Berlin, Deutschland (Weltexpress). Ein Spiel zur richtigen Zeit, so titelte Arminia auf der Vereins-Homepage. Dass sie das Spiel beim 1. FC Union als Spitzenreiter antreten würden hätte vor der Saison wohl niemand gedacht. Der Traditionsverein aus Ostwestfalen spielte in der Saison 2008/09 letztmalig in der 1. Bundesliga und wäre an den Folgen fast zugrunde gegangen. Zwischenzeitlich bis in die dritte Liga abgestürzt, nehmen die Arminen jetzt ihre dritte Saison in Folge in der 2. Bundesliga in Angriff. Finanziell nicht auf Rosen gebettet, heißt das Ziel, eine Saison „Jenseits von Gut und Böse“ zu spielen, wobei das Gute nach oben offen ist.
Union Berlin mit Atsuto Uchida
Ganz anders sieht es bei den Wuhlheidern aus, sie wollen den Fahrstuhl nach oben besteigen und tun alles dafür. Unter Woche vollzog Atsuto Uchida einen Kaderwechsel von Schalke 04 zum 1. FC Union. So saßen dann acht Journalisten aus Fernost auf der Pressetribüne der Alten Försterei. Sie konnten allerdings ihren Landsmann lediglich beim Warmmachen zusehen. Er stand zwar im Kader, sah das Spiel nur von der Bank aus. Ein Einsatz wäre wohl zu früh gekommen.
Das Stadion war am Sonntag fast ausverkauft. Für den Heimbereich blieben die Tageskassen geschlossen. Mit 21.034 Zuschauern wurde der Besuch beziffert, ein paar hundert fehlten, um Ausverkauft melden zu können. Es wird immer schwieriger an Eintrittskarten zu kommen. Der Gästeblock war sehr gut gefüllt.
Die erste Halbzeit
Die erste Halbzeit endete 0:0. Bielefeld stand in einem 4-4-2 System sehr tief. Hochkarätige Chancen konnten die Eisernen nicht herausspielen. Eine Ausnahme war eine Aktion aus der dritten Spielminute. Sebastian Polter startete zu einem furiosen Dribbling, der Ball kommt zu Marc Hartel, der versuchte Bielefelds Torhüter Ortega mit einem Absatzkick zu überwinden. Mit einem tollen Reflex sicherte Ortega den Ball, sonst hätte wohl Steven Skrzybski den Ball über die Linie gedrückt.
Trainer Jens Keller nahm gegenüber dem Spiel in Nürnberg zwei Veränderungen in der Startformation vor. Für Stephan Fürstner spielte Damir Kreilach im defensiven Mittelfeld und in der Abwehr rückte Fabian Schönheim für den nicht einsatzfähigen Toni Leistner in die 4er Abwehrkette. Schönheim spielte allerdings nicht auf der Leistner-Position als rechter Innenverteidiger. Er spielte linker Innenverteidiger und der sonst auf dieser Position spielende Marc Torrejon rückte nach rechts. Auf den Außenbahnen verteidigten wie gewohnt Christopher Trimmel und Kristian Pedersen. Vor der Verteidigungsreihe bildeten Kreilach und Kapitän Felix Kroos eine „Doppelsechs“, davor spielte Marc Hartel im zentralen offensiven Mittelfeld – eigentlich mehr eine hängende Spitze – und an den Seiten lauerten Simon Hedlund und Steven Skrzybski. Ganz vorn versuchte sich Sebastian Polter mit dem stürmen und ganz hinten hütete Jakob Busk das Tor. Gegen den Ball orientiert formierte sich ein 4-2-3-1 als taktische Grundformation. Es fiel auf, dass die beiden Außenverteidiger nicht ganz so hoch operierten. Das war eine Reaktion auf die recht große Anzahl der bisher kassierten Gegentore.
Die Gäste erzwangen bis zur Halbzeitpause Gleichwertigkeit. Mit zwei Viererketten und davor zwei Stürmern, die sofort bei Ballbesitz des Gegners dessen ballführenden Spieler attackierten, zerstörten sie erfolgreich Unions Spielaufbau. In der 31. Minute hatten die Eisernen Glück, da hämmerte Bielefelds Innenverteidiger Brian Behrendt den Ball aus über 25 m an die Torlatte.
Die zweite Halbzeit
Von der 45. bis zur 60. Minute machte das Spiel richtig Spaß. Es fielen Tore. In der 46. Minute zahlte sich das frühe Stören der Bielefelder aus. Fabian Schönheim bekam zu spüren, wie undankbar der Job des Innenverteidigers sein kann. Er spielte in der ersten Halbzeit ohne Fehl und Tadel und auch die gesamte Zweite. Er verlor den Ball, der wurde auf Andreas Voglsammer durchgesteckt und der kann den Ball unterbringen. Es schlug ein unter der Torlatte und der Gästebereich durfte jubeln. Den Eisernen wäre fast die prompte Antwort geglückt. Polters Schuss kann Fabian Klos für den bereits geschlagenen Ortega von der Linie kratzen. Jetzt ging es rauf und runter, vor allem die Gastgeber erhöhten die Schlagzahl. In der 51. Minute hätten die Bielefelder das Spiel totmachen können, wie sich Trainer Jeff Saibene in der Pressekonferenz nach dem Spiel ausdrückte. Es war wirklich Glück für Union, dass der Schuss von Klos knapp das Tor verfehlte.
In der 53. Minute gab es Pfiffe für den Schiedsrichter Christian Dietz aus München. Es hätte wohl einen Foulstrafstoß für Union geben können. Den Videobeweis gibt es in dieser Liga nicht.
Der Ausgleich fiel dann 2 Minuten später, in der 55. Minute kann sich Polter gegen Stephan Salger durchsetzen, der zu kurz abgewehrte Ball landete vor den Füßen von Hartel und der zeigte, wie ein gekonnter Schuss mit dem Außenrist aussieht. Zwischen Torwart Ortega und dem vom Schützen aus gesehenen linken Torpfosten war wenig, eigentlich gar kein Platz, die Flugbahn des Balles endete trotzdem erst im Tornetz. Der großartige Ortega hatte nicht die geringste Chance. Der Ausgleich war jetzt verdient. Das war ein Wirkungstreffer, Union war bis zum Schlusspfiff der Herr im Hause. In der 75. Minute hätte die Führung fallen können, ja müssen, es ergab sich eine Doppelchance, Kreilach trifft die Latte und den Nachschuss von Hartel kann Ortega abwehren. „Der Ball kam nicht so optimal, wie beim 1:1, ich musste ihn mit dem Vollspann nehmen.“
Die Punkte wurden geteilt und froh waren darüber nur die Gäste, die feierten, als hätten sie erstmals ein Punktspiel in der Alten Försterei gewonnen. Die Fußballgeschichte verzeichnet seit dem Jahre 2000 neun Vergleiche, noch nie gelang der Arminia ein Sieg, den bisherigen drei Unentschieden wurde ein viertes hinzugefügt.
Die Ansprüche sind gestiegen in der Wuhlheide und Jens Keller war nicht zufrieden, sprach sogar von einer Enttäuschung. Es war auch unverständlich, warum Union es in der Schlussphase fast nur mit sogenannten langen Bällen versuchte, trotz spielerischer Überlegenheit. Das Spiel zeigte deutlich, dass die Rolle des Gejagten eine hohe Hürde sein kann.
Stimmen zum Spiel
Jeff Saibene (Trainer Armina Bielefeld): „Unglaublich zufrieden, wir haben bei einer Top-Mannschaft einen Punkt geholt. In einigen Szenen hatten wir Glück, man muss aber auch sagen, dass wir das Spiel nach dem 1:0 hätten totmachen können, wenn Fabian Klos getroffen hätte. Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment für ihr Auftreten machen.“
Jens Keller (Trainer 1. FC Union Berlin): „Eine große Enttäuschung für uns, wir haben den Gegner das ganze Spiel über beherrscht und hatten die besseren Chancen. Meiner Mannschaft kann ich nicht viel vorwerfen. Ein bisschen Pech hatten wir auch mit dem Schiedsrichter und seiner Zweikampfbewertung.“
Florian Dick (Abwehr Arminia Bielefeld): „Wir haben alles reingehauen was geht, Union ist eine Top-Mannschaft wir haben mit Kampfgeist und großer Laufbereitschaft dagegengehalten. Der Punkt ist verdient, wenn auch etwas Glück dabei gewesen ist.“
Steven Skrzybski (Mittelfeld 1. FC Union Berlin): „Solche Spiele wie gegen Bielefeld werden uns in dieser Saison öfter passieren. Viele Mannschaften werden sich gegen uns hinten rein stellen. Heute haben wir zwei Punkte verloren.“
Marc Torrejon (Verteidigung 1. FC Union Berlin): „Heute war es ein schweres Spiel gegen eine gute Mannschaft, beide waren auf Augenhöhe. Dass sie sehr defensiv spielen, hatte uns der Trainer gesagt, Bielefeld lebt auch von der Laufbereitschaft. Wir sind ungeschlagen, der Rhythmus 8 Punkte aus 4 Spielen könnte nicht reichen für den Aufstieg.“
Marc Hartel (Mittelfeld 1. FC Union Berlin): „Aus meinem Tor ist leider nur ein Punkt geworden, 3 Punkte wären besser gewesen. Bielefeld hat gut defensiv gearbeitet, nach dem Rückstand haben wir konzentriert weiter gespielt. In der Länderspielpause wollen wir uns erholen und dann geht es auf nach Düsseldorf.“
Spieldaten
1. FC Union Berlin
Tor: Jakob Busk Abwehr: Christopher Trimmel; Fabian Schönheim; Marc Torrejon; Kristian Pedersen Mittelfeld: Damir Kreilach; Felix Kroos; Steven Skrzybski; Simon Hedlund (ab 84. Akai Gogia) Marcel Hartel (ab 79. Philipp Hosiner) ; Angriff: Sebastian Polter 4-2-3-1
DSC Arminia Bielefeld
Tor: Stefan Ortega Moreno Abwehr: Florian Dick; Brian Behrendt Stephan Salger; Florian Hartherz ; Michael Görlitz Mittelfeld: ; Manuel Pretl; Konstantin Kerschbaumer; Christopher Nöthe; Patrick Weihrauch (ab 70. Christoph Hemlein); Keanu Staude (ab 89. Sören Brandy); Angriff: Andreas Voglsammer (ab 74. Andraz Sporar); Fabian Klos; 4 -4-2
gelbe Karten
1. FC Union Berlin
Marc Torrejon
DSC Arminia Bielefeld
Florian Dick
Keanu Staude
Christoph Hemlein
Zuschauer: 21.034 Stadion Alte Försterei
Schiedsrichter: Christian Dietz; Steffen Mix; Lothar Ostheimer; Viatcheslav Paltchikov
Wetter: sommerliches (24 Grad C), trockenes Wetter