Plastikpatrioten – Stephen Sommers „G. I. Joe – Geheimauftrag Cobra“ bringt Spielzeugsoldatentruppe ins Kino

Die Charaktere in „G. I. Joe – Geheimauftrag Cobra“ sind so uniform wie die Plastikfiguren. Ursprünglich bezeichnete der Name die Einzelfigur des Hauptcharakter Duke (Channing Tatum). Dank ihres Erfolgs wurde der 1963 erstmals gegossene Plastiksoldat durch einen ganze Figurenreihe ergänzt. „G. I. Joe“ wurde zum Namen einer militärischen Eliteeinheit, welche im Zentrum von Sommers Filmhandlung steht. Die „G. I. Joe“ – Spezialeinheit scheint einer Kleinkindermilitärfantasie entsprungen. Im strenggeheimen Hauptquartier proben heiße Amazonen wie Scarlett (Rachel Nichols) und knallharte Krieger wie Snake Eyes (Ray Park) und Ripcord ( Marlon Wayans) unter der Leitung des kernigen General Hawk (Dennis Quaid) den Ernstfall. Der tritt ein, als Baroness (Sienna Miller) und Storm Shadow (Lorenzo Di Bonaventura), Mitglieder der Geheimorganisation Cobra eine Hightechwaffe stehlen wollen. Anführer der durch ihre Kostüme klar von „G. I. Joe“ unterscheidbaren Bösewichte ist der Industrielle McCullen alias Destro (Christopher Eccleston). Ihn lässt Sommers Schottenenglisch sprechen, als würde McCullen gleich Dudelsack und Quilt rausholen. Vermutlich hat sich Sommers irgendwann an einer Portion Haggis verschluckt. Der schurkische Schotte ist das Originellste an „G. I. Joe – Geheimauftrag Cobra“. Wie der, wie eine Mischung aus Marilyn Manson und Darth Vader aussehende heimtückische Doctor (Joseph Gordon-Levitt) und die unwahrscheinlichen persönliche Verwicklungen der Filmcharaktere, wirkt er reichlich albern.

“G. I. Joe – Geheimauftrag Cobra” zeigt Gewalt als selbstverständliche Alltagsreaktion auf alles. In einer Rückblende geht ein Kind mit dem Fleischerbeil auf ein anderes los, weil dieses etwas Essen gestohlen hat. Die Auseinandersetzung der Kleinen entwickelt sich zum Kung-Fu-Kampf auf Leben und Tod, der bis ins Erwachsenenalter fortgesetzt wird. Da stehen sich die einstigen Sandkastengegner auf Seiten von “G. I. Joe” und dem Geheimbund Cobra gegenüber. In einer anderen Rückblende wird beim Militäreinsatz munter Kaugummi gekaut: “Das hilft mir immer.”, sagt Duke. Ja, der gute American Way of Life. Beim Ansehen von “G. I. Joe – Geheimauftrag Cobra” nützt Kaugummikauen gar nichts – selbsterprobt. Daß irgendwer ein Problem verbal löst, ist ausgeschlossen. Fast alles konnten die “G. I. Joe” – Spielfiguren, nur nicht sprechen. Wozu auch? Dukes versteinerte Miene kündet nicht von Intellekt und Reden schwingen in typischen Actionfilmen nur die Bösen, wenn sie ihren teuflischen Plan haarklein erklären, damit auch der letzte Depp kapiert, was sie vorhaben und es verhindern kann.

Spätestens beim bedrohlich auf eine Fortsetzung verweisenden Ende dämmert, was die Stunde geschlagen hat. Der Filmfiesling wird zum Superschurken aufgebaut. Komplett mit Maske (so eine trug er schon vorher, aber jetzt hat er eine viel schurkenhaftere Maske), Handlanger (sogar der darf eine Maske tragen) und bösem Schurkenlachen: “Huah, Huah, huaha!” Die Produzenten entschieden sich für den Klassiker der Superschurkenlachen, der vermutlich auf Tonband im Archiv eines jeden Actionfilmstudios ruht. Mit dem Lachen sind unweigerlich Schurkensätze wie “Ich werde die Welt zerstören!” oder “Ich werde die Menschheit vernichten!” verbunden. In “G. I. Joe – Geheimauftrag Cobra” fallen sie noch nicht, sicher aber in den zu erwartenden Fortsetzungen. “Unser Kampf hat erst begonnen – Huah, Huah, huaha!”

Inspiriert wurde Hasbro zu “G. I. Joe” von Modepüppchen Barbie. Nach zwei “Transformers”-Streifen und “G. I. Joe – Geheimauftrag Cobra” ist die Spielzeugkiste noch lange nicht leergeräumt. In einer staubigen Ecke liegt noch Furby, diese Wuschelding mit Klimperaugen, dessen Kugelform einlud, es als Fußball zu missbrauchen: “Furbys lustige Abenteuer“ lässt sicher nicht lange auf sich warten. Noch serientauglicher ist “Mein kleines Pony”. Das sind bunte Plastikpferdchen, deren farbige Mähnen zu endlosem Kämmen (Kämmchen beiliegend) aufforderten. Vermutlich ließen hochgiftige chemische Komponenten sie so schön glitzern und schimmern. Der “Mein kleines Pony”-Haarsalon (für das modebewusste Pferdchen) stand gegenüber dem “Mein kleines Pony”-Kettenkarussell, ergänzt durch den “Mein kleines Pony” – Schmuckladen und”¦ Für “G. I. Joe – Geheimauftrag Cobra” kalkuliert Hasbro, wie für “Transformers”: Wer damit gespielt hat, guckt den Film an. Hasbros Kampf gegen anspruchsvolles Kino hat erst begonnen – Huah, Huah, Huaha!

Titel: G. I. Joe – Geheimauftrag Cobra
Start: 6. August
Regie: Stephen Sommers
Drehbuch: Stuart Beattie, Steven Elliot
Darsteller: Tatum Channing, Sienna Miller, Marlon Wayans, Rachel Nicholson, Dennis Quaid
Verleih: Paramount
www.gi-joe-film.de

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