebende Pack anzuklagen, wann und wo auch immer. Boykottiert Ctour bis zum Ende dieser unehrenwerten Gesellschaft.
Freiheit für die Presse und für die in Ägypten inhaftierten Journalisten!