Europäisches Vorbild
Ganz Slowenien wurde in einen 10-Tage-Krieg verwickelt, der durch die wachsame Territorialverteidigung des Landes abgewehrt wurde, was in der Folge anno 1991 die feierliche Verabschiedung einer demokratischen Verfassung nach europäischem Vorbild ermöglichte. Im Jahre 2004 wurde der aus Ex-Jugoslawien herausgelöste selbstständige Staat als vollwertiges Mitglied in die Europäische Union (EU) aufgenommen. Deshalb wurde Katharina Baunach nach der Landung der Chartermaschine keiner Passkonrolle unterzogen, denn zudem ist EU-Mitglied Slowenien längst dem Schengener Abkommen beigetreten. Vor 30 Jahren noch verließen DDR-Fußball Legenden wie Falko Götz und Jörg Berger mit gefälschten Pässen gejagt von den Häschern der Stasi über Slowenien das ehemalige Staatsgebiet von Ex-Jugoslawien.
Vom Flüchtling zur Weltmeisterin
Mit dabei im Slowenien Kader von Bundestrainerin Silvia Neid ist auch Fatmire Bajramaj, die im Dorf Gjurakovc im Kosovo geboren wurde. Der Kosovo war zur damaligen Zeit eine autonome Provinz der jugoslawischen Teilrepublik Serbien. Ihre Familie erlitt ein europäisches Flüchtingsschicksal, nachdem sie beschlossen hatte das Kriegsgebiet des Kosovo zu verlassen. Mittlerweile haben alle Familienmitglieder die deutsche Staatsangehörigkeit. In Fatmires Autobiografie -"Mein Tor ins Leben – Vom Flüchtling zur Weltmeisterin" – erschienen als Taschenbuch im Südwest Verlag, München 2009 – schilderte sie ihr persönliches Schicksal.
Wahlheimat
Im Gegensatz zu Katharina Baunach, deren Liebe und Leidenschaft zum Fussball sprichwörtlich in die Wiege gelegt wurde, kickte das Flüchtlingsmädchen Fatmire mit den Buben der Nachbarschaft sich auf der Straße in die Freiheit ihrer Wahlheimat, anfänglich sehr zum Unwillen ihres muslimisch geprägten Vaters, der heute neben ihrem kosovarisch-stämmigen deutschen Verlobten, dem Fußballspieler Enis Alushi, ihr größter Fan ist. Wäre das kleine Mädchen "Lira" – so nennen sie heute ihre meist deutschen Fans – damals nicht nach Remscheid gekommen, hätte der Frauenfußball wohlmöglich eine Weltklasse-Spielerin weniger aufzuweisen.
Werbe-Ikone und Image-Trägerin
Im WM-Jahr 2011 gehörte Fatmire Bajramaj zu den prominentesten Fußballerinnen in ihrer Wahl-Heimat. Ihr damaliges Faible: schöne Haare, lackierte Fingernägel, schicke Klamotten, perfektes Make-up – das waren ihre weiblichen Reize, die sie mit Freude den trendigen Fotografen gerne zeigte. Gut dotierte Werbeverträge mit Nike und anderen Marken waren die Folge. "Ich bin gern eine selbstbewusste Tussi", hatte Bajramaj einmal über sich gesagt und damit selbst an einem Image mitgebastelt, das sie heute nach Jahren sportlichen Tiefgangs nicht mehr haben möchte. Eine Zeit lang hat die heute 25-Jährige es wohl auch genossen, im Fokus zu stehen, doch es hatte ihre Entwicklung als Fußballerin nicht gerade befördert. Inzwischen wehrt sie sich vehement dagegen, auf ihr Aussehen reduziert zu werden. Gewiefte Manager wie Siegfried Dietrich, Dietmar Neß und auch die Marketing Stäbe von DFB und FIFA machten aus ihr in den Monaten vor der letzten Weltmeisterschaft das Gesicht der WM 2011, sie wurde Imageträgerin und Werbe-Ikone. Vor dem Ausscheiden im Viertelfinale gegen Japan hatten sie alle frühzeitig Kasse gemacht worden.
Engere Wahl für Startelf
Wir erinnern uns noch: in Stöckelschuhen stolzierte sie zur Torwand im ZDF-Sportstudio und versenkte zwei Bälle. Doch in gleichem hype-verdächtigen Maße wie der Bekanntheitsgrad der technisch starken und leichtfüßigen Kreativspielerin wuchs, gingen ihre fußballerischen Darbietungen mehr oder weniger vor diie Binsen. Eine nach einer schweren Verletzung wiedergenesene Bajramaj fand zwar wieder den Weg zurück in den Kader der Nationalelf, bei der letzten Europameisterschaft wurde sie lediglich zu ihrer eigenen Enttäuschung nur einmal eingewechselt. Im Finale spielten Andere. Nach ihrer Einwechselung im letzten Qualifikationsspiel gegen Russland gefiel die technisch versierte Bajramaj mit ihrem Tempo und auslösenden Torgefahr so gut, dass sie laut der Bundestrainerin in die engste Wahl für die Startelf in Slowenien kommen wird.
