Berlin, Deutschland (Weltexpress). Am Ende war im Hofbräu Berlin die Enttäuschung groß über das Abschneiden der Kandidatin, die für die Bundesrepublik Deutschland (BRD) beim Eurovision Song Contest (ESC) genannten Sängerwettstreit in Kiew antrat und Vorletzte wurde. Nach dem Debakel für Deutschland gingen die meisten der ein paar Hundert Gäste weit weniger gut gelaunt, als sie vorher in freudiger Erwartung der Endrunde erschienen, um das Ereignis in Kiew, das direkt in die angeschlossenen Funkhäuser und also auch nach Berlin übertragen wurde, in guter Gemeinschaft auf mehreren Bildschirmen zu verfolgen. Munter moderierte wurde das Gemeinsamgucken in der vollen Hütte des Hofbräu in der ersten Etage von der Berliner beziehungsweise Brandenburger Dragqueen Nina Queer.
Der 27-jährige zartbeseitete und mit Zottelhaar und Fuseln im Gesicht versehene Salvador Sobral schmachtete und schnulzte sich mit verhauchter Stimme und einem Fidelfado im Klimperkastenkorsett für Portugal zum Sieg. Sein Lied „Amar Pelos Dois“, dass er mit seiner Schwester Luisa schrieb, fand allgemein Anklang. Nach 49 Teilnahmen ohne Platzierungen unter den besten Zehn endlich mit einem gelinde gesagt Jazz-Walzer ein toller Triumph. Am Ende kam der zöpfchentragende Sänger, der auf Slowfood- statt Fastfood-Musik setzte, mit seiner melancholischen Musik auf 758 Punkte, die sowohl von den Jurymitgliedern als auch vom Publikum abgegeben wurden. Der in Lissabon geborene Sobral, der von Kollegen als „Fado-Kiffer“ bezeichnet wurde, erreichte 752 Punkte mehr als die 26-jährige Deutsche, die in London lebt und sich mit dem Lied „Perfect Life“ und ohne besondere Bühnenschow bis auf die Knochen im grauen Kleid, dass an KZ-Klamotten erinnerte, blamierte.
Die BRD-Kandidaten erlebten bereits 2015 und 2016 ein deutliches Debakel, als sie nur Letzte der Finalrunde wurden. Dieses Mal reichte es mit sechs mickrigen Pünktchen immerhin zum vorletzten Platz. Peinlich ist die Pleite trotzdem. Das war auch für Levina Wer zum Heulen.
Die Deutschen werden von den ESC-Abstimmern schlicht nicht geliebt. Das war so und das wird so bleiben, es sei denn, Kandidaten, die für Deutschland antreten, trällern wie Nicole harmlos an der Klampfe von „ein bisschen Frieden“ oder bieten sich vor aller Welt zum Deppen dar so wie Guildo Horn und Die Orthopädischen Strümpfe 1998 mit „Guildo hat Euch lieb!“. Die Deutschen dämlich? Damit schafften sie es in Europa immerhin auf Platz sieben.
Nathan Trend erreichte mit „Running on Air“ für Österreich 93 Punkte und landete zwischen Baum und Borke, also abgeschlagen im Mittelfeld der 26 vor allem europäischen Teilnehmerstaaten. Die Gruppe Timebelle scheiterte mit „Apollo“ für die Schweiz und schied im Gegensatz zu Israel und Australien bereits in der Vorrunde aus.
Die Ergebnisse der Endrunde im Einzelnen:
1. Portugal 758
2. Bulgarien 615
3. Moldawien 374
4. Belgien 363
5. Schweden 344
6. Italien 334
7. Rumänien 282
8. Ungarn 200
9. Australien 173
10. Norwegen 158
11. Niederlande 150
12. Frankreich 135
13. Kroatien 128
14. Aserbaidschan 120
15. Großbritannien 111
16. Österreich 93
17. Belarus 83
18. Armenien 79
19. Griechenland 77
20. Dänemark 77
21. Zypern 68
22. Polen 64
23. Israel 39
24. Ukraine 36
25. Deutschland 6
26. Spanien 5