Berlin, Deutschland (Weltexpress). Nach 100 Minuten Eishockey in der hohen Halle an der Spree war es endlich soweit. Nationalspieler Marcel Noebels traf zum 4:3 (3:0, 0:2, 0:1) zu Beginn der dritten Verlängerung gegen einen der Favoriten auf die Meisterschaft in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).
Viele Zuschauer der Eisbären hatten dem Rekordmeister, der es am Ende der Vorrunde noch auf den achten Platz und in die Pre-Playoffs schaffte, trotz mancher Verletzter in der Vorrunde nicht zugetraut, das Viertelfinale gegen die Mannheimer Adler bis zum Schluss offen zu halten. Nur weniger gaben Pfifferlinge auf die Eisbären. Doch nachdem sie im ersten Spiel verpfiffen wurden und drei, vier Sekunden vor Schluss den Ausgleich sowie in der Nachspielzeit die erste Niederlage der Serie Best-of Seven hinnehmen mussten, rissen sich die Spieler von Cheftrainer Uwe Krupp richtig am Riemen. Sie zeigten Kampfgeist und Können. Ihre Heimspiele gewannen die Eisbären am Ende hoch mit 6:3 und 6:1, während sie vom Ergebnis her drei Mal knapp auswärts in Mannheim unterlagen.
Nach dem ersten Drittel der sechsten Viertelfinalbegegnung am heutigen Sonntagnachmittag stellten die Hausherren wieder alle Weichen auf Sieg. Früh führten die Berliner vor über 14 000 Zuschauern mit 3:0. Dafür sorgten ein Penalty-Tor von Nick Petersen (2.), ein Treffer von Noebels (7.) und eines tolles, zweites Tor von Petersen (10.). Das 3:0 fiel, als mit Chad Kolarik und Sinan Akdag zwei Mannheimer auf der Strafbank saßen.
Die Eisbären vergaßen in den folgenden Minuten, den Sack zuzumachen. Großchancen wie die in der 13. Spielminute wurden vergeben wie gefühlt unzählige Überzahlsituation. Nach anfänglichen Strafen für Akdag (3.), Mirko Höfflin (6.), Kolarik (8.) und wieder Akdag (10.), kassierten nach der 3:0-Führung für die Eisbären weitere Adler-Spieler Strafzeiten. Garrett Festerling (16.), Ryan Macmurchy (20.), Nikolai Goc (20.) und Thomas Larkin mit zwei plus zwei Strafminuten (20.) hockten Ende des ersten Drittels und Anfang des zweiten Drittels auf der Bank wie auch Eisbär Petersen (20.).
Die Eisbären wussten mit dem zweiten 5:3- und dem weiteren 5:4-Überzahlspiel wenig anzufangen. Als umgekehrt Jens Baxmann zwei Strafminuten erhielt traf Kolarik für die Adler im Powerplay zum 1:3 (29.). Matthias Plachta, der gegen die Eisbären nach Belieben zu treffen scheint, brachte die Gäste mit seinem Treffer zum 2:3 ran (31.). Das zweite Drittel war aus Sicht sämtlicher Eisbären-Fans zum Haareraufen.
Im letzten Drittel war es wieder Plachta, der gegen die Eisbären ein Tor und zwar das zum 3:3-Ausgleich erzielte (53.).
Die Adler kämpften sich zurück ins Spiel und agierten viel disziplinierten als im aus Mannheimer Sicht desaströsen ersten Drittel.
Nach dem Ausgleich lagen weitere Treffer in der Berliner Luft, doch bis zur 101. Minute sollte kein Tor mehr fallen. Zwar fielen manche Spieler vor Erschöpfung und fieser Fouls, die mit zunehmender Spieldauer scheinbar immer seltener gepfiffen wurde, aufs Eis, doch die Hausherren wirkten stärker in Kondition und Konzentration. Immer seltener kamen die Adler vor das von Petri Vehanen gehütete Berliner Tor und wenn, dann war das nur noch Wucht und Wille, aber nicht schön anzusehen. Nicht nur Ende des letzten Drittels, auch in allen drei Verlängerungen waren die Berliner frischer und frecher, geradliniger und gefährlicher.
Trotz mangelhaften Powerplays gelangen den Berliner drei Tore in Überzahl, den Mannheimern nur zwei.
Ausschlaggebend mag auch das Verhältnis der Strafzeiten gewesen sein, die alle berechtigt waren. Gordon Schukies und André Schrader hätten als Schiedsrichter durchaus mehr Strafzeiten vergeben können, damit aber am Verhältnis der Strafzeiten für beide Mannschaften nichts geändert. So kassierten die Berliner nur 14 und die Mannheimer nur 26 Strafminuten.
Die Eisbären schossen wie die Adler über 40 Mal aufs Tor und beide Mannschaften gewannen ungefähr gleich viel Bullys.
Das siebte und letzte Spiel des Viertelfinales zwischen den Eisbären und den Adlern steigt am kommenden Dienstagabend in Mannheim.