Berlin, Deutschland (Weltexpress). In der 88. Spielminute hätte für den 1. FC Union alles gut ausgehen können. Der nach einer Stunde Spielzeit eingewechselte Joshua Mees köpfte einen Flankenball von seinem Kapitän Christopher Trimmel eigentlich unhaltbar in Richtung Tor. Der Regensburger Keeper Andre Weis kratzte mit einem wahnsinnigen Reflex den Ball von der Linie und konnte ihn anschließend sogar festhalten. Das hätte der Sieg mit 3:2 sein können, so blieb es beim späteren Endergebnis. Die Eisernen hatten wieder nicht gewonnen, seit vier Spielen warten sie jetzt auf einen Sieg und das ausgerechnet in der heißesten Phase der Saison. Die Tür zur 1. Bundesliga steht weiter einen Spalt offen.
Das Ergebnis spiegelt den Spielverlauf realistisch wieder. Ein später Siegtreffer wäre glücklich gewesen, das gilt für beide Teams. Bereits nach 12 Minuten gingen die Berliner in Führung. Ein gelungener Angriff, ein Mittelding aus Flanke und Zuspiel konnte Sebastian Andersson verwerten, sein Fuß war zur rechten Zeit zur Stelle, um das Spielgerät über die Linie zu drücken. Die Freude währte nicht lange. In der 16. Minute zeigte Schiedsrichter Harm Osmers auf den Elfmeterpunkt. Unions Innenverteidiger Florian Hübner wurde unglücklich getroffen, Körperfläche vergrößert und das Urteil hieß: strafbares Handspiel im Strafraum. Alles protestieren nützte nichts, der von Sargis Adamyan ausgeführte Strafstoß landete im Tor.
Bis zur Halbzeitpause gelang den Eisernen nichts notierenswertes mehr. Dagegen wurden die Gäste stärker. Ihre Angriffsbemühungen wirkten strukturierter und in der 41. Minute ging ein Raunen durch das Stadion. Benedikt Saller prüfte mit einem Schuss aus ca. 20 Metern den Union-Keeper, der den Ball auf Kosten eines Eckballs klären konnte. In der Halbzeitpause gab es einiges Kopfschütteln über die bis dahin vom Aufstiegsaspiranten abgelieferte Leistung.
Es wurde nach dem Pausentee nicht besser. Die Gäste spielten besser und nutzten in der 58. Minute einen katastrophalen Fehlpass von Suleiman Abdullahi zur Führung. Urs Fischer reagierte umgehend, brachte frische Kräfte und verstärkte den Angriff. Es blieb nichts anderes übrig. Wenn alles taktische Geplänkel nicht hilft, dann eben das alte „Kick and Rush“. Mit langen Bälle nach vorn, Flanke in den Strafraum und irgendwann wird es klappen oder anders gesagt, über den Kampf ins Spiel kommen, das gelang. In der 83. Minute segelte ein von Christopher Trimmel getretener Eckball in den Strafraum und es polterte. Per Kopf erzielte der aktuelle Edeljoker Sebastian Polter den Ausgleich und rettete wenigstens einen Punkt. Hauptsache nicht verloren, so trösteten sich die Fans der Eisernen, Aufstiegsform ist das allerdings nicht
Taktik
Die taktische Formation des 1. FC Union wechselte während des Spiels von einem 4-2-3-1 zu einem 4-3-3. Entweder bot sich Sebastian Andersson als Zielspieler in vorderster Position an oder er ließ sich ins Mittelfeld zurückfallen, um die Regensburger Abwehrspieler weiter nach vorn zu ziehen. Außerdem sollte sich Andersson zusammen mit Felix Kroos ins Gegenpressing einschalten. Das gelang nur selten, die sogenannten zweiten Bälle waren keine Gefahr für die Regensburger Abwehr. Zwischenzeitlich wechselten Marcel Hartel und Suleiman Abdullahi die Seiten im offensiven Mittelfeld. Die Gäste hatten auf die taktischen Maßnahmen der Unioner die richtigen Antworten. Geschickt entzogen sie sich dem Gegenpressing und fanden im Mittelfeld Räume, um ein sehenswertes Kurzpass-Spiel aufzuziehen.
Nach dem Rückstand reagierte Fischer, stellte im defensiven Mittelfeld um, für Manuel Schmiedebach kam der offensive Robert Zulj und Joshua Mees ersetzte Marcel Hartel. Grischa Prömel rückte auf die Position von Schmiedebach. Die letzte Maßnahme war die Auswechselung von Felix Kroos, der für ihn eingewechselte Polter rettete wenigstens einen Punkt. Regensburgs Trainer Achim Beierlorzer reagierte und verstärkte umgekehrt seine Defensive.
Fazit
Es gab Parallelen zum Heimspiel gegen Paderborn. Erneut hatten die Eisernen Mühe, ihre Spielidee durchzubringen. Nach dem Ausgleich ging erst einmal nichts. Es brauchte den Rückstand, um den Kampf aufzunehmen. Das war an diesem Spiel das Positive. Wie wichtig der Punkt werden kann, wird sich erst zum Schluss des Spieltages, wenn das Ergebnis des Spiels Köln gegen den HSV feststeht, zeigen. Der Aufstiegskampf spitzt sich weiter zu, so ist der SC Paderborn bis auf einen Punkt an den 1. FC Union herangerückt und hat das bessere Torverhältnis.
Stimmen zum Spiel
Sebastian Polter (Stürmer 1. FC Union Berlin): „Ich weiß gar nicht,wie man so einen Ball halten kann, aber Joshua Mees hat vor dem Spiel gesagt, dass er auf der Linie sehr stark ist und dann hält er den auch genau auf der Linie. …Wenn ich reinkomme, versuche ich der Mannschaft zu helfen und durch meine Präsenz zu pushen. Ich finde phasenweise haben wir heute ganz gut gespielt, über viele Phasen aber nicht.“
Andre Weis (Torwart SSV Jahn Regensburg): „Es sind einfach Reflexe, ich freue mich tierisch, dass ich der Mannschaft so helfen konnte.“
Sebastian Nachreiner (Verteidiger SSV Jahn Regensburg): „Mit einem Punkt in Berlin können wir leben. Natürlich hätten wir gern den Vorsprung über die Zeit gebracht. Wir wollten hier was mitnehmen und keine Kaffeefahrt nach Berlin machen..“
Urs Fischer (Trainer 1. FC Union Berlin): „Das Spiel war ein 60minütiges Tief und ein 30minütiges Hoch, als wir nichts mehr zu verlieren hatten, haben wir endlich das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten.“
Achim Beierlorzer (Trainer SSV Jahn Regensburg): „Ein Spiel mit Höhen und Tiefen. Mit der ersten Hälfte des Spiels war ich sehr zufrieden. Natürlich wären wir gern noch vor der Halbzeitpause in Führung gegangen, die Chancen waren da. In der zweiten Hälfte sind wir sehr unter Druck geraten. Da hat man gesehen, was für eine Qualität Union einwechseln kann. Mit Zulj und Mees, dazu Polter kamen Spieler dazu, die eine körperliche Wucht entfalten könne. Jetzt fahren wir mit einem Punkt nach Hause. Für unseren zweiten Torwart Andre Weis freut es mich, dass er beweisen konnte, was er für Fähigkeiten hat.“
Spieldaten
Fußball 2. Bundesliga, Saison 2018/19, 29. Spieltag, 12.04.2019, 18:30 Uhr
1. FC Union Berlin
Tor: Rafal Gikiewicz Abwehr: Christopher Trimmel; Marvin Friedrich; Florian Hübner; Ken Reichel Mittelfeld: Grischa Prömel; Manuel Schmiedebach (ab 60. Joshua Mees); Felix Kroos (ab 72. Sebastian Polter) Angriff: Suleiman Abdullahi; Marcel Hartel ( ab 60. Robert Zulj); Sebastian Andersson 4-3-3 (4-2-3-1)
Trainer: Urs Fischer
SSV Jahn Regensburg
Tor: Andre Weis Abwehr: Oliver Hein; Sebastian Nachreiner; Marcel Correira; Jonas Föhrenbach Mittelfeld: Andreas Geipl; Maximilian Thalhammer; Benedikt Saller (ab 74. Jonas Nietfeld); Jann George (ab 82. Markus Palionis); Angriff: Hamadi Al Ghaddioui; Sargis Adamyan (ab 90. Adrian Fein) 4-2-2-2
Trainer: Achim Beierlorzer
Ergebnis: 2:2 (1:1)
Tore:
1:0 12. Min. Sebastian Andersson
1:1 16. Min. Sargis Adamyan (Strafstoß)
1:2 58. Min. Hamadi Al Ghaddioui
2:2 83. Min Sebastian Polter
Karten:
Gelbe Karten:
16. Min. Rafal Gikiewicz (1. FC Union Berlin)
29. Min. Marcel Correira (SSV Jahn Regensburg)
Zuschauer: 20.243 unter Flutlicht Stadion An der Alten Försterei
Schiedsrichter: Harm Osmers, Holger Henschel, Florian Lechner, Philipp Hüwe
Wetter: trocken, kalt bei 3 Grad Celsius