1. FC Union Berlin e.V. machte 7 Millionen Euro Minus in der Aufstiegssaison

Günter Mielis (links), einer der über ein Dutzend Ex-Präsidenten des 1. FC Union Berlin und Dirk Zingler, der seit Anfang Juli 2004 Präsident ist. (Archivbild Berlin 2016). © Foto: Hans-Peter Becker

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Mitgliederversammlung des 1. FC Union konnte nur virtuell stattfinden. Zunächst verlegt, in der Hoffnung doch noch zu einer Präsenzveranstaltung zusammenkommen zu können, mussten nun link’s an die Vereinsmitglieder verschickt werden. Aktuell hat der Verein 37.417 Mitglieder, 3.803 davon loggten sich ein, beteiligten sich und bekamen die Informationen aus erster Hand.

Leider passt die sportliche Bilanz nicht zu der finanziellen. Präsident Dirk Zingler war kurzfristig aus dringenden persönlichen Gründen verhindert, so hielt Präsidiumsmitglied Oskar Kosche den Rechenschaftsbericht. „Die Bereitschaft, die spürbaren Einnahmerückgänge gemeinsam zu tragen, war beeindruckend. Ob Mitglieder, Mitarbeiter, Partner, Banken und Sponsoren – alle haben dazu beigetragen, dass die vergangene Spielzeit sportlich erfolgreich mit dem Klassenerhalt beendet werden konnte. Sportlicher Erfolg, das haben die letzten Jahre bewiesen, ist die wichtigste Komponente, um auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein. In diesem Fall bedeutet das, dass wir trotz eines negativen Betriebsergebnisses die nötigen Voraussetzungen schaffen konnten, um das Ziel Klassenerhalt in der Bundesliga erneut mutig und selbstbewusst in Angriff zu nehmen.“ Corona hat den Wachstumskurs jäh unterbrochen und ein Loch von 7,44 Millionen in den Etat gerissen. Insgesamt erwirtschaftete der Verein im Aufstiegsjahr, in der Saison 2019/20 70,40 Millionen Euro, musste allerdings Ausgaben in Höhe von 77,84 Millionen Euro stemmen. In der BZ wurde Kosche dazu mit den Worten zitiert: „Bilanziell betrachtet ist die Arbeit von zehn Jahren innerhalb von dreieinhalb Monaten vernichtet worden.“ Trotz des Schuldenstandes wird, auch eine Aussage Kosches, wird der Verein in der Lage sein, „die fälligen Verbindlichkeiten fristgemäß zu bedienen.“

Die Pandemie hat die Eisernen in der stabilsten Phase der Vereinsgeschichte getroffen. Weitere Einsparungen bei den Spielergehältern und in anderen Bereichen sind zunächst nicht geplant. Geholfen hat der Transfer von Stürmer Sebastian Andersson zum 1. FC Köln, der inoffiziell etwa 6 Millionen gebracht haben soll.

Für die gerade laufenden Saison, die bereits unter Corona-Bedingungen geplant wurde, wird mit Erträgen von voraussichtlich 77,79 Mio. Euro und Ausgaben von 77,75 Mio. Euro gerechnet. Am Ende soll wieder ein kleiner Überschuss von stehen.

Zur Sprache kamen in der Versammlung Fragen zum Stand der Dinge beim Stadionausbau und Neubau des Nachwuchsleistungszentrums.

Das seit 2017 laufende vorhabenbezogene Bebauungsplanverfahren zur Erweiterung des Stadions An der Alten Försterei konnte noch nicht abgeschlossen werden. Über die zukünftige verkehrliche Erschließung im Bereich des ÖPNV sowie die Erörterung hierzu notwendiger Übergangsregelungen ist bislang noch keine abschließende Einigung erzielt worden. Der Erhalt des angestrebten Planungsrechts erscheint aber bis zum Ende des Jahres 2021 möglich.

Bei der Errichtung des zentralen Nachwuchsleistungszentrums am Köpenicker Bruno-Bürgel-Weg ist mit der Unterzeichnung des Erbbaupachtvertrages im Dezember 2020 ein entscheidender Schritt gelungen. Ein Baubeginn ist nach Erteilung der notwendigen Baugenehmigungen im Sommer 2021 realistisch.

Am Tag zuvor, am Dienstag, 26. Januar fand die Hauptversammlung der Stadionsbetriebs AG statt. Wie die Mitgliederversammlung konnten auch die Aktionäre lediglich virtuell zusammenkommen. Bis zu 7.197 Stimmen waren durch die im System angemeldeten Aktionäre, deren Bevollmächtigte sowie durch die Inanspruchnahme des Stimmrechtsvertreters der Gesellschaft vertreten und stimmten allen Anträgen der Tagesordnung mit deutlicher Mehrheit zu. So wurden Vorstand und Aufsichtsrat für das Geschäftsjahr 2019/20 entlastet und der Jahresfehlbetrag der Gesellschaft in Höhe von 605.299,66 Euro auf neue Rechnung vorgetragen. Dieser Betrag deckt sich mit Mietminderungen vonseiten des Vereins, verursacht durch die Geisterspiele. Ein Verlust war somit auch in diesem Bereich zu verzeichnen.

Anmerkung:

Siehe auch den Artikel Coronavirus fraß die Union-Kassen leer von Manfred Hönel.

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