Berlin, Deutschland (Weltexpress).Die 2. Fußball-Bundesliga startet am 3. August in die neue Saison. Aus Berliner Sicht ist die Frage zu beantworten, wie schlägt sich der 1. FC Union. Seit dem Wiederaufstieg im Jahre 2009 gehen die Eisernen in ihre nunmehr 10. Saison in Folge in der zweithöchsten Spielklasse. In der der vorangegangenen Spielzeit wurden die Zielvorgabe klar verfehlt, so ist man in der Wuhlheide vorsichtig geworden mit Aussagen, was am Ende herauskommen soll. „Besser als in der letzten Saison“ soll gespielt werden, konkreteres war bisher nicht zu erfahren. Das bedeutet, besser anzukommen als Platz 8.
Der unbefriedigende Saisonverlauf hatte personelle Folgen, im Trainerstab und in der sportlichen Leitung. Helmut Schulte als Leiter der Lizenzspielerabteilung musste gehen und Lutz Munack ist nur noch für den Amateur- und Nachwuchsbereich zuständig. Für die Kaderplanung und die Profi-Mannschaft zeichnet jetzt Oliver Ruhnert verantwortlich. Der Fußballlehrer kam von Schalke 04, wo er zuletzt als Chef Scout und Leiter der Nachwuchsabteilung die Verantwortung trug.
Union-Urgestein Andre Hofschneider wurde als Chef-Trainer abgelöst. Seine kurze Amtszeit stand unter keinem glücklichen Stern, immerhin stürzten die Eisernen nicht ab, wie der Liga-Rivale aus Braunschweig. Sein Nachfolger Urs Fischer kommt aus der Schweiz und soll zunächst die Eisernen wieder in ruhigeres Fahrwasser leiten. Er wurde mit einem Vertrag bis 2020 ausgestattet. Der ihm dabei zur Verfügung stehende Kader hat das Potential auf einen einstelligen Tabellenplatz. Wobei die beiden direkten Aufstiegsplätze an die Absteiger aus Köln und Hamburg gehen dürften. Im Trainerstab gab darüber hinaus einige Veränderungen. Mit dem neuen Chef-Trainer kam der Österreicher Markus Hoffmann als neuer Co. Trainer und Christopher Busse steht als neuer Reha-Trainer in der Verantwortung.
Beim spielenden Personal gab es üblicherweise einige Wechsel. Verlassen haben den Verein Torwart Daniel Mesenhöler, die Verteidiger Toni Leistner und Kristian Pedersen, aus dem Mittelfeld Stephan Fürstner und Dennis Daube sowie Steven Skrzybski und Philipp Hosiner aus der Abteilung Angriff. Das sind – Stand 31.07.2018 – sieben Abgänge, dem stehen neun Zugänge gegenüber.
Als Ersatz für den nach Duisburg abgewanderten Mesenhöler wurde Rafal Gikiewicz vom FC Freiburg geholt. Nach den Eindrücken aus der Vorbereitung dürfte er die neue Nummer eins im Tor sein. Jakob Busk wird sich weiter gedulden müssen. Für die Abgänge in der Verteidigung wurden Christopher Lenz, Ken Reichel, Florian Hübner und ganz aktuell, Nachwuchsmann Julian Ryerson aus der norwegischen 2. Liga geholt. Für das defensive Mittelfeld wurde Manuel Schmiedebach von Hannover 96 ausgeliehen und aus Sandhausen zurückgekehrt ist Eroll Zejnullahu. Der Königstransfer neben der Leihgabe Schmiedebach ist Stürmer Sebastian Andersson. Der Schwede war in der vergangenen Saison für den 1. FC Kaiserslautern aktiv und dort einer der wenigen Lichtblicke. Er konnte zwar den Abstieg des Pfälzer Traditionsvereins nicht verhindern, erzielte aber bei seinen 29 Einsätzen 12 Tore und gab 4 Vorlagen. Trotz seiner Körpergröße von 1,90 m wirkt er sehr beweglich und hat in der Vorbereitung bereits getroffen. Da Sebastian Polter noch einige Zeit braucht um fit zu werden, passt die Verpflichtung bestens. Ein anderer Stürmertyp ist der aus Regensburg verpflichtete Joshua Mees. Er fühlt sich am wohlsten auf der Position des linken Außenstürmers. Für den SV Jahn erzielte er in der Saison immerhin 6 Tore.
Der Blick auf das Personal-Tableau zeigt, dass alle Abgänge gleichwertig ersetzt werden konnten. Die Kaderplanungen sind, was Zugänge betrifft, fast abgeschlossen. Alle Positionen sind jetzt doppelt besetzt. Gesucht wird noch ein Stürmer, was davon abhängt, wer eventuell den Verein verlassen könnte. Das Transferfenster ist noch bis zum 31. August geöffnet.
Was die taktische Grundausrichtung betrifft, so scheint Urs Fischer beim 1. FC Union eher auf 4-3-3 oder 4-4-2 Formationen zu setzen. In den Vorbereitungsspielen war zu beobachten, dass die Außenverteidiger nicht mehr so hoch standen, wie unter Jens Keller und Andre Hofschneider. Mit dem vorhandenen Potential sollten die Eisernen in der Lage sein, eine Mehrzahl der Konkurrenten spielerisch zu dominieren. Der Blick auf die Marktwerte der Kader bringt den 1. FC Union mit ca. 18 Millionen auf Platz vier. Höher taxiert werden nur die Mannschaften von Dynamo Dresden (18,6 Mill.) und dem FC Ingolstadt (23,08 Mill.). Einsam an der Spitze mit gehörigem Abstand thronen die wahrscheinlich vorübergehenden Zweitligisten Hamburger Sportverein (Marktwert des gesamten Kader 53,20 Mill.), übertroffen noch vom 1. FC Köln, hier bringt es der Kader auf einen Gesamtmarktwert von 75,18 Mill., wenn Geld allein Tore schießen könnte, wäre bereits jetzt alles klar.
Zum neuen Kapitän wurde Christopher Trimmel bestimmt. Sicher wird dabei eine Rolle gespielt haben, dass der bisherige Amtsinhaber Felix Kroos momentan angeschlagen ist und in der letzten Saison mit Leistungsschwankungen zu kämpfen hatte. Über eine Vereinsmitteilung ließ er folgendes verlauten: „Union als Kapitän zu führen, war mir eine große Ehre. Nun sind wir in offenen Gesprächen gemeinsam zu der Entscheidung gekommen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel gekommen ist. Ich freue mich für Trimmi, der das gut machen wird. Wir als Mannschaftsrat werden ihn nach Kräften dabei unterstützen.“ Bei seinen 29 Einsätzen in der Startelf wurde er 11mal ausgewechselt. Er bleibt Vize-Kapitän. Zweiter Stellvertreter ist Marvin Friedrich. Der Innenverteidiger, der in der letzten Winter-Transferperiode vom FC Augsburg zum 1. FC Union wechselte, hat in Berlin förmlich eine Blitzkarriere hingelegt. Er ist der Chef in der Abwehr und kann Toni Leistner gleichwertig ersetzen. Zum sechsköpfigen Mannschaftsrat gehören außerdem Michael Parensen, Sebastian Polter und gleich Neuzugang Manuel Schmiedebach.
Egal was alles im Vorfeld gesagt oder geschrieben wurde, entscheidend ist – und das wird sich nie ändern – „auf’m Platz“. Als erster Gegner wartet der FC Erzgebirge Aue, eine Mannschaft die froh ist, überhaupt wieder dabei zu sein und in der Alten Försterei meist gut ausgesehen hat. Vielleicht ist es ein Vorteil, dass die Bürde des Favoriten woanders liegt.