Hauptsache der Ball
Die Welt, aus der Katharina Baunach zum Fußball kam, war eine völlig andere. In der deutschen Provinz aufgewachsen entdeckte sie bereits im Kindesalter durch ihre beiden älteren Brüder Dominik und Christian die Freude und Begeisterung am Fussballsport. Nach der Schule gab es für Katharina nur eins: Tasche in die Ecke und ab auf die Straße – egal ob in der Garage, auf dem Parkplatz und zu jeder Tages- und Nachtzeit – hauptsache der Ball war jederzeit an meiner Seite. Anno 1994 war es dann soweit, dass sie zum Verein gekommen ist. Im Alter von 5 Jahren begleitete sie ihre Brüder erstmals zu einem Fussballtraining des damaligen Heimatvereins Post SV Sieboldshöhe Würzburg.
Fußballschuhe schnüren: täglich
Während sich ihre Brüder auf das Training vorbereiteten, schnappte sich "Katha" einen herumliegenden Ball und kickte auch hier nebenbei in einer kleinen Ecke auf dem Spielfeld. Das hatte der Trainer mitbekommen – er kam zu ihr herüber und fragte sie, ob sie nicht Lust hätte bei den Jungs mitzutrainieren. "Da musste ich natürlich nicht lange überlegen und als gleich meine Elten hierfür Ihr Einverständnis gaben, absolvierte ich meine allererste Trainingseinheit bei den F-Junioren," so Katharina Baunach. Seitdem schnürte sie ihre Fußballschuhe täglich. Baunach steht leider nicht auf der Liste von Silvia Neid für die Startelf gegen Slowenien. Es wird ein Novum sein, dieses WM- Qualifikationsspiel, denn beide Nationalmannschaften haben noch nie gegeneinander gespielt.
Zweikampfstärke
Bundestrainerin Silvia Neid meinte vor dem Abflug in Frankfurt: "Wir müssen den Schalter umlegen. Gerade nach unserem souveränen Sieg gegen Russland denke ich, dass wir in den nächsten beiden Spielen (Red.: Slowenien in Koper an der Adria, Kroatien in Frankfurt am Main) zwei Gegner erwarten müssen, die sich in ihre eigene Hälfte zurückziehen und ein Bollwerk vor dem eigenen Strafraum aufbauen werden. Solche Gegner leben von der Zweikampfstärke, für sie ist es das Spiel des Jahres." In Koper erwartet das deutsche Team also eine hochmotivierte gegnerische Mannschaft. Kapitänin Anja Milenkovic, die beim österreichischen Verein Sturm Graz im benachbarten Kärnten spielt, meinte im Vorfeld der Begegnung zur Weltexpress Sportredaktion: "Es wird ein echtes Spektakel für unseren weiblichen Fußball im Lande sein, auf dieses Spiel ist unsere Mannschaft schon lange gespannt. Es ist uns klar, dass wir ein sehr schwieriges Spiel haben werden, denn es kommen Gäste zu uns, die im internationalen Ranking ganz oben stehen." Der Grund für ihren grundsätzlichen Optimismus liegt daran, dass Sloweniens Frauennationalelf im ersten Spiel der WM-Qualifikation einen klaren 3:1 (2:0) Auswärtssieg in Senec gegen das Team der Slowakei einfahren konnte. Die Tore schossen für Slowenien die slowakische Spielerin Veronika Rybárová (30. / Eigentor), sowie die Sloweninnen Andreja Nikl (45.) und Mateja Zver (89.).
Können nur gewinnen
Feldspielerin TjaÅ¡a Tibaut zum Spiel gegen Deutschland: "Ich bin zuversichtlich, dass wir gut vorbereitet ins Spiel gehen werden. In der Tat, wir haben nichts zu verlieren, wir können nur gewinnen, das wird unser Trumpf sein." Der 22-köpfige Kader von Nationaltrainer Damir Rob für die FIFA WM-Qualifikationsspiele besteht aus vier Spielerinnen, die bei Vereinen in der obersten Nationaliga von Österreich spielen, dazu kommen Mateja Zver, die bei Thor K/A in Island spielt, Manja Benak, die bei erstklassig bei Ferencvarosi Torna Budapest spielt und Legionärin Dominika ÄŒonÄ, die in den USA studiert und beim Team der University of Tennessee spielt.
Kader von Slowenien
Katarina PuÅ¡ (Tor, ŽNK Teleing Pomurje) , Lucija Grad (ŽNK Jevnica), Martina PotrÄ (ŽNK Maribor), Kaja Jerina (ŽNK Jevnica), Manja Benak (Ferencvarosi Torna Budapest, Ungarn), Anisa Rola (ŽNK Maribor), Natalija Golob (DFC Leoben, Austria), Dominika ÄŒonÄ (University of Tennessee in Martin, USA), Lara IvanuÅ¡a (ŽNK Radomlje), Ines Å peliÄ (ŽNK Jevnica), Andreja Nikl (ŽNK Teleing Pomurje), Mateja Zver (Thor K/A, Island), TjaÅ¡a Tibaut (ŽNK Teleing Pomurje), Kaja Eržen (ŽNK Teleing Pomurje), UrÅ¡ka Žganec (Sturm Graz , Austria), Anja MilenkoviÄ (Sturm Graz, Austria), Lucija Mori (Tor, Carinthians Soccer Women Villach, Austria), Barbara Kralj (ŽNK Radomlje), Katja Nežmah (ŽNK Maribor), Kristina Erman (ŽNK Teleing Pomurje), Sonja ÄŒevnik (Tor, ŽNK Radomlje), MaruÅ¡a SevÅ¡ek (ŽNK Rudar Å kale)
Verzichten auf Keßler
Die deutschen Fussball-Frauen müssen im FIFA Frauen-WM-Qualifikationsspiel in Slowenien (26. Oktober) auf Mittelfeldspielerin Nadine Keßler verzichten. Die 25-Jährige vom Triple-Gewinner VfL Wolfsburg zog sich im UEFA Women’s Champions-League-Spiel gegen Pärnu JK (13:0) aus Estland eine Innenbanddehnung und eine Kapselzerrung im rechten Knie zu. Bei positivem Heilungsverlauf soll Keßler am Sonntag nach der Begegnung in Slowenien zur Auswahl des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) stoßen, denn am 30. Oktober 2013 steigt in der Frankfurter Volksbank Arena gegen Kroatien das nächste Qualifikationsspiel für die Endrunde in Kanada.
Reisestrapazen
Im deutschen Kader steht wieder Torfrau Nadine Angerer, die jetzt in Australien bei Brisnane Roar auf dem Platz steht. Silvia Neid gegenüber dfb.de über ihren Kontakt zu Angerer: "Wir haben schon ein paar Mal gesprochen. Nadine fühlt sich sehr wohl in Australien. Wenn Nadine die Reisestrapazen gut verkraftet, wird sie definitiv beide Spiele machen. Wir werden keinen Gegner unterschätzen, sondern die Spielerinnen einsetzen, die sich am meisten in unseren Trainingseinheiten für einen Einsatz empfehlen. In den beiden nächsten Duellen wird es aber auch sehr viel um Kreativität gehen."
Der deutsche Kader für das Slowenien-Spiel
Tor: 1- Nadine Angerer, 10.11.1978, Brisbane Roar, 125 Spiele , 21- Laura Benkarth 14.10.1992, SC Freiburg, – Spiele 12- Almuth Schult 09.02.1991, VfL Wolfsburg, 11 Spiele
Abwehr: 3- Saskia Bartusiak 09.09.1982, 1. FFC Frankfurt, 75 Spiele 15- Katharina Baunach 18.01.1989, FC Bayern München, 2 Spiele 5- Annike Krahn 01.07.1985, Paris St. Germain, 95 Spiele 4- Leonie Maier 29.09.1992, FC Bayern München, 16 Spiele 2- Bianca Schmidt 23.01.1990, 1. FFC Frankfurt, 36 Spiele 22- Luisa Wensing 08.02.1993, VfL Wolfsburg, 14 Spiele
Mittelfeld: 19- Fatmire Bajramaj 01.04.1988, 1. FFC Frankfurt, 64 Spiele 7- Melanie Behringer 18.11.1985, 1. FFC Frankfurt, 89 Spiele 23- Sara Däbritz 15.02.1995, SC Freiburg, 4 Spiele 20- Lena Goeßling 08.03.1986, VfL Wolfsburg, 56 Spiele 6- Simone Laudehr 12.07.1986, 1. FFC Frankfurt, 66 Spiele 16- Melanie Leupolz 14.04.1994, SC Freiburg, 7 Spiele
Angriff: 10- Dzsenifer Marozsan 18.04.1992, 1. FFC Frankfurt, 25 Spiele 11- Anja Mittag 16.05.1985, LdB FC Malmö, 97 Spiele 18- Alexandra Popp 06.04.1991, VfL Wolfsburg, 35 Spiele 13- Celia Sasic 27.06.1988, 1. FFC Frankfurt , 85 Spiele
Nia Künzer mit ARD vor Ort
Die deutsche Nationalmannschaft bestreitet ihr WM-Qualifikationsspiel am Samstag, 26. Oktober 2013, im Stadion Å RC Bonifika (voller Name: Stadion Å portno rekreativni center Bonifika, deutsch Stadion Sport- und Freizeitzentrum Bonifika) in Koper. Das Stadion, wo sonst die Männer des FC Koper spielen, hat eine Gesamtzahl von 4047 Sitzplätzen. Die ARD überträgt die Partie ab 15.30 Uhr live. Bernd Schmelzer kommentiert. Die Moderation übernimmt Claus Lufen. Nia Künzer ist als Expertin vor Ort. Anstoß der Partie ist um 15.45 Uhr. Die ARD wird nachfolgend auch die WM-Qualifikationsspiele gegen Kroatien (30. Oktober in Frankfurt) und gegen die Slowakei (23. November in der Slowakei) live übertragen